# taz.de -- Richtfest für den Amazon-Tower: Von oben sieht man ihn nicht
       
       > Berlins höchstes Hochhaus ist im Rohbau fertig. Ende nächsten Jahres
       > sollen bis zu 4.000 Amazon-Mitarbeiter einziehen.
       
 (IMG) Bild: Kranz drauf
       
       BERLIN taz | Von fast ganz oben, aus dem 31. von insgesamt 37 Geschossen,
       hat man einen unverstellten Blick auf die Stadt. Zu Füßen liegen das
       [1][RAW-Gelände, das wohl bald weichen muss], und die Friedrichshainer
       Wohnviertel, auf der anderen Seite das schon jetzt von gutbezahlten
       [2][Tech-Workern] besiedelte Kreuzberg. Mit 140 Metern ist das „Edge East
       Side Berlin“, (oder eben [3][Amazon-Tower]) an der Warschauer Brücke jetzt
       der höchste Wolkenkratzer der Stadt. Und einen Vorteil hat der Blick von
       diesem neuen Bau: Man sieht den Amazon-Tower nicht.
       
       Wobei, eines muss man dem Gebäude, dessen Richtfest am Mittwoch gefeiert
       wurde, lassen: Es ist imposant. Die Architekten der Bjake Ingels Group
       haben ein Haus entworfen, dessen Fassade nicht eintönig ist, mit
       treppenförmigen Außenterrassen ab der 12. Etage und mit unverstelltem,
       balkenlosem Platz im Inneren. Die bis zu 4.000 Amazon-Mitarbeiter:innen,
       die hier nach der Fertigstellung Ende 2023 arbeiten sollen, werden es
       bestimmt genießen. Für alle anderen bleiben eine öffentlich zugängliche
       Lobby und die Dachterasse.
       
       Einziehen werden jene gutbezahlten Mitarbeiter:innen, die in den Bereichen
       Entwicklung und Forschung tätig sind, zuständig für Logistik, die Website
       und Services wie Alexa – also nicht jene geschundenen Arbeiter:innen in
       den Warenlagern, die derzeit an mehreren Standorten den Arbeitskampf wagen.
       3.600 Menschen beschäftigt der Konzern in Berlin, verteilt auf 13
       Standorte. Sie alle wolle man nun in ein Haus holen, sagt
       Amazon-Standortleiter Jonathan Weiss auf dem Richtfest.
       
       Auf einer Journalistenführung zuvor durch das 280 Millionen Euro teure
       Gebäude war den Vertretern des Architekturbüros und des Projektentwicklers
       der Stolz anzumerken. In 20 Monaten Bauzeit wurde der Rohbau
       fertiggestellt; eine logistische Herausforderung angesichts des nicht
       vorhandenen Platzes ringsherum und einer Just-in-time-Lieferung aller
       Bauteile. 4.700 Fassadenelemente sollen bis 2023 angebracht, das Haus mit
       modernster Heiz- und Kühltechnik ausgestattet sein. Herausnehmbare Teile in
       den Decken ermöglichen auch noch später Etagendurchbrüche.
       
       Beim Festakt – auf dem Parkhausdach von dem angrenzenden Einkaufszentrum –
       sind auch viele Bauarbeiter dabei, die sich zumindest über ihre
       Arbeitsbedingungen nicht beschwerten. Stadtentwicklungssenator Andreas
       Geisel (SPD) freute sich über die „ganz besondere Landmarke für Berlin“. Es
       entspreche seinem Credo, „höher und dichter“ zu bauen. Geisel will nun
       gegen den Willen der Koalitionspartner dem Karstadt-Konzern Signa den Bau
       zweier 120-Meter-Türme am Ku’damm ermöglichen. Vom Amazon-Tower wird man
       sehen können, ob die Bauten tatsächlich kommen.
       
       12 Oct 2022
       
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