# taz.de -- Profispielerin Tamara Korpatsch: Deutsche Nummer Zwei räumt ab
       
       > Tamara Korpatsch hat sich mühsam und ohne Hilfe des Verbands noch oben
       > gekämpft. Bei den US Open will sie weiter punkten.
       
 (IMG) Bild: Kämpferin auf dem Nebenplatz: Tamara Korpatsch in Aktion
       
       Kennen Sie Tamara Korpatsch? Wenn ja, sind Sie erfreulich gut informiert in
       Sachen Tennis. Wenn nicht, ist es keine große Überraschung. Denn irgendwie
       gehören fast immer den anderen die Schlagzeilen und nicht ihr, Tamara
       Korpatsch, der augenblicklich zweitbesten deutschen Spielerin in der
       Weltrangliste. Die nominelle Nummer eins, die 36-jährige Tatjana Maria, ist
       gerade in Runde eins bei den US Open ausgeschieden, sang- und klanglos.
       Aber Korpatsch, die Frau im Schatten, ist noch da: die scheinbar ewig
       übersehene Deutsche.
       
       Auch in Flushing Meadows ist es nicht wesentlich anders als sonst mit und
       für Korpatsch. Die 28-jährige Hamburgerin spielt gutes, solides,
       international wettbewerbsfähiges Tennis. Aber andere stehen auf der
       Grand-Slam-Bühne im Rampenlicht, andere Profis auch aus ihrer Geburtsstadt.
       Alexander Zverev, natürlich. Aber auch das 19-jährige Tennis-Sternchen Eva
       Lys nach ihrem ersten Grand-Slam-Sieg überhaupt. Korpatschs souveräner 6:3,
       6:2-Auftakterfolg gegen die Rumänin Irina-Camelia Begu auf dem Außenplatz 8
       trat fast schon selbstverständlich mal wieder in den Hintergrund.
       
       Dabei lohnt es sich, einen Blick auf die deutsche Nummer 2 zu werfen, die
       in New York nun sogar die deutsche Nummer eins in der laufenden Konkurrenz
       ist. Korpatsch ist keine der schwer geförderten, früh rundum versorgten
       Athletinnen, sondern eine zupackende, unverdrossene Selfmade-Frau aus einem
       Familienunternehmen, das sich mit ganzem Herzen dem Tennis verschrieben
       hat. Bei den Korpatschs dreht sich alles ums Tennis und um die Karriere von
       Tamara.
       
       Vater Thomas trainiert die Tochter, die Brüder Tom und Richie sind als
       Sparringspartner aktiv – und Mutter Birgit ist gelegentlich auch noch als
       Bespannungskraft im Einsatz. „Die Familie ist mein großer Rückhalt“, sagt
       Korpatsch, die gegenwärtig [1][auf Weltranglistenplatz 75] eingestuft ist.
       
       ## „Auf eigene Faust“
       
       Korpatsch und ihrer tennisbegeisterten Familie wurde nichts geschenkt in
       den Jahren eines harten Aufstiegs im Profitennis. Viele Jahre reiste der
       Familientrupp in einem Camper umher, um Geld zu sparen. Dann wurde das
       Mobil mit dem Typnamen „Weltenbummler“ in den Ruhestand versetzt, weil die
       Reparaturen zu aufwändig waren.
       
       [2][Vom Deutschen Tennis-Bund gab es] in jenen Jahren keine Unterstützung,
       Korpatsch lief schlicht unter dem Radar des weltgrößten Tennisverbandes.
       „Wir sind stolz auf das, was wir auf eigene Faust geschafft haben“, sagt
       Korpatsch.
       
       Die Hamburgerin kämpfte sich auf den kleineren und mittelgroßen Turnieren
       zäh nach oben – dort, wo selten einmal Schlagzeilen für die Medien
       abfallen. 2016 versuchte sie sich erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier in
       der Qualifikation, damals auch in New York. Es war ihr allererster Flug,
       mitten rein ins ganz große Tennis. Und in Schlagdistanz, in Reichweite zu
       den Superstars. Im Tennis-Magazin erinnerte sie sich noch daran, wie sie
       gemeinsam mit ihrem Vater beim US-Open-Training von Rafael Nadal saß – und
       der den Matador aus Mallorca zunächst gar nicht erkannte.
       
       ## Ein Kindheitstraum
       
       Die laufende Saison begann schwierig für die laufstarke, engagierte
       Hamburgerin. Vielen Auftaktniederlagen folgten Verletzungen, sie rutschte
       in der Weltrangliste wieder aus den Top 100 hinaus. Doch seit dem
       Frühsommer geht es aufwärts, in Wimbledon gewann sie ihr erstes
       Grand-Slam-Spiel, erreichte bei den Prag Open das Halbfinale. Und musste
       sich in New York dank guter Ranglisten-Platzierung nicht über die
       Qualifikation ins Hauptfeld quälen.
       
       Geträumt habe sie als kleines Kind schon von einer Karriere als
       Tennisspielerin, sagt Korpatsch. So richtig in Angriff nahm sie dieses
       Vorhaben nach dem Realschul-Abschluss, trat dann frühzeitig bei kleineren
       ITF-Wettbewerben an. Die Turnierreisen wurden akribisch geplant, jeder
       Euro, jeder Cent zählte. Nun, mit Ende zwanzig, zahlt sich die Arbeit
       endlich aus, nicht nur sportlich und emotional, sondern auch finanziell.
       
       Mit dem Zweitrunden-Einzug in New York beläuft sich das laufende
       Jahreseinkommen auf rund 400.000 Dollar, vor Steuern wohlgemerkt. Und noch
       sind die US Open nicht beendet, in Runde 2 geht es für Korpatsch jetzt
       gegen die Russin Ludmila Samsonowa.
       
       31 Aug 2023
       
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 (DIR) Jörg Allmeroth
       
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