# taz.de -- Meduza-Auswahl 3. bis 9. August: Oligarchengeld für den Krieg
       
       > Mindestens 81 russische Oligarchen sind am Ukraine-Krieg beteiligt. Gegen
       > 14 gibt es einheitliche Sanktionen. Texte aus dem Exilmedium.
       
 (IMG) Bild: Keine einheitliche Sanktionsliste: Eine in den USA beschlagnahmte Yacht eines russischen Oligarchen
       
       Das [1][russisch-] und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März unter
       [4][taz.de/meduza] immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [5][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Woche vom 3. bis 9. August 2023 berichtete Meduza unter anderem über
       folgende Themen:
       
       ## 19 Jahre Haft für den Oppositionellen Alexei Nawalny
       
       „Daran können wir uns nicht gewöhnen“ – so beginnt der Text des russischen
       Exilmediums Meduza zur letzten Verurteilung des russischen
       Oppositionspolitikers Alexei Nawalny am 3. August. Zu 19 Jahren Haft haben
       ihn die russischen Behörden wegen des Vorwurfs des Extremismus verurteilt –
       und ihn als „besonders gefährlichen Rückfalltäter“ eingestuft. Nawalny
       sitzt bereits in einer russischen Strafkolonie ein, unter strengen
       Haftbedingungen.
       
       Vor zweieinhalb Jahren kehrte Nawalny aus dem Exil zurück nach Russland.
       Die ersten Urteile gegen ihn – die weniger als drei Jahre Gefängnis
       betrugen – brachten Tausende von Menschen auf die Straßen. Damals hätten
       viele geglaubt, dass diese ersten Verurteilungen das Ende seien, „dass es
       nicht mehr schlimmer werden könnte“, [6][schreibt Meduza] (russischer
       Text).
       
       Doch seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine zieht der russische
       Präsident Wladimir Putin die Daumenschrauben seines Regimes beständig an:
       Der Politiker Wladimir Kara-Murza wurde zu 25 Jahren in einer strengen
       Kolonie verurteilt, der Journalist Iwan Safronow wurde zu 22 Jahren
       verurteilt. Meduza schreibt: „Wenn uns noch etwas überraschen kann, dann
       ist es, dass die russischen Behörden in anderthalb Jahren aggressiver
       Kriegsführung die Todesstrafe nicht wieder eingeführt haben“.
       
       ## Die Oligarchen, die Russlands Militär versorgen
       
       Der unabhängige russische [7][Nachrichtendienst Proekt] hat staatliche
       Verträge und andere öffentliche Informationsquellen aus den Jahren 2014 bis
       2023 auf Verbindungen zwischen dem Staat und Oligarchen untersucht. Das
       Ergebnis: Mindestens 81 der reichsten Geschäftsleute Russlands beteiligen
       sich an der Versorgung des militärisch-industriellen Komplexes, des
       Militärs und der Nationalgarde – selbst wenn viele von ihnen in der
       Öffentlichkeit Stellung gegen den Krieg beziehen und ihre Beteiligung an
       der Rüstungsindustrie abstreiten.
       
       Diese Recherche, die ursprünglich auf Russisch veröffentlicht wurde,
       [8][fasst Meduza nun auf Englisch zusammen]. 80 der 81 Geschäftsleute, die
       in der Untersuchung auftauchen, wurden bereits mit Sanktionen belegt.
       Allerdings wurden nur gegen 14 von ihnen von allen Ukraine-Verbündeten
       einheitliche Einschränkungen verhängt. Weitere 34 von ihnen wurden nur von
       Kyjiw sanktioniert. Eine ausführliche Liste ist auch [9][im Bericht von
       Meduza] (englischer Text) zu lesen.
       
       Steigt Belarus in den Krieg gegen die Ukraine ein? 
       
       Seitdem die Wagner-Söldner Ende Juni angeblich nach Belarus verlegt wurden,
       wird spekuliert, ob Belarus in den Krieg gegen die Ukraine einsteigen wird.
       Moskau hatte kurz zuvor angekündigt, Atomwaffen auf belarussischem Gebiet
       stationieren zu wollen. Die Meduza-Sonderkorrespondentin Jelisaweta
       Antonowa [10][analysiert die Lage und fragt sich, inwiefern die Bedrohung
       durch Nuklearwaffen real ist, und wie realistisch ein möglicher Angriff der
       Wagner-Söldner auf Polen] ist (russischer Text).
       
       Gleichzeitig beschreibt sie, wie Kyjiw seit dem Ausbruch des russischen
       Angriffskrieges formelle und informelle Beziehungen zum belarussischen
       Präsidenten Alexander Lukaschenko aufgebaut hat. In einem Gespräch mit
       Meduza erzählt etwa ein ukrainischer Abgeordneter von einem Treffen mit
       Lukaschenko am 27. Februar 2022 in der Nähe der belarussischen Stadt Gomel,
       etwa 40 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.
       
       Die Meduza-Quelle spricht außerdem von etwa 6.400 Wagner-Kämpfern, die
       derzeit in Belarus stationiert seien. Dem Gesprächspartner des Exilmediums
       zufolge können die Wagner-Söldner zur „Destabilisierung“ der Lage in
       Nachbarländern wie den baltischen Staaten oder Polen eingesetzt werden.
       
       Russlands beliebteste Bürgermeisterin kehrt zurück 
       
       Im Jahr 2018 bekam die ostsibirische Stadt Jakutsk erstmals eine
       Bürgermeisterin. Doch nur drei Jahre später trat Sardana Avksentieva wieder
       zurück, offiziell aus gesundheitlichen Gründen – inoffiziell wegen Drucks
       „von oben“. Nun könnte Avksentieva, einst Russlands beliebteste
       Bürgermeisterin, Putins Regierungspartei bei den bevorstehenden Wahlen in
       der Republik Jakutien im September Probleme bereiten. Schon während ihres
       Wahlkampfs um das Amt der Bürgermeisterin von Jakutsk stellte sie die
       Korruptionsbekämpfung in den Mittelpunkt – und nun beginnt eine neue
       Wahlkampfsaison.
       
       Die ostsibirische Republik Jakutien gehört zu den Regionen Russlands, in
       denen der Widerstand gegen Putin am stärksten ist. 2018 erhielt er in der
       Region 12 Prozent weniger Stimmen als im Durchschnitt Russlands, 2021
       verlor die Regierungspartei Einiges Russland bei den Wahlen zur Staatsduma
       dort gegen die Kommunistische Partei. [11][Meduzas Vorbericht zur Wahl ist
       hier zu lesen] (englischer Text).
       
       9 Aug 2023
       
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