# taz.de -- Humanitäre Krise in Tschad: Flüchtlinge aus Sudan verhungert
       
       > Über 350.000 Menschen sind aus Darfur in Sudan nach Tschad geflohen. Dort
       > meldet die Regierung jetzt Hungertote.
       
 (IMG) Bild: Im Elend: Darfur-Flüchtlinge in Adré, Tschad, Anfang August
       
       KHARTUM taz | Mindestens 111 sudanesische Flüchtlinge beziehungsweise
       zurückgekehrte tschadische Flüchtlinge sind in Tschad nach ihrer Ankunft
       gestorben. Dies hat Tschads Regierung bekannt gegeben. 73 der Toten sind
       verhungerte Kinder, geht aus den [1][Zahlen der Regierung und der
       Weltgesundheitsorganisation WHO] hervor. 26 sind schwangere Mütter. 12 sind
       Flüchtlinge, die den Verletzungen erlegen sind, die sie vor ihrer Flucht
       erlitten.
       
       Tschad ist seit Beginn des Krieges zwischen Armee und RSF-Miliz in Sudan am
       15. April das am schwersten von der Sudan-Flüchtlingskrise betroffene
       Nachbarland. Insgesamt sind inzwischen nach der [2][laufenden Zählung der
       UN-Migrationsorganisation IOM] über 4 Millionen Menschen auf der Flucht,
       davon 3,3 Millionen innerhalb Sudans. Von diesen kommen 71 Prozent aus der
       besonders schwer umkämpften Hauptstadt Khartum.
       
       Rund die Hälfte der Flüchtlinge, die Sudans Grenzen überqueren, landet in
       Tschad. Bis 7. August wurden in Tschad 358.817 sudanesische Flüchtlinge und
       48.180 tschadische Rückkehrer registriert. Sie sind zumeist aus der
       sudanesischen Nachbarregion Darfur gekommen, wo die [3][Gewalt der
       vergangenen Monate] Tausende Tote gefordert haben soll.
       
       Im Osten Tschads gestaltet sich die Versorgung der Neuankömmlinge
       schwierig. Von den registrierten Menschen haben 2.587 Verletzungen am
       Körper – allein diese Woche kamen 120 neue hinzu. Für Tschads
       Gesundheitswesen ist all dies eine enorme zusätzliche Belastung, zumal im
       Osten Tschads eine Masernepidemie wütet.
       
       Das Gesundheitsministerium startete im Juli eine neue Impfkampagne gegen
       Masern in der tschadischen Provinz Ouaddai. 552.137 Kinder im Alter von 6
       Monaten bis 14 Jahre – 92,5 Prozent der Zielgruppe – konnten erreicht
       werden. Die Impfkampagne ist jetzt abgeschlossen. Doch am 5. August wurden
       in der Provinz erste Signale der Ausbreitung einer hochansteckenden
       Fieberkrankheit gemeldet.
       
       ## Ausweitung der Hungerkrise droht
       
       Bis September drohen in Sudan weitere 1,5 Millionen Kinder in eine
       Hungerkrise zu geraten, warnt die Kinderrechtsorganisation Save the
       Children. Im Juni litten bereits knapp 8 Millionen Kinder in Sudan unter
       akutem Hunger. Zwischen Juli und September wird diese Zahl voraussichtlich
       auf 9,5 Millionen ansteigen, schätzt die Organisation – das sind
       durchschnittlich 17.000 Kinder zusätzlich pro Tag.
       
       Insgesamt habe sich die Zahl der hungernden Menschen in Sudan im
       vergangenen Jahr verdoppelt: Mehr als 42 Prozent der 46 Millionen
       Einwohner*innen seien von krisenhafter Ernährungsunsicherheit
       betroffen.
       
       16 Aug 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://reliefweb.int/report/chad/rapport-de-situation-hebdomadaire-du-secteur-sante-ndeg006-10-aout-2023
 (DIR) [2] https://reliefweb.int/report/sudan/regional-sudan-response-situation-update-15-august-2023
 (DIR) [3] /Krieg-in-Sudan/!5945600
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Raji Bashir
       
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       Nachbarland Tschad. Sie berichten von systematischen Massakern.