# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Frachter erreicht Istanbul
       
       > Das erste Containerschiff seit der russischen Nicht-Verlängerung des
       > Deals hat das Schwarze Meer überquert. Außerdem explodierte eine Drohne
       > in Moskau.
       
 (IMG) Bild: Das erste Containerschiff (Joseph Schulte), das seit Mitte Juli Odessa verlassen hat, ist in Istanbul am Freitag angekommen
       
       ## Strack-Zimmermann: zügig über Taurus entscheiden
       
       Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich für
       eine schnelle Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung von
       Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgesprochen. Sie sagte am Freitag
       im ARD-„Morgenmagazin“: „Wir entscheiden, und wir müssen schnell
       entscheiden.“ Die Ukraine müsse die Marschflugkörper schnell bekommen.
       Strack-Zimmermann erinnerte daran, dass in der Ukraine jeden Tag Menschen
       sterben, Kinder verschleppt und Frauen vergewaltigt würden. Eine
       monatelange Diskussion könne man sich deshalb nicht erlauben.
       
       Die Ukraine fordert seit Längerem von der rot-grün-gelben Bundesregierung
       die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper für die Verteidigung gegen
       Russland. Kanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich am Sonntag zurückhaltend.
       Im ZDF-„Sommerinterview“ sagte er, so wie in der Vergangenheit werde die
       Bundesregierung jede einzelne Entscheidung immer sehr sorgfältig überprüfen
       – was gehe, was Sinn mache, was der deutsche Beitrag sein könne.
       Strack-Zimmermann erklärte dazu: „Wenn man schon sagt, was der Kanzler ja
       auch gesagt hat, er stünde an der Seite der Ukraine, wir würden alles
       machen, um ihr zu helfen, ist es Zeit, auch hier grünes Licht zu geben.“
       
       Es gibt Befürchtungen, dass die Geschosse auch russisches Territorium
       erreichen könnten. Strack-Zimmermann sagte: „Ich kann Ihnen nur sagen, dass
       die Ukraine in den anderthalb Jahren sich immer an die Regeln gehalten hat.
       Und ein solcher Marschflugkörper wird nicht einfach unter das Flugzeug
       gehängt und einfach mal so abgeschossen, sondern er wird programmiert.“ Die
       Marschflugkörper sollten dazu dienen, russischen Nachschub im Krieg gegen
       die Ukraine zu zerstören. (dpa)
       
       ## Ukrainische Drohne beschädigt Gebäude in Moskau
       
       Eine ukrainische Drohne hat nach russischen Angaben ein Gebäude im Zentrum
       Moskaus beschädigt. „Gegen 04.00 Uhr morgens Moskauer Zeit hat das Kyjiwer
       Regime einen weiteren Terroranschlag mit einem unbemannten Luftfahrzeug auf
       Objekte in Moskau und der Region Moskau verübt“, teilte das
       Verteidigungsministerium am Freitag mit. Verletzte habe es nicht gegeben.
       Ein Reuters-Mitarbeiter berichtete, er habe eine starke Explosion gehört.
       Auf Bildern ist zu sehen, wie Arbeiter und Rettungskräfte das Dach des
       nicht bewohnten Gebäudes untersuchen.
       
       Den Angaben zufolge wurde die Drohne zerstört, ihre Trümmer seien auf ein
       Gebäude im Expo Center gefallen. Der Komplex umfasst Ausstellungspavillons
       sowie Mehrzweckhallen und liegt weniger als fünf Kilometer vom Kreml
       entfernt. Der Flugverkehr auf den vier großen Flughäfen rund um die
       Hauptstadt – Wnukowo, Domodedowo, Scheremetjewo und Schukowski – wurde
       kurzzeitig unterbrochen. Sieben Flüge wurden auf andere Flughäfen
       umgeleitet.
       
       Die Regierung in Kyjiw nahm zunächst zu dem Drohnenangriff nicht Stellung.
       Sie äußert sich üblicherweise nicht dazu, wer hinter den Angriffen auf
       russisches Territorium steckt. Die Attacken mit Drohnen in Russland weit
       entfernt von der Front in der Ukraine haben zugenommen. Anfang Mai wurde
       eine Drohne über dem Kreml abgeschossen. [1][Seitdem wurden mehrfach
       Gebäude in Moskau durch Drohnen beschädigt]. Sowohl die Ukraine als auch
       Russland bestreiten, in dem fast 18-monatigen Krieg Zivilisten und zivile
       Infrastrukturen angegriffen zu haben. (rtr)
       
       ## In der Ukraine gestarteter Frachter erreicht Istanbul
       
       Ein im ukrainischen Odessa gestartetes Containerschiff hat Istanbul
       erreicht. Die „Joseph Schulte“ durchfuhr am Freitag den Bosporus, wie ein
       Reuters-Augenzeuge berichtete. Die Meerenge verbindet das Schwarze Meer mit
       dem Mittelmeer. Laut Lokalmedien soll der Frachter im Hafen von Ambarli im
       Süden Istanbuls anlegen.
       
       Das vom deutschen Unternehmen Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM)
       betreute Schiff hatte über rumänische und bulgarische Hoheitsgewässer
       türkisches Gebiet erreicht. Das Containerschiff lag seit dem 23. Februar
       2022 in der ukrainischen Hafenstadt vor Anker und war dann am Mittwoch
       Richtung Istanbul aufgebrochen. Das Schiff gehört einer chinesischen Bank
       und der Hamburger Firma Bernhard Schulte. BSM sei den verschiedenen
       beteiligten Parteien dankbar, die eine sichere Passage des Schiffs
       ermöglichten.
       
       [2][Vergangene Woche hat die Ukraine die Einrichtung eines „humanitären
       Korridors“ im Schwarzen Meer angekündigt]. Durch diese Passage sollen
       Frachtschiffe, die seit Kriegsbeginn in Häfen festsitzen, das Land trotz
       russischer Drohungen verlassen können. (rtr)
       
       ## USA: Dänemark und Niederlande sollen F-16 liefern
       
       Die US-Regierung will Dänemark und den Niederlanden eine schnelle
       Weitergabe von US-Mehrzweckkampfflugzeugen des Typs F-16 an die Ukraine
       ermöglichen. Man habe beiden Ländern zugesichert, dass Anträge auf
       Genehmigung so beschleunigt würden, dass die Kampfjets an Kyjiw geliefert
       werden könnten, sobald die Ausbildung der ukrainischen Piloten und
       Techniker abgeschlossen sei, bestätigte ein Sprecher des
       US-Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Washington. „Wir
       wissen es zu schätzen, dass Dänemark und die Niederlande diese Koalition
       zur Ausbildung ukrainischer Piloten anführen“, hieß es.
       
       Die Ukraine hatte zuvor erklärt, in diesem Jahr nicht mehr mit den lange
       erbetenen F-16-Jets zu rechnen. „Es ist offensichtlich, dass wir die
       Ukraine in diesem Herbst und Winter nicht mit den F-16 verteidigen können“,
       sagte Luftwaffensprecher Jurij Ihnat im ukrainischen Fernsehen. Ein
       Fortschritt sei immerhin, dass ukrainische Piloten und Techniker „in
       nächster Zeit“ mit der Ausbildung auf den Jets beginnen könnten, wurde
       Ihnat von ukrainischen Medien in der Nacht auf Donnerstag zitiert.
       
       Innerhalb der Nato hat sich im Sommer [3][eine von Dänemark und den
       Niederlanden geführte Koalition gebildet], um ukrainische Piloten für die
       Nutzung der F-16 auszubilden. Dem haben auch die USA zugestimmt. Aus
       Beständen in den Niederlanden, Belgien, Dänemark oder Norwegen könnten
       später auch Flugzeuge abgegeben werden, hieß es damals. Die USA müssen die
       Übergabe der Militärjets von ihren Verbündeten an die Ukraine genehmigen,
       weil die Maschinen von der US-Firma Lockheed Martin gebaut werden und
       sensible Technologie an Bord haben. Deshalb hat Washington auch ein
       Mitspracherecht dabei, wer daran ausgebildet wird.
       
       Allerdings ist die zugesagte Ausbildung zwischen den Beteiligten noch nicht
       organisiert. Die derzeitige Bodenoffensive ukrainischer Truppen leidet
       unter dem fehlenden Schutz aus der Luft und kommt weniger schnell voran als
       in Kyjiw erhofft. (dpa)
       
       ## Selenski kündigt Rüstungsindustrieschau im Herbst an
       
       Präsident Wolodimir Selenski hat für den Herbst ein „Forum der
       Rüstungsindustrie“ in der Ukraine angekündigt. „Zum ersten Mal wird auf der
       Staatsebene eine Veranstaltung von solchem Ausmaß stattfinden“, sagte
       Selenski am Donnerstag bei seiner täglichen Abendansprache via Telegram.
       Bei der Veranstaltung sollen ukrainische und ausländische
       Rüstungshersteller ihre Produktion präsentieren.
       
       Selenski zufolge können dabei auch Möglichkeiten für neue
       Produktionsstätten in der Ukraine ausgelotet werden. Zudem sollen bei der
       Veranstaltung die bisherigen Errungenschaften des militärisch-industriellen
       Komplexes der Ukraine vorgezeigt werden. „Nationen haben das Recht auf
       Verteidigung. Wir bauen das Arsenal der Freien Welt gemeinsam“, führte der
       ukrainische Präsident aus.
       
       Bei seiner Ansprache dankte er auch Deutschland für die jüngste Lieferung
       von Startgeräten für das [4][Flugabwehrsystem Iris-T]. „Es ist ein
       kraftvolles und notwendiges Flugabwehrsystem. Ich danke Deutschland für die
       Hilfe beim Schutz gegen den russischen Terror“, sagte Selenski.
       
       Deutschland hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass es der von Russland
       angegriffenen Ukraine weitere Militärgüter geliefert hat – darunter zwei
       Startgeräte der Kurzstreckenvariante von Iris-T. (dpa)
       
       ## Selenski begrüßt neuen deutschen Botschafter
       
       Der neue deutsche Botschafter in der Ukraine, Martin Jäger, hat dem
       ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski sein Beglaubigungsschreiben
       überreicht. „Wir unterstützen die Ukraine in ihrem Kampf um Freiheit und
       Unabhängigkeit“, schrieb Jäger am Donnerstag zu diesem Anlass auf der
       Online-Plattform X, die vorher Twitter hieß. Der 59-jährige Diplomat hatte
       bereits im Juli als Botschafter in Kyjiw die Nachfolge von Anka Feldhusen
       angetreten.
       
       Der ukrainische Präsident begrüßte bei der Zeremonie auch die neuen
       Botschafter von Indonesien, Schweden, Chile, Kolumbien und Peru. In seinem
       Telegram-Kanal gab Selenski an, mit jedem von ihnen ein separates Gespräch
       zu Landesbeziehungen und dem Schutz des Völkerrechts geführt zu haben.
       
       18 Aug 2023
       
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