# taz.de -- Junkie-Rückstände in der Hasenheide: Das Problem ist nicht der Hundekot
       
       > Immer wieder beklagen Hundehalter*innen Vergiftungen bei ihren
       > Tieren. Im Hundepark Hasenheide sprechen Besitzer*innen über ihre
       > Erfahrungen.
       
 (IMG) Bild: Vergiftungen bei Hunden durch menschliche Fäkalien sind in Berliner Parks keine Seltenheit
       
       BERLIN taz | Am frühen Abend wird es voll im Volkspark Hasenheide.
       Unterwegs sind Spaziergänger*innen und Kinder, aber auch viele Hunde,
       die mit ihren Besitzer*innen durch den Park in Richtung Hundepark
       laufen. Die karge Auslauffläche befindet sich neben Streichelzoo,
       Minigolfanlage und Kinderspielplatz.
       
       Hier, aber auch in weiteren Hundeauslaufgebieten, etwa im Görlitzer und
       Wriezener Park oder im Mauerpark, sind in diesem Sommer vermehrt Fälle
       bekannt geworden, in denen Hunde Vergiftungen erlitten. Ursache dafür waren
       menschliche, mit Drogen belastete Fäkalien, die von den Tieren gefressen
       wurden.
       
       Auch in der Rex-Tierarztpraxis in der Hermannstraße, die sich unweit der
       Hasenheide befindet, werden immer wieder Hunde mit Vergiftungen durch
       Junkiekot eingeliefert. Genaue Zahlen hätten sie nicht vorliegen, sagt das
       Praxisteam. Jedoch seien diese Art der Vergiftungen eher ein qualitatives
       als ein quantitatives Problem.
       
       An diesem Nachmittag toben neun Hunde gemeinsam in der kleinen Fläche, die
       von einem 1,30 Meter hohen Holz-Draht-Zaun umgeben ist. Auf vier roten
       Bänken, die jeweils an den Ecken des Hundeparks stehen, sitzen die
       Halter*innen zusammen und unterhalten sich.
       
       ## Wenige Minuten zählen
       
       Eine von ihnen ist Sabine, die mit ihrer Hündin Zera unterwegs ist. Diese
       habe sie trainiert, damit sie nichts vom Boden frisst, erzählt die
       Berlinerin, deren vorherige Hündin bereits eine Vergiftung in der
       Hasenheide erlitten hatte. „Sie hat menschlichen Kot gefressen und wurde
       daraufhin total apathisch“, sagt Sabine.
       
       Laut Rex-Tierpraxis unterscheiden sich die Symptome bei betroffenen Hunden,
       abhängig von den konkreten Drogenrückständen, die das Tier gefressen hat.
       Über Gleichgewichtsstörungen, Schläfrigkeit, Wahrnehmungsstörungen,
       Schwindel und Krampfanfälle bis hin zum Tod sei alles möglich. „Wenn es
       passiert, wird es leider oft schnell ernst“, sagt das Team.
       
       Zeras Halterin Sabine habe am Nachmittag, nachdem sie im Hundepark
       angekommen ist, erst einmal eine Decke mit Alufolie und Spritzen entsorgt.
       Laut der 49-Jährigen sei es keine Seltenheit, dass Spritzen und anderes
       Zubehör herumliegen. „Überall muss man aufpassen, dass die Hunde nicht ins
       Gebüsch rennen und etwas fressen“, sagt ihre Freundin Gabi, die mit ihrer
       Hündin hinter dem Zaun des Hundeparks steht. Die 66-Jährige hat große Sorge
       um ihren Vierbeiner, da dieser alles fresse, was er findet. Schon einige
       Male habe sie beobachtet, dass Junkies die Fläche betreten und ihr Geschäft
       erledigen, sagt sie.
       
       ## Realität oder Hörensagen
       
       Unter einem Holzpavillon am Rand des Auslaufgebietes sitzt Dani. „Wenn
       meine Nandi in den Gebüschen verschwindet, habe ich immer im Hinterkopf,
       dass sie etwas fressen könnte“, sagt die 57-Jährige. Sie habe bereits
       mehrfach von den Vergiftungen durch menschliche Fäkalien gehört, würde das
       Risiko jedoch eingehen, um ihrer Hündin ihren Freilauf zu geben.
       
       „Ich halte es für Dramageschichten und Hörensagen“, sagt Frank, der seit 22
       Jahren mit seinen Hunden in den Volkspark kommt. Ihm zufolge seien vor
       einigen Wochen Zettel im Park verteilt worden, um Hundebesitzer*innen
       über Giftanschläge zu informieren. „Ich bin sicher, dass die Zettelaktion
       nur ein Versuch von Hundehassern war, Tiere vom Park fernzuhalten.“
       
       Um dem Risiko einer Vergiftung, egal ob gezielt durch Giftköder oder durch
       Junkiekot, zu entgehen, rät das Rex-Praxisteam, die Hunde vermehrt an der
       Leine und nicht alleine in Gebüschen herumrennen zu lassen. „Wenn der
       Verdacht auf Vergiftung besteht, sollten die Hunde sofort zum Tierarzt,
       denn Zeit kann hier Leben retten.“
       
       30 Aug 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elena Kirillidis
       
       ## TAGS
       
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