# taz.de -- Laptop-Affäre um Hunter Biden: Die Marke Biden
       
       > Pseudonyme, der Laptop und ein Job für „Johnny“: In den National Archives
       > warten brisante E-Mails von Joe und Hunter Biden auf ihre
       > Veröffentlichung.
       
 (IMG) Bild: Joe Biden und sein Sohn Hunter als Zuschauer beim Basketball, 2010
       
       Es ist für Historiker ein kostspieliges Unternehmen, im amerikanischen
       Nationalarchiv (NARA) zu arbeiten. Die Archivbestände befinden sich nicht
       im säulenverzierten Hauptgebäude in Washington, sondern in einem
       abgelegenen Vorort. Ein nahe gelegenes Hotel beherbergt die wohlhabenderen
       Historiker, während der Rest sich irgendwie durchschlagen muss.
       
       Einmal angekommen, stehen alle vor der gleichen Herausforderung: Sie müssen
       es schaffen, in einem chaotischen Archiv gutes Material zu finden. Auf die
       überarbeiteten Archivare können sie genauso wenig hoffen wie auf die
       veralteten Kataloge. Das NARA gilt als chronisch unterfinanziert. Der
       Geldmangel könnte erklären, warum es 14 Monate dauerte, bis sie eine
       Freedom-of-Information-Anfrage (FOIA) beantworteten. Die Anfrage könnte
       Biden die Wiederwahl kosten.
       
       Die Angst vor Trump hat bisher viele Journalisten davon abgehalten, Joe
       Biden genauer zu untersuchen. Das ist menschlich verständlich. [1][Wer
       Biden kritisiert, könnte damit Trump zum Wahlsieg verhelfen.] Kritik an
       Biden wurde deswegen regelmäßig als Fox-News-Verschwörungstheorie abgetan.
       Nur Witze über seine Tendenz, von Podien zu fallen, wurden toleriert. Sie
       erweckten Erinnerungen an Ronald Reagans letzte Amtsjahre. Auch Reagan
       hatte ein starkes Gedächtnisproblem. Seine Ehefrau Nancy flüsterte ihm
       damals die relevanten Infos zu, genau wie es heute Jill Biden tut.
       
       Ein dementer Präsident ist also nichts Neues für die USA. Aber gehört Biden
       auch in die Riege der korrupten Amtsinhaber? Seitdem 2021 der Laptop seines
       Sohnes Hunter auftauchte, liegt die Vermutung nahe.
       
       ## Direktzugang zu Papa Joe
       
       Hunter ist trotz seiner Drogenabstürze ein erfolgreicher Lobbyist. Könnte
       das daran liegen, dass er Geschäftsleuten Zugang zu Papa Joe verschafft?
       
       Biden senior hat mehrfach erklärt, dass er nichts mit den Geschäften
       seines Sohnes zu tun habe. Aber dieses Narrativ kollabiert gerade. Denn
       auf Hunters Laptop waren nicht die Sexfotos interessant, sondern die
       E-Mails seines Vaters. Sie stammen aus Joe Bidens Zeit als Vizepräsident.
       Er benutzte damals drei Pseudonyme: Robin Ware, Robert L. Peters und
       JRB Ware.
       
       Menschen wählen Pseudonyme, um Leute im Netz zu beschimpfen oder ihre
       Partner zu betrügen, aber in diesem Fall schien das eher unwahrscheinlich.
       Das Weiße Haus erklärte, Biden habe sie wegen potenzieller Hackerangriffe
       benutzt. Diese Argumentation hat ihre Schwächen. Regierungsmitarbeitern
       wird gepredigt, in privaten E-Mails auf keinen Fall berufliche
       Informationen weiterzugeben.
       
       Aber genau das tat Joe. Er setzte Hunter in regierungsrelevanten E-Mails
       ins CC. Hunter wusste diese Informationen zu nutzen. In einer E-Mail an
       Papa versuchte er, seinem Kumpel „Johnny“ einen Job zu verschaffen. Biden
       senior antwortete: „Wegen Johnny, ruf mich sofort an. Dad.“ In einer
       anderen E-Mail informierte Joe wiederum Hunter [2][über ein Telefonat mit
       dem damaligen Präsidenten der Ukraine.] Hunter saß zu diesem Zeitpunkt im
       Aufsichtsrat des Gaslieferers Burisma und erhielt dafür 80.000 Dollar im
       Monat.
       
       ## Über 5.000 E-Mails im Archiv
       
       Devon Archer, ein ehemaliger Geschäftspartner von Hunter, sagte aus, dass
       Joe Biden bei ihren Besprechungen per Lautsprecher zugeschaltet gewesen
       sei. Das wäre eben die Methode der „Marke Biden“ gewesen.
       
       Die Antwort, was die Marke sonst noch lieferte, liegt in den National
       Archives. Das Archiv hat jetzt eingeräumt, 5.138 Pseudonym-E-Mails zu
       besitzen. Es wird sich zeigen, ob sie ihren Inhalt auch veröffentlichen
       werden. Die letzten Papiere zur Ermordung JFKs wurden erst in diesem Juni
       freigegeben. Nach 60 Jahren Warten.
       
       5 Sep 2023
       
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