# taz.de -- Hansi Flick und der Sieg im Basketball: Vom Spaß der anderen lernen
       
       > Die deutschen Basketballer sind Weltmeister und Hansi Flick ist als
       > Bundestrainer gefeuert. Dass Letzteres medial dominiert, ist Teil des
       > Problems.
       
 (IMG) Bild: Damals noch Bundestrainer: Hansi Flick bei einer Pressekonferenz im März 2023
       
       Es wirkte wie das kurzzeitige Aufbäumen eines Scheintoten am
       Sonntagnachmittag. Gerade als [1][beim historischen WM-Finale der deutschen
       Basketballer] in Manila die Crunchtime angebrochen war, die Phase also, in
       der jeder Ballverlust über den Ausgang eines Spiels entscheiden kann,
       meldete sich der Deutsche Fußball-Bund, als wolle man sagen: Hey Leute,
       mich gibt es immer noch! Ihr sollt keine anderen Götter neben mir haben!
       Der Verband versendete die Mitteilung, [2][dass Hansi Flick nicht mehr
       Bundestrainer] ist.
       
       Sonderlich sensibel war das gegenüber den just heranreifenden deutschen
       Basketballweltmeistern nicht. Aber der deutsche Fußball lebt gerade auch in
       seinen Krisenzeiten von dem Selbstbewusstsein, über allem zu stehen. Gern
       wird er als Metapher für das Große und Ganze herangezogen.
       
       So wie man einst die Wiederwahl von Helmut Kohl und Angela Merkel mit dem
       Gewinn von Fußballweltmeisterschaften in Verbindung brachte, stehen die
       jüngsten Misserfolge der deutschen Fußballerinnen und Fußballer derzeit für
       die Stagnation der deutschen Wirtschaft und das angeblich fehlende
       Leistungsdenken in der Gesellschaft. Fehlende Titel bei einer
       Leichtathletik-WM sind dann als Zusatzbeleg sehr willkommen.
       
       Dieses eindimensionale Wahrnehmung des deutschen Sports produziert eine
       Schwere, [3][die den Fußball selbst erdrückt], weil nicht wenige
       Funktionäre ernsthaft glauben, dieser müsse irgendwie noch als Schwungrad
       für die deutsche Gesellschaft funktionieren. Gibt es sportliche Probleme im
       Getriebe, werden diese auch gesellschaftlich übersetzt. Nach dem Scheitern
       der U-21 bei der EM wurden die schwarzen Spieler rassistisch beschimpft.
       
       ## Spaß gehört zum Sport dazu
       
       Quer zu all diesen Erzählungen steht nun die Erfolgsgeschichte der
       deutschen Basketballer, die erstmals einen WM-Titel gewannen. Sie konnten
       eine Sportromantik entfalten, weil sie gerade nicht mit Erwartungen
       überfrachtet wurden. Es hörte sich fast schon ein wenig schmalzig an, als
       der deutsche Ausnahmespieler Dennis Schröder nach dem sensationellen
       Halbfinalsieg gegen die USA von der besten Mannschaft schwärmte, in der er
       jemals gespielt habe. „Dieses Miteinander-Genießen, Zusammenspielen,
       Zusammenzustehen … dass jeder happy für den anderen ist – es gibt kein
       besseres Gefühl.“
       
       Erfolg im Spitzensport hat eben nicht nur mit Leistungsbereitschaft und
       Härte zu sich selbst zu tun. Im besten Fall gehören Spaß, Genuss und
       Glücksgefühle dazu. Dass es im Eifer des Gefechts trotzdem mal ruppig
       untereinander zugehen kann, auch das konnte man bei der WM sehen.
       
       Neben den NBA-Stars Schröder und Franz Wagner lernten die neu
       hinzugekommenen Basketballfans während des Turniers jeden Spieler für seine
       Fähigkeiten wertzuschätzen, weil der gemeinsame Geist jeden einzelnen auf
       ein anderes Niveau hob. Selbst wenn bei Dennis Schröder einmal nichts lief
       wie beim Viertelfinale gegen Lettland, schwang sich ein anderer wie Andreas
       Obst zu überragender Leistung auf. Aus dem Nichts kam all das nicht. Schon
       bei der letzten EM vergangenes Jahr war diese überbordende kollektive
       Energie zu sehen, als das Team des nüchternen Analytikers Gordon Herbert
       die Bronzemedaille holte.
       
       Die Motivationsgurus im DFB-Tross haben den deutschen Fußballern bei der WM
       in Katar einen Gänsefilm gezeigt, um ihnen vor Augen zu führen, was eine
       gut funktionierende Gruppe alles erreichen kann. Ein EM-Spiel der deutschen
       Basketballer hätte es auch getan. Das ZDF ließ sich erst vor dem Finale
       davon überzeugen, ein Spiel dieses so besonderen Teams zu übertragen. Es
       war beste Werbung für weniger Eindimensionalität im deutschen
       Sportfernsehen. Vorrang im TV-Programm wird aber die nächsten Tage gewiss
       die Frage haben, wer neuer Bundestrainer der deutschen Fußballer wird.
       
       11 Sep 2023
       
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