# taz.de -- Wunsch nach halber Kinderbetreuung: Der Wille der Väter ist da
       
       > Der Väterreport 2023 zeigt, dass jeder zweite Vater die Hälfte der
       > Kinderbetreuung übernehmen möchte. Doch Anspruch und Realität klaffen
       > auseinander.
       
 (IMG) Bild: Mehr Wunsch als Realität: Väter kümmern sich genauso wie Mütter um ihre Kinder
       
       BERLIN taz | Am Dienstag stellt Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne)
       [1][den Väterreport 2023] vor. Der Studie zufolge will jeder zweite Vater
       in Deutschland die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen.
       
       „Der neue Väterreport zeigt, dass sich Väter viel stärker als früher eine
       partnerschaftlich organisierte Aufgabenteilung in der Familie wünschen“, so
       die Ministerin gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Aus den
       Zahlen geht allerdings auch erneut hervor, dass der Anspruch der Realität
       noch nicht gerecht wird. Nur jeder fünfte Vater (21 Prozent) übernimmt
       tatsächlich die Hälfte der Kinderbetreuung.
       
       Zwei Drittel der Väter sind zudem für gleiche berufliche Chancen und eine
       finanzielle Unabhängigkeit beider Elternteile. Gleichzeitig verharrt mehr
       als die Hälfte der Väter in alten Vorstellungen der Mutter- und Vaterrolle
       hinsichtlich Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit. Immer noch überzeugt von
       einer traditionellen Aufgabenaufteilung sind ein Drittel der Väter und ein
       Viertel der Mütter.
       
       ## Wenig Veränderung zu 2021
       
       Die Zustimmung zur traditionellen Aufgabenverteilung sinkt mit höherem
       Bildungsabschluss. Für die Auswertung der Studie wurden fünf Vätertypen
       erstellt, beispielsweise der [2][„Überzeugte Engagierte“] oder der
       „Etablierte Konventionelle“.
       
       Großen Anlass zum Jubel über immer mehr progressive Väter gibt es nicht,
       wenn man die Zahlen mit dem [3][Vorgängerbericht von 2021] vergleicht. Vor
       zwei Jahren gaben bereits 55 Prozent der Väter an, sich die Kinderbetreuung
       partnerschaftlich teilen zu wollen. Jeder vierte behauptete zudem damals,
       dass die Betreuung tatsächlich gleichberechtigt aufgeteilt ist. Mütter
       sahen die Werte noch niedriger, von ihnen gaben nur 10 Prozent an, dass
       Väter die Hälfte der Kinderbetreuung erledigen.
       
       Die Werte zu 2021 lassen sich allerdings nur bedingt vergleichen, teilt ein
       Sprecher des Familienministeriums auf Anfrage mit. 2021 wurden nur Väter in
       Paarverbindungen berücksichtigt, deren Kinder jünger als zehn Jahre waren,
       in der diesjährigen Studie wurde das Alter der Kinder auf 16 Jahre
       ausgeweitet.
       
       ## Zehn Tage Sonderurlaub
       
       Dass Mütter aufgrund der ungleichen Aufteilung häufiger nur in Teilzeit
       arbeiten können, zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamts: Während
       67,5 Prozent der erwerbstätigen Mütter in Teilzeit beschäftigt sind,
       arbeiten nur 7,7 Prozent der Väter in Teilzeit.
       
       Der Gender-Care-Gap, also die Differenz an Stunden, die Frauen im Gegensatz
       zu Männern mehr pro Woche an Sorgearbeit investieren, zeigt auch [4][eine
       Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung]. Eine 34-jährige
       Frau verbringt durchschnittlich fast neun Stunden am Tag mit unbezahlter
       Care-Arbeit. Ein gleichalter Mann drei Stunden am Tag.
       
       Laut dem neuen Väterreport geben 35 Prozent der Mütter an, dass ihnen eine
       stärkere Beteiligung des Partners an der Hausarbeit und der Kindererziehung
       helfen würde, die Doppelbelastung aus Erwerbs- und Familienarbeit zu
       stemmen. Mütter würden zudem im Zusammenhang mit ihrer Elternschaft
       häufiger negative Erfahrungen im Arbeitsleben machen als Väter.
       
       Familienministerin Lisa Paus verwies auf das für 2024 geplante neue
       Familienstartzeitgesetz. Bislang müssen Arbeitnehmende bei der Geburt eines
       Kindes Urlaub oder Elternzeit nehmen, um bezahlt zu werden – das soll sich
       dadurch ändern. Mit dem neuen Gesetz soll der nicht gebärende Elternteil
       zehn Tage Sonderurlaub nach Entbindung bekommen.
       
       „Die Familienstartzeit erleichtert die Regeneration der Mütter durch die
       Fürsorge des Partners/der Partnerin und beide Eltern gewinnen Zeit, sich
       von Anfang an die Aufgaben partnerschaftlich zu teilen“, sagte der Sprecher
       des Ministeriums gegenüber der taz.
       
       11 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bmfsfj.de/resource/blob/230374/c9a4f9fb5a25a5fb52d7933eb1473238/vaeterreport-2023-data.pdf
 (DIR) [2] /Vaeterreport-des-Familienministeriums/!5801723
 (DIR) [3] /Ergebnisse-des-Vaeterreport-2021/!5801688
 (DIR) [4] https://www.diw.de/de/diw_01.c.867356.de/publikationen/wochenberichte/2023_09_1/gender_pay_gap_und_gender_care_gap_steigen_bis_zur_mitte_des_lebens_stark_an.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Grimm
       
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