# taz.de -- Zentral- und Landesbibliothek: Lafayette als Klimaschutz
       
       > Der CDU-Kultursenator verteidigt seinen Plan, mit der ZLB ins
       > Lafayette-Gebäude nach Mitte zu ziehen – und teilt gegen den
       > Koalitionspartner SPD aus.
       
 (IMG) Bild: Shoppen war gestern: Die Kette Galeries Lafayette soll 2024 die Friedrichstraße verlassen
       
       BERLIN taz | Die Erreichbarkeit, die Architektur, der ökologische
       Nachnutzungsaspekt: Kultursenator Joe Chialo warb am Montag noch einmal mit
       Verve für einen Umzug der Berliner Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) in
       das Lafayette-Gebäude in Mitte. Das entsprechende Verkaufsangebot des
       Eigentümers der Immobilie an der Friedrichstraße sei und bleibe eine „nicht
       unkomplizierte, aber sensationelle Möglichkeit“ für Berlin, sagte der
       CDU-Politiker im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses.
       
       Ohne die SPD direkt beim Namen zu nennen, ging Chialo bei der Gelegenheit
       auch den eigenen Koalitionspartner an. Wie berichtet, hatte sich die SPD
       zuletzt klar [1][gegen einen Ankauf und Umbau des Lafayette] gestellt und
       insbesondere die hohen Kosten kritisiert. Die kulturpolitische
       Fraktionssprecherin Melanie Kühnemann-Grunow hatte stattdessen eine
       Stärkung der Kiezbibliotheken gefordert.
       
       Chialo keilte nun Richtung SPD zurück: „Wir erweisen den Berlinerinnen und
       Berlinern einen Bärendienst, wenn wir uns hier unnötig verkämpfen, statt an
       einem Strang zu ziehen.“ Und überhaupt: Der Versuch, die
       Bezirksbibliotheken „auszuspielen“ gegen die ZLB – „das funktioniert aus
       meiner Sicht nicht“.
       
       Der Kultursenator bestätigte dabei noch einmal das Kaufpreisangebot des
       Immobilieneigentümers Tishman Speyer in Höhe von fast 600 Millionen Euro,
       immerhin [2][gut das Doppelte] dessen, was der Investor Anfang 2022 selbst
       für den Kaufhauskomplex bezahlt haben soll. „Ich betone aber, dass in
       diesem Angebot die bauliche Herrichtung zur Umnutzung des Gebäudes als
       Zentral- und Landesbibliothek enthalten ist“, sagte Chialo am Montag zu der
       600-Millionen-Offerte. Zudem stehe man erst „komplett“ am Anfang der
       Verhandlungen.
       
       ## Bislang heißt es: Kein Geld, nirgends
       
       Wie in der Senatskulturverwaltung sorgt die erstmals vor gut zwei Wochen
       öffentlich gemachte Ablehnung der Lafayette-Idee durch die SPD auch in der
       Bibliotheksszene für Unmut. Statt Scheindebatten zu führen, sollte das Land
       „die Gelegenheit beim Schopf packen“ und ernsthaft mit dem Eigentümer des
       Lafayette-Gebäudes verhandeln, sagte Regina Kittler, die Berliner
       Landeschefin des Deutschen Bibliotheksverbands, zur taz. Für sie ist klar:
       „Bei einer solch einmaligen Chancen muss Berlin jetzt mal springen.“
       
       Fakt ist freilich auch, dass aktuell niemand weiß, mit welchem Geld das
       Land die Sprungübung bezahlen will. Chialos Aufkaufplan findet sich bislang
       mit keiner Zeile im Senatsentwurf für den Doppelhaushalt 2024/25. Auch in
       der jetzt von Finanzsenator Stefan Evers (CDU) nachgereichten
       [3][mittelfristigen Finanzplanung] sucht man die Idee vergeblich.
       
       Bibliothekslobbyistin Regina Kittler sagte, man brauche sich da nichts
       vormachen. Aus dem regulären Haushalt sei das Projekt sicherlich nicht
       finanzierbar, „und aus dem ohnehin engen Kulturetat schon gar nicht“. Aber,
       so ihre Idee, eventuell aus dem geplanten, bis zu 10 Milliarden Euro
       schweren Sondervermögen Klimaschutz. „Die Nachnutzung eines Kaufhauses als
       Kulturstandort ist definitiv ein großer Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit.
       Das müsste man wenigstens prüfen.“
       
       25 Sep 2023
       
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