# taz.de -- Kaffeekonsum: Beliebt und kompliziert
       
       > Kaffee wird trotz steigender Preise zunehmend zum Massengetränk. Gerade
       > afrikanische Produzent:innen haben davon aber nichts.
       
 (IMG) Bild: Cappuccino, Cold Brew und Iced Latte sind längst ständige Alltagsbegleiter
       
       CONTONOU taz | Deutschland hat Kaffeedurst. Nach Angaben des Deutschen
       Kaffeeverbands steigt der Konsum seit Jahren und liegt nun bei täglich vier
       Tassen pro Konsument:in. Besonders beliebt es derzeit, das schwarze Getränk
       [1][in Cafés und Bäckereien] zu trinken. Zu Hause wird zunehmend die ganze
       Bohne beliebt. Cappuccino, Cold Brew und Iced Latte sind längst ständige
       Alltagsbegleiter.
       
       Produzent:innen in Zentral- und Südamerika, Afrika und Asien
       profitieren [2][laut Kaffeebarometer 2023], das die
       Nichtregierungsorganisationen Solidaridad, Ethos Agriculture und
       Conservation International am Donnerstag veröffentlicht haben, allerdings
       nicht.
       
       Weltweit gibt es rund 12,5 Millionen Anbauer:innen, von denen 95 Prozent
       weniger als fünf Hektar bewirtschaften. Der großen Mehrheit – 84 Prozent –
       stehen sogar weniger als zwei Hektar zur Verfügung. Das limitiert
       einerseits Gewinnmöglichkeiten, andererseits aber auch den Zugang zu
       Krediten für Investitionen.
       
       Nach [3][Angaben der Internationalen Kaffeeorganisation (IOC)] wurden im
       Zeitraum 2021-2022 weltweit 168,5 Millionen Säcke konsumiert. Nach
       Preisanstiegen in den Jahren 2021 und 2022 lag der Kilopreis im August bei
       3,09 US-Dollar. 40 Prozent des Kaffees wird alleine in Brasilien angebaut,
       gefolgt von Vietnam mit 20 Prozent. Die afrikanischen Anbaugebiete machen
       gerade einmal elf Prozent aus. Dort, so ein Ergebnis der Studie, sei die
       Landwirtschaft „kleinteilig und zersplittert“. Auch fehle es an staatlicher
       Unterstützung, um sich an europäische Anforderungen anzupassen.
       
       ## Klimakrise schadet auch dem Kaffee
       
       Das könnte künftig weitreichende Konsequenzen für die Ökosysteme haben.
       „Die wachsende Nachfrage in Verbindung mit niedrigen Einkommen und
       zunehmend unproduktiven Böden könnte die Bauern dazu veranlassen, ihre
       Betriebe in höhere Lagen und in bisher unberührte Wälder auszudehnen“, sagt
       Sjoerd Panhuysen von Ethos Agriculture.
       
       Dabei soll ab 2025 die [4][EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten]
       dieser Praxis vorbeugen. Laut Kaffeebarometer könnte sie aber dazu führen,
       dass Unternehmen möglicherweise versuchen, „risikoreiche“ Bereiche, in
       denen die Einhaltung der Verordnung mit größerem Aufwand verbunden wäre, zu
       meiden. Das könnte wiederum dazu führen, dass die Kaffeeproduktion in
       Ländern wie Brasilien weiter ausgebaut wird. Dort hätten Landwirt:innen
       schlicht mehr Ressourcen, um Anforderungen umzusetzen.
       
       Zunehmend auf die Kaffeeproduktion auswirken kann sich nach Einschätzung
       des Stockholmer Umweltinstituts [5][(SEI) auch der Klimawandel]. Bereits
       2021 prognostizierte es, dass die Ernte für Robusta-Kaffee um 23,5 Prozent
       und für Arabica sogar um 45,2 Prozent sinken kann. Die optimale Temperatur
       für letzteren liege zwischen 18 und 21 Grad Celsius. Wird es wärmer, dann
       reift die Frucht zu schnell. Temperaturen über 30 Grad Celsius schädigen
       die Pflanze schwer.
       
       Ein weiteres Ergebnis lautet: Trotz verschiedener Zertifizierungen würde
       keine der elf größten Kaffeeröstereien weltweit bisher nachhaltige
       Lieferkette haben. Statt umfassender Nachhaltigkeitsstrategien und
       messbarer Ziele würde es zu viele Einzelprojekte geben.
       
       14 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /!v=44afcac2-94aa-43cd-bc80-69fee4341dc4/
 (DIR) [2] https://coffeebarometer.org/
 (DIR) [3] https://ico.org/
 (DIR) [4] /Arbeitsrechte-in-Lateinamerika/!5955656
 (DIR) [5] /Schwerpunkt-Klimawandel/!t5008262
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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