# taz.de -- Nachhaltiges Reisen: Mein Weg entsteht beim Gehen
       
       > Wer Flugscham ernst nimmt, muss mit Konsequenzen rechnen. Das erfährt
       > derzeit der Forscher Gianluca Grimalda, der deswegen seinen Job verloren
       > hat.
       
 (IMG) Bild: Gianluca Grimalda bei Antritt seiner Heimreise im Hafen von Buka, Papua Neuguinea, 16.10.2023
       
       Der Wissenschaftler Gianluca Grimalda, 51, will nicht mehr fliegen – fürs
       Klima. [1][Weil er deshalb nicht rechtzeitig von einer Forschungsreise in
       Papua-Neuguinea zurückkam, feuerte ihn das Kiel Institut für
       Weltwirtschaft] (IfW). Die taz begleitet ihn auf seiner Reise per Schiff,
       Bus und Bahn zurück. 
       
       [2][Seit zehn Tagen stecke ich nun in dem kleinen Hafen von Rabaul auf
       Ost-Neubritannien in Papua-Neuguinea fest.] Zehn Tage ohne Bewegung, zehn
       Tage, in denen ich den Hafen nur gelegentlich und immer nur mit
       Begleitschutz verlassen konnte. An Land bekämpfen sich zwei rivalisierende
       Clans, ich könnte als Geisel enden. Es fühlt sich klaustrophobisch an.
       
       In meiner Kabine auf dem Transportschiff, das mich hierhergebracht hat,
       habe ich mir einen kleinen Arbeitsplatz eingerichtet. Hier arbeite ich
       tagsüber an meinem Laptop, organisiere die Daten aus meiner Feldforschung
       und überarbeite bereits geschriebene Studien. Die Arbeit gibt mir Halt.
       
       In den nächsten Wochen will ich mit der Fähre und auf dem Landweg durch
       Papua-Neuguinea und Indonesien bis nach Singapur reisen. Wie viele Tage ich
       dafür brauche, weiß ich noch nicht.
       
       ## „Ich bleibe optimistisch“
       
       Als Slow-Travel-Veteran bleibe ich vorerst optimistisch. Bereits 2016 bin
       ich von Hongkong über Land nach Italien gereist. Damals hatte ich einen
       detaillierten Reiseplan, weil ich für mein Visum für Tadschikistan genau
       Ein- und Ausreisedaten angeben musste. Ohne Verspätungen habe ich es bis
       nach Bari im Süden Italiens geschafft. Erst ein Schneechaos, das dort alle
       Züge zum Stillstand brachte, durchkreuzte am Ende meinen Plan.
       
       Welche Fähren, Busse und Züge mich nach Singapur bringen werden, weiß ich
       noch nicht. Immer wieder bekomme ich von den Menschen vor Ort
       unterschiedliche Informationen. In einer Weltregion zu reisen, in der es
       keine Onlinebuchungssysteme und nur gelegentlich feste Fahrpläne gibt, in
       der ohnehin viele Menschen erst selten ihr eigenes Dorf verlassen haben,
       ist herausfordernd. Aber wenn mich die Ungewissheit überkommt, dann
       erinnere ich mich an diese Zeilen aus einem Gedicht von Antonio Machado:
       Caminante, no hay camino, se hace camino al andar. Wanderer, es gibt keinen
       Weg. Der Weg entsteht beim Gehen.
       
       Die Passagierfähre zu meinem nächsten Zwischenstopp, Lae, soll bald
       ablegen. Weihnachten will ich [3][bei meinem Vater in Mailand sein]. Ich
       weiß, wie sehr er sich darüber freuen würde. Noch gibt es den Weg zu ihm
       nicht. Aber ich will ihn schaffen, indem ich ihn gehe.
       
       Protokoll: Mitsuo Iwamoto
       
       29 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /IfW-Kiel-entlaesst-Verhaltensoekonomen/!5963313
 (DIR) [2] /Reisen-auf-dem-Land--und-Wasserweg/!5967830
 (DIR) [3] /Konflikt-beim-IfW/!5964729
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gianluca Grimalda
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Am Boden geblieben
 (DIR) Flugscham
 (DIR) Reisen
 (DIR) Am Boden geblieben
 (DIR) Am Boden geblieben
 (DIR) Am Boden geblieben
 (DIR) Am Boden geblieben
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Am Boden geblieben
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Das Ende der Reise: Ich konnte meine Eltern umarmen
       
       Nach 70 Tagen endet die Reise von Klimaforscher Gianluca Grimalda, der
       seinen Job verlor, weil er nicht fliegen wollte. Dies ist seine letzte
       Kolumne.
       
 (DIR) Klimaforscher Grimalda reist ohne Flug: Die Welt sehen, wie sie ist
       
       Wer Flugscham ernst nimmt, muss mit Konsequenzen rechnen. Forscher Gianluca
       Grimalda verlor deshalb seinen Job. Er erzählt vom Reisen ohne Fliegen.
       
 (DIR) Klimaforscher Grimalda reist ohne Flug: Im Matratzenlager mit 50 Passagieren
       
       Wer Flugscham ernst nimmt, muss mit Konsequenzen rechnen. Forscher Gianluca
       Grimalda verlor deshalb seinen Job. Hier erzählt er vom Reisen ohne
       Fliegen.
       
 (DIR) Klimaforscher Grimalda reist ohne Flug: Warum fliegst du nicht einfach?
       
       Wer Flugscham ernst nimmt, muss mit Konsequenzen rechnen. Der Forscher
       Gianluca Grimalda verlor deswegen seinen Job. Hier erzählt er vom Reisen am
       Boden.
       
 (DIR) Reisen auf dem Land- und Wasserweg: Mein Vater soll mich verstehen
       
       Wer Flugscham ernst nimmt, muss mit Konsequenzen rechnen. Wie der Forscher
       Gianluca Grimalda, der deswegen seinen Job verlor.
       
 (DIR) IfW Kiel entlässt Verhaltensökonomen: Flieg oder du fliegst
       
       Gianluca Grimalda weigerte sich, in der Klimakrise von einer
       Forschungsreise zurückzufliegen. Dafür hat ihn das Kiel Institut für
       Weltwirtschaft gefeuert.
       
 (DIR) Konflikt beim IfW: Klimaforscher soll fliegen
       
       Droht das Institut für Weltwirtschaft Kiel einem Forscher mit Kündigung,
       weil er sich weigert zu fliegen? Manche vermuten andere Gründe.