# taz.de -- DFB-Hoffnungsträgerin Lea Schüller: „Da geht eigentlich noch viel mehr“
       
       > Vor dem Spiel der DFB-Frauen gegen Island fordert Trainer Horst Hrubesch
       > forsch viele Tore. Er hofft dabei auf Stürmerin Lea Schüller.
       
 (IMG) Bild: Spezialistin für hohe Bälle: Lea Schüller (l.) war gegen Wales mit Kopfbällen erfolgreich
       
       Wer es gemütlich haben will, reist gerade nicht nach Reykjavík. Und wer
       keine Kleidung gegen Regen, Wind und Kälte im Gepäck hat, ist ohnehin nicht
       gewappnet. Aber wofür hat die deutsche Frauen-Nationalelf [1][vorübergehend
       Horst Hrubesch] als sturmerprobten Steuermann an der Trainerbank gewonnen,
       der sich schon mal knietief ins eiskalte Wasser eines Fjordes stellt, um
       seiner Leidenschaft beim Fliegenfischen zu frönen.
       
       Die Aufgabe im dritten Nations-League-Gruppenspiel gegen Island (Dienstag
       20 Uhr/zdfsport.de) auf der aktuell recht frostigen Nordmeerinsel verlangt
       seinen Fußballerinnen einiges ab. Der Interimscoach erwartet nicht weniger
       als einen deutlichen Sieg: Das Hinspielresultat in Bochum (4:0) gilt als
       Gradmesser: „Tore, Tore, Tore!“
       
       Eine Torjägerin wie Lea Schüller kommt da wie gerufen, die sich gegen Wales
       (5:1) für die verletzte Alexandra Popp zur auffälligsten Figur aufschwang.
       Es schien, als habe da jemand sehr von den Tipps des nach fünf Jahren
       zurückgekehrten Retters profitiert, wobei die deutsche Nummer 7 in Sinsheim
       verriet, dass sich die Ansagen seit 2018 gar nicht groß verändert hätten.
       „Es ist vieles gleich. Aber es nervt nicht, es tut gut.“
       
       Gleich zweimal nahm sich die vielseitige Angreiferin den Hrubesch-Rat zu
       Herzen, bei Flanken auf der ballfernen Seite zu bleiben, um dann mit Anlauf
       einzunicken. Hrubesch sieht viel Potenzial bei der 25-Jährigen. „Bei Lea
       wissen wir, dass sie es kann. Da geht eigentlich noch viel, viel mehr.“
       Deshalb gibt der 72-Jährige ihr mit: „Sie weiß, dass ich kritisch bin.“
       
       ## Im Schatten von Popp
       
       Die mit der österreichischen Weltklasseseglerin Lara Vadlau liierte
       Fußballerin sagte erst kürzlich wieder, dass sie Ansporn vertrage.
       Eigentlich merkwürdig, warum sie nicht mehr Wertschätzung genießt, wo sie
       in 53 Länderspielen immerhin 35 Treffer erzielte. Als sie zur EM 2022 in
       England in Topform ankam, [2][im ersten Gruppenspiel gegen Dänemark (4:0)]
       gleich ein (Kopfball-)Tor erzielte, stürzte sich die Öffentlichkeit
       trotzdem gleich wieder auf Konkurrentin Popp, weil die Kapitänin nach
       langer Verletzungspause als Einwechselspielerin traf.
       
       Wie es da Schicksal wollte, erkrankte Schüller danach an Corona und spielte
       im weiteren Turnierlauf bis zum Finale sportlich keine Rolle mehr. Bei der
       WM in Australien war Popp gesetzt, Schüller nur Backup – erst im letzten
       Gruppenspiel gegen Südkorea (1:1) stellte Bundestrainerin Martina
       Voss-Tecklenburg beide in die Startelf. Eine Variante, die auch Hrubesch
       jetzt beim Comeback kopiert hätte. Er möchte Schüllers Qualitäten auf
       keinen Fall missen. Notfalls würde sein Team dann eben in einem 4-4-2
       angeordnet.
       
       ## Auf dem Platz „schüllert“ es
       
       Schüller benötigt gewisses Vertrauen, um ihre Stärken auszuspielen. [3][Als
       Hrubesch am 7. April 2018 erstmals ein Frauen-Länderspiel verantwortete,]
       war es eben das hoffnungsvolle Sturmtalent von der SGS Essen, das gegen
       Tschechien (4:0) alle Tore erzielte. Sie war damals in Halle von sich
       selbst verblüfft: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll und was mit mir los
       war.“ In München haben sie bei ihr irgendwann den Quervergleich mit Thomas
       Müller gezogen – es heißt inzwischen, dass es „schüllert“, wenn ihr Tore
       glücken.
       
       Seit dieser Saison zählt auf dem Campus die aktuell verletzte dänische
       Topstürmerin Pernille Harder zu ihren Konkurrentinnen, die vielleicht zum
       entscheidenden Spiel gegen Deutschland am 1. Dezember in Rostock fit werden
       könnte. Vorerst aber muss Schüller an einer anderen Vereinskollegin vorbei:
       Die isländische Abwehrchefin Glódís Viggósdóttir trägt sogar die
       Kapitänsbinde im Klub.
       
       31 Oct 2023
       
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