# taz.de -- Umstrittene Ergebnisse in Mosambik: Nach der Wahl ist vor dem Krieg
       
       > Mosambiks Regierungspartei will die Kommunalwahlen gewonnen haben. Die
       > Opposition sieht das anders und ruft zu landesweiten Protesten auf.
       
 (IMG) Bild: Protest gegen das Wahlergebnis in Maputo am 17. Oktober
       
       MAPUTO taz | Mosambik steht vor einer neuen politischen Krise, nachdem die
       Opposition der Regierung vorwirft, die Regionalwahlen vom 11. Oktober
       gefälscht zu haben. Die wichtigste Oppositionspartei Renamo (Nationale
       Widerstandsbewegung), jahrzehntelang eine bewaffnete Rebellenorganisation,
       ruft seit Dienstag zu landesweiten Protesten auf. Die regierende Frelimo
       (Mosambikanische Befreiungsfront), die Mosambik 1975 in die Unabhängigkeit
       führte und seitdem regiert, hat den amtlichen Ergebnissen zufolge alle 65
       Landkreise außer einem gewonnen.
       
       Lediglich Mosambiks wichtigste Hafenstadt Beira, viertgrößte Stadt des
       Landes, fiel demnach nicht an Frelimo, sondern blieb unter Kontrolle der
       Renamo-Abspaltung MDM (Demokratische Bewegung von Mosambik). Die Hauptstadt
       Maputo verblieb den amtlichen Ergebnissen zufolge bei Frelimo, die 58
       Prozent geholt haben soll, gegen 33 Prozent für Renamo.
       
       Renamo beharrt hingegen darauf, Maputo sowie den Norden des Landes gewonnen
       und insgesamt einen „unzweideutigen und überragenden“ Sieg errungen zu
       haben. Insgesamt sind die Ergebnisse von zwölf Kreisen umstritten. Bisher
       regierte Frelimo 44 Landkreise, Renamo 8 und MDM einen, nämlich Beira. Die
       Regierung schuf vor den Wahlen 2023 acht zusätzliche Landkreise. Die
       Kreiswahl ist Mosambiks letzter Urnengang vor den Präsidentschaftswahlen im
       Oktober 2024.
       
       Eine „Siegeskarawane“ der Renamo soll nun in den Städten auf die Straße
       gehen, und Beobachter erwarten Zusammenstöße zwischen den meist
       jugendlichen Demonstranten und Sicherheitskräften. Der
       Sicherheits-Thinktank Crisis24 warnte vor Verkehrs- und
       Kommunikationsstörungen im Zusammenhang mit „erheblichen Unruhen oder
       vorbeugenden Sicherheitsoperationen“.
       
       ## Tränengas gegen Oppositionsanhänger
       
       In mehreren Städten gingen am Dienstag und Mittwoch bereits Protestierende
       auf die Straßen. In Maputo trotzten Demonstranten schweren Regenfällen. In
       den Renamo-Hochburgen Nampula und Quelimane im Norden des Landes soll die
       Polizei Renamo-Aktivisten getötet haben. Am Abend des Wahltags war der
       Renamo-Bürgermeister von Quelimane, Manuel de Araujo, von der
       Aufstandsbekämpfungspolizei festgenommen worden unter dem Vorwurf, die
       Wahlen zu stören. Am nächsten Tag kam er wieder frei.
       
       Zugleich aber wurde von Tränengaseinsätzen gegen Oppositionsanhänger im
       Gebiet Garue in der Provinz Zambezia berichtet, und die unabhängige
       Organisation CDD (Zentrum für Demokratie und Menschenrechte) meldete zwei
       Tote nach einem Polizeieinsatz in Vilankulo in der südlichen Provinz
       Inhambane.
       
       Die Lage gibt auch deshalb Anlass zur Sorge, weil im Norden Mosambiks immer
       noch islamistische Rebellen aktiv sind, welche die Instabilität ausnutzen
       könnten. Bei seiner Stimmabgabe am 11. Oktober rief Staatspräsident Felip
       Nyusi zu Frieden im Land auf. Renamo-Führer Ossufo Momade hingegen warnte
       vor „sozialem Chaos“.
       
       19 Oct 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Arimando Domingos
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Mosambik
 (DIR) Wahl
 (DIR) Protest
 (DIR) Filipe Nyusi
 (DIR) Mosambik
 (DIR) Mosambik
 (DIR) Mosambik
 (DIR) Malawi
 (DIR) Mosambik
 (DIR) Mosambik
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Bootsunglück in Mosambik: Viele Menschen ertrunken
       
       In Mosambik sterben bei einem schweren Bootsunglück vor der Küste
       mindestens 97 Menschen. Sie wollten vom Festland auf eine Insel fliehen.
       
 (DIR) Neue Terrorwelle in Mosambik: Männer geköpft, Frauen vertrieben
       
       Islamistische Aufständische greifen im Norden von Mosambik wieder an. 2021
       hatten Eingreiftruppen sie zurückgedrängt.
       
 (DIR) Wahlstreit in Mosambik: Richter machen es keinem recht
       
       Mosambiks Verfassungsgericht gibt dem Einspruch der Opposition gegen die
       Regionalwahlen teilweise statt. Trotzdem ruft sie zu Protesten auf.
       
 (DIR) Nach Tropensturm „Freddy“: Spur der Verwüstung in Malawi
       
       Es werden über 400 Tote und mehrere Hundert Vermisste gemeldet. Die Schäden
       sind immens. In Mosambik explodiert derweil die Cholera.
       
 (DIR) Antiterrorkrieg in Mosambik: Interventionen ohne Ende
       
       Truppen aus Ruanda sowie aus Ländern des südlichen Afrika bekämpfen in
       Mosambik islamistische Aufständische. Das dauert.
       
 (DIR) Bürgerkrieg in Mosambik: Lob für Ruandas Eingreifen
       
       Die Präsidenten Nyusi und Kagame haben gemeinsam Mosambiks
       Bürgerkriegsgebiet besucht. Die islamistischen Rebellen sind
       zurückgedrängt.