# taz.de -- Antiterrorkrieg in Mosambik: Interventionen ohne Ende
       
       > Truppen aus Ruanda sowie aus Ländern des südlichen Afrika bekämpfen in
       > Mosambik islamistische Aufständische. Das dauert.
       
 (IMG) Bild: Botswana verabschiedet die Soldaten zur Militärmission in Mosambik, Juli 2021
       
       MAPUTO taz | Das [1][Eingreifen ausländischer Truppen in Mosambik], um den
       fünf Jahre währenden Aufstand islamistischer Gruppen im Norden zu beenden,
       wurde vergangenes Jahr als Durchbruch gegen den Terror begrüßt. Der Krieg
       im Norden Mosambiks hat bislang nach unabhängigen Zählungen über 3.100 Tote
       und [2][817.000 Flüchtlinge] produziert.
       
       Doch die Kehrseite der militärischen Erfolge gegen die zum Islamischen
       Staat (IS) gezählte Gruppe Ansar al-Sunna ist eine Ausbreitung ihrer
       Aktivitäten aus der Provinz Cabo Delgado heraus in weitere Landesteile, und
       zu Beginn dieses Jahres neue Angriffe auch in ihren historischen
       Hochburgen.
       
       Drei Zivilisten starben bei einem Angriff der Islamisten auf das Dorf Nofa
       Zambizia in der Provinz Cabo Delgado am 2. Januar. Fünf Tage später töteten
       sie zwei Milizionäre und zerstörten mindestens 30 Häuser im Dorf Nashi
       Bandi in der gleichen Provinz. Sie zündeten auch Häuser im Dorf Ikomila an,
       zahlreiche Menschen mussten fliehen.
       
       Bereits im vergangenen November gab es die ersten Angriffe der Islamisten
       in der Nachbarprovinz Niassa, die am dünnsten besiedelte Provinz des 33
       Millionen Einwohner zählenden Mosambik. Sie töteten einen Polizisten und
       plünderten das Dorf Naulala.
       
       Außerdem wurde erstmals ein Soldat der südafrikanischen Spezialkräfte
       getötet, die im Einsatz gegen die Islamisten sind. Die Stationierung
       südafrikanischer Truppen in Mosambik war immer kontrovers, da sie
       Erinnerungen an Südafrikas Interventionen der Apartheidära weckt und
       Südafrika selbst in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise
       steckt.
       
       ## Auch arme Länder schicken Hilfe
       
       Der südafrikanische Einsatz im Rahmen der [3][Regionalorganisation SADC]
       (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika) sollte ursprünglich drei
       Monate ab Juli 2021 dauern, aber die Truppen sind immer noch da und nun
       wird in Südafrika über die steigenden Kosten der Intervention diskutiert –
       laut Präsident Cyril Ramaphosa fast eine Milliarde Rand (50 Millionen
       Euro).
       
       „Dies ist eine SADC-Initiative und sie sollte zahlen“, sagte Kobus Marais,
       Verteidigungssprecher der oppositionellen DA (Democratic Alliance). „SADC
       muss das entweder akzeptieren und die entsandten Truppen vernünftig
       vorbereiten und unterstützen, oder es muss unsere Soldaten aus dem
       Kriegsgebiet zurückziehen.“
       
       Insgesamt beteiligen sich über 20 Länder am Kampf gegen die Islamisten,
       deren Krieg im Norden Mosambiks die geplante [4][Erschließung gigantischer
       Gasvorkommen] vor der Küste behindert, wo sich einige der größten
       Erdgasreserven der Welt befinden. Die meisten internationalen Partner
       beschränken sich auf Ausbildung oder humanitäre Hilfe.
       
       Sogar bitterarme Nachbarn wie Malawi und Simbabwe beteiligen sich und
       schicken Lebensmittelhilfe nach Mosambik, obwohl sie selbst
       Ernährungskrisen haben.
       
       ## Ruanda kam der SADC zuvor
       
       Kontrovers ist die Intervention Ruandas, das im Juli 2021 mit 700 Soldaten
       und 300 Polizisten im Norden Mosambiks der SADC-Stationierung zuvorkam –
       ein Ergebnis persönlicher Absprachen zwischen [5][Mosambiks Präsident
       Filipe Nyusi und seinem ruandischen Amtskollegen Paul Kagame].
       
       Im südlichen Afrika wurde dies als Alleingang Nyusis kritisiert, der die
       SADC-Bemühungen konterkariere. Auch Mosambiks Opposition und
       Menschenrechtsgruppen sehen den Einsatz Ruandas kritisch.
       
       „Dies könnte zum Scheitern der Mission führen“, warnt der südafrikanische
       Thinktank ISS (Institute for Security Studies). Mosambiks führende
       Oppositionspartei Renamo (Mosambikanischer Nationaler Widerstand) sei in
       den Kriegsgebieten stark, und wenn sie nicht hinter dem ausländischen
       Einsatz stehe, könne dies zu Feindseligkeit der lokalen Bevölkerung gegen
       die Ruander führen. Mosambiks Regierung habe versäumt, vor dem ruandischen
       Einsatz das Parlament zu konsultieren und damit die Opposition einzubinden.
       
       Mit Ruandas Hilfe hatte Mosambiks Armee im August die Gebiete um die Städte
       [6][Pemba und Palma zurückerobert], deren Belagerung und zeitweise Einnahme
       durch die Aufständischen im Frühjahr 2021 zum Rückzug des französischen Öl-
       und Gasmultis Total geführt hatte. Auch die Hafenstadt Mocímboa da Praia
       fiel wieder an die Regierung.
       
       ## Frieden und Sicherheit in Cabo Delgado
       
       Nun bemüht sich Präsident Nyusi, Total zur Rückkehr nach Mosambik zu
       bewegen. Dafür wird eine längere Präsenz der Ruander erwogen.
       
       Vergangene Woche trafen sich die Generalstabschefs von Ruanda und Mosambik,
       Bosco Kazura und Joaquim Mangrasse, in der ruandischen Hauptstadt Kigali
       und unterzeichneten ein Abkommen über Militärpartnerschaft. Es ging um
       „Ausbau der Zusammenarbeit beim Kapazitätsaufbau der mosambikanischen
       Streitkräfte und der Verbesserung der Operationalität der gemeinsamen
       Kampftruppen“, sagte Ruandas Armeesprecher Ronald Rwivanga.
       
       All dies verärgert die SADC, der Mosambik angehört, Ruanda aber nicht. Die
       SADC-Mission in Mosambik (SAMIM) werde nun auch länger bleiben, um Frieden
       und Sicherheit in Cabo Delgado wiederherzustellen, sagte der amtierende
       SADC-Präsident Lazarus Chakwera, Präsident von Malawi, auf einem
       Gipfeltreffen am 12. Januar.
       
       „Unser Zugang muss multidimensional sein“, sagte Chakwera. „Es geht nicht
       nur um die Neutralisierung der Bedrohung, sondern auch um
       Post-Konflikt-Wiederaufbau.“
       
       28 Jan 2022
       
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