# taz.de -- Proteste in der arabischen Welt: Wut im Westjordanland
       
       > Nach der Explosion am Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza ziehen tausende
       > Palästinenser*innen auf die Straße. In Ostjerusalem kommt es zu
       > Zusammenstößen.
       
 (IMG) Bild: Protest mit brennendem Autoreifen in Hebron, am Mittwoch
       
       BERLIN taz | Im Westjordanland sind breite Proteste ausgebrochen, nachdem
       am Dienstagabend eine Explosion im [1][Al-Ahli-Krankenhaus] in Gaza
       mutmaßlich Hunderte von Kindern und Erwachsenen getötet hat. Die Hamas
       macht Israel für die Explosion verantwortlich, Israel jedoch eine
       fehlgeleitete Rakete der Terrororganisation Islamischer Dschihad.
       
       Zehntausende Palästinenser*innen zogen in zahlreichen Städten des
       Westjordanlands auf die Straße. Sie demonstrierten unter anderem in
       Ramallah, Hebron, Jenin, Bethlehem und anderen palästinensischen Zentren.
       Auch in Ostjerusalem kam es zu Zusammenstößen zwischen
       Palästinenser*innen und Sicherheitskräften. Es flogen
       Feuerwerkskörper.
       
       Der Protest der Palästinenser*innen richtet sich nicht nur gegen
       Israel, sondern auch gegen [2][Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas],
       dessen Streitkräfte seit Langem für ihre Zusammenarbeit mit Israel in
       Sicherheitsfragen kritisiert werden.
       
       „Das Volk will den Sturz des Präsidenten“, skandierten einige
       Demonstranten. Medienberichten zufolge brachten einige von ihnen ihre
       Unterstützung für die Hamas zum Ausdruck, die radikalislamische Gruppe, die
       den Gazastreifen regiert. In Ramallah setzten Sicherheitskräfte der
       Palästinensischen Autonomiebehörde am Dienstag Tränengas und Blendgranaten
       ein, um Demonstrant*innen zu vertreiben.
       
       ## Israel spiele der Hamas in die Hände
       
       „Die Palästinenser*innen im Westjordanland sind verstört von dem, was
       im Gazastreifen passiert“, sagt Ziad Abu Zayyad am Telefon. „Wir sind ein
       palästinensisches Volk, wir gehören zusammen.“ Abu Zayyad lebt in den
       Ausläufern von Jerusalem. Die Ereignisse kann er nur von den Nachrichten
       aus verfolgen. Denn die meisten Palästinenser*innen in Jerusalem und
       im Westjordanland können ihre Ortschaften nicht verlassen, sie sind vom
       israelischen Militär abgeriegelt.
       
       Zayyad, Vertrauter von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas, Journalist und
       Herausgeber, der an Friedensverhandlungen nach dem [3][Oslo-Abkommen]
       beteiligt war, glaubt, dass Israel mit seinen heftigen Bombardements im
       Gazastreifen der Hamas in die Hände spielt.
       
       Israel hat in den letzten Tagen die Bewohner*innen Gazas dazu
       aufgefordert, in den Süden des Küstenstreifens zu fliehen. Viele
       Palästinenser*innen interpretieren dies als Versuch, den Druck auf
       die ägyptische Grenze zu erhöhen und die Menschen so aus Gaza zu
       vertreiben. „Die Menschen im Westjordanland haben Angst vor einer ähnlichen
       Situation – nach Jordanien vertrieben zu werden“, so Abu Zayyad.
       
       Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sagte ein Treffen mit US-Präsident Joe
       Biden, der Mittwoch in Tel Aviv gelandet ist, im [4][jordanischen Amman]
       ab. Stattdessen rief er zu einer dreitägigen nationalen Trauer auf.
       Angesichts der vielen Toten auf palästinensischer Seite befindet sich fast
       das gesamte Westjordanland im Streik. Universitäten, Banken und Geschäfte
       bleiben geschlossen.
       
       Am Sonntag hatte Abbas die Hamas für ihren Angriff auf Israel kritisiert,
       nahm diese Äußerung aber anscheinend wieder zurück, als sie aus einem
       Bericht der Nachrichtenagentur Wafa, dem Sprachrohr der Palästinensischen
       Autonomiebehörde, entfernt wurde.
       
       18 Oct 2023
       
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 (DIR) [1] https://www.ahlihospital.com/
 (DIR) [2] /Krieg-in-Nahost/!5963485
 (DIR) [3] https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/275803/osloer-abkommen-als-meilensteine-im-nahost-friedensprozess/
 (DIR) [4] /Reaktionen-auf-Angriff-gegen-Israel/!5965614
       
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