# taz.de -- Deutschland und der Krieg in Gaza: Ermittlungen nach Synagogen-Angriff
       
       > Die Generalstaatsanwaltschaft Berlin ermittelt nach dem Angriff auf eine
       > Synagoge. Mittwochabend gab es erneut Ausschreitungen bei
       > Pro-Palästina-Protesten.
       
 (IMG) Bild: Gewalt durch Hamas-Unterstützer*innen: Erneut Angriffe auf Polizist*innen in Berlin
       
       BERLIN dpa/epd | Nach dem [1][versuchten Brandanschlag auf eine Synagoge in
       Berlin] hat die Generalstaatsanwaltschaft der Hauptstadt die Ermittlungen
       an sich gezogen. Das teilte die Behörde am Donnerstag mit und begründete
       dies unter anderem mit dem eskalierenden Charakter des Angriffs. Die
       Generalstaatsanwaltschaft verwies auf die derzeitige politische Situation
       im Nahen Osten sowie auf pro-palästinensische Kundgebungen der vergangenen
       beiden Wochen, die von Antisemitismus und zunehmender Gewalt gegen die
       Polizei geprägt gewesen seien. Das Ermittlungsverfahren richte sich gegen
       noch unbekannte Personen wegen versuchter schwerer Brandstiftung.
       
       Die Synagoge in Berlin-Mitte war in der Nacht zum Mittwoch bei einem
       versuchten Brandanschlag [2][mit Molotowcocktails beworfen worden]. Nach
       Angaben der Polizei hatten zwei vermummte Unbekannte Brandsätze in Richtung
       der Synagoge geworfen, die das Gebäude jedoch nicht erreichten. Am
       Mittwochabend hatten sich rund 50 Menschen zu einer von Nachbarn
       organisierten Mahnwache gegen Antisemitismus vor der Synagoge eingefunden.
       
       Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte am Donnerstag zu dem Angriff: „Es ist
       ganz klar, dass wir nicht hinnehmen werden und niemals hinnehmen werden,
       wenn gegen jüdische Einrichtungen Anschläge verübt werden.“ Berlins
       Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) betonte: „Brandanschläge auf
       Synagogen sind Brandanschläge gegen uns alle.“
       
       Der Zentralrat der Juden sprach von einem „Terroranschlag“. Er sah eine
       Verbindung zur Eskalation im Nahen Osten: „Aus Worten werden Taten. Die
       Vernichtungsideologie der Hamas gegen alles Jüdische wirkt auch in
       Deutschland.“ Die Jüdische Gemeinde hofft auf Solidarität der Berliner. „85
       Jahre nach der Reichspogromnacht sollen in Deutschlands Hauptstadt
       Synagogen wieder brennen“, warnte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu
       Berlin, Gideon Joffe.
       
       ## Erneut Ausschreitungen
       
       Außenministerin versichterte Annalena Baerbock den in Deutschland lebenden
       Juden und Jüdinnen ihre Solidarität. „Wir stellen uns dem mit aller Kraft
       des Staates und unserer Gesellschaft entgegen. Nie wieder ist jetzt“,
       schrieb die Grünen-Politikerin am Mittwochabend auf der Plattform X, früher
       Twitter. Es sei „unerträglich“, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland
       Angst haben müssten, „dass Davidsterne an Häuser gemalt werden & Feuer auf
       Synagogen geworfen wird“.
       
       Seit dem Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf
       Israel kam es mehrfach zu [3][pro-palästinensischen Demonstrationen], bei
       denen einige Teilnehmer die islamistische Hamas bejubelten. Die Polizei
       verbot mehrere Demonstrationen, so auch eine am Mittwochabend. Am
       Donnerstagmorgen will der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) eine
       Regierungserklärung zur Lage in Berlin, wo viele Juden und Palästinenser
       leben, mit dem Titel „Berlin hält zusammen – Gemeinsam für jüdisches Leben
       und gegen Antisemitismus“ abgeben.
       
       In der Nacht zum Donnerstag setzten sich mehrere Hundert Menschen in
       Berlin-Neukölln über ein Verbot pro-palästinensischer Kundgebungen hinweg.
       Die Polizei berichtete im Kurznachrichtendienst X von einer aufgeheizten
       Stimmung. Flaschen und Steine seien auf Einsatzkräfte geworfen und
       Pyrotechnik gezündet worden. Auch hätten Menschen Gegenstände auf die
       Straße geschoben und angezündet. Mehrere Polizistinnen und Polizisten seien
       verletzt worden, ebenso Unbeteiligte sowie Personen, die Widerstand
       geleistet hätten.
       
       ## Wasserwerfer in Frankfurt im Einsatz
       
       Auch vor dem Auswärtigen Amt hatten sich mehrere Hundert Menschen
       eingefunden, um gegen Gewalt in Nahost zu demonstrieren. Die Versammlung
       wurde laut Polizei jedoch direkt von der Veranstalterin beendet. Zuvor war
       dort „Free Palestine from German guilt“ (Befreit Palästina von der
       deutschen Schuld) gerufen worden, wie auf einem Video bei der Berliner
       Zeitung zu hören ist – eine Parole linker Israelgegner, die sich ebenso wie
       die rechtsextreme Schuldkult-These auf die deutsche Verantwortung für den
       Holocaust bezieht.
       
       Auch in anderen Städten in Deutschland kam es zu pro-palästinensischen
       Kundgebungen. In Frankfurt am Main setzte die Polizei einen Wasserwerfer
       ein, um eine verbotene pro-palästinensische Mahnwache aufzulösen. Laut
       Polizeisprecher nahmen etwa 100 Menschen an der Mahnwache an der Hauptwache
       teil. Auch in Kassel kam es zu einer pro-palästinensischen
       Spontanversammlung mit etwa 110 Teilnehmern, wie die Polizei mitteilte.
       Diese sei friedlich geblieben.
       
       Ein Raketeneinschlag bei der Al-Ahli-Klinik im Gazastreifen mit
       möglicherweise Hunderten Toten löste vor allem in arabischen und
       islamischen Ländern große Wut aus. Dort und auch in Deutschland kam es zu
       anti-israelischen Demonstrationen. Die von der Hamas kontrollierte
       Gesundheitsbehörde hatte dafür am Dienstagabend umgehend Israel
       verantwortlich gemacht, arabische Nachbarstaaten schlossen sich dem an.
       Israel wies dies entschieden zurück und sprach vom Einschlag einer
       verirrten Rakete der militanten Palästinenserorganisation Islamischer
       Dschihad. Auch die US-Regierung hält Israel nach „derzeitiger Einschätzung“
       nicht für verantwortlich.
       
       Aktualisiert am 19.10.2023 um 10:15 Uhr. d. R.
       
       19 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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