# taz.de -- Studie zu Rad-Fußgänger-Unfällen: Gefährliche E-Bikes und Lastenräder
       
       > Über 5.600 Menschen wurden 2022 bei Kollisionen zwischen Radlern und
       > Fußgängern verletzt. Unfallforscher fordern Konsequenzen.
       
 (IMG) Bild: Die schwächeren Teilnehmer:innen sind bei Kollisionen stärker gefährdet
       
       BERLIN taz | Im vergangenen Jahr starben 13 Menschen bei Kollisionen
       zwischen Radfahrenden und Fußgänger:innen, 720 wurden schwer verletzt. Mit
       diesen [1][offiziellen Zahlen ist die Unfallforschung der Versicherer
       (UDV)] am Donnerstag an die Öffentlichkeit gegangen.
       
       Besonders häufig und heftig kamen Fußgänger:innen zu Schaden – sieben
       von zehn Passant:innen, die in solche Unfälle verwickelt waren, wurden
       verletzt, bei den Radfahrer:innen war es etwa jede:r zweite.
       [2][Unfallverursacher sind meist die schnelleren Verkehrsteilnehmer], also
       die mit dem Fahrrad. Und: Bei jeder vierten Karambolage floh der:die
       Verursacher vom Unfallort.
       
       Nach Ansicht von UDV-Chef Siegfried Brockmann wird die Unfallkonstellation
       Rad-Fußgänger bislang in der verkehrspolitischen Planung zu wenig beachtet.
       Dabei dürfte sie in Zukunft noch wichtiger werden. „Fahrräder nehmen
       zahlenmäßig und nach Fahrleistung deutlich zu“, sagte Brockmann. „Und mit
       [3][E-Bikes und Lastenrädern] werden sie auch schneller und schwerer.“
       
       Das belegt auch der Vergleich mit früheren Zahlen. 2002 waren insgesamt
       3.647 Unfälle zwischen Radler:innen und Fuß:gängerinnen gemeldet
       worden, bei denen Menschen verletzt wurden. 2022 waren es nun insgesamt
       4.517 Kollisionen mit 5.651 Verletzten. Dabei geht die UDV davon aus, dass
       die Dunkelziffer hoch ist.
       
       ## Demografie steigert Risiko
       
       Stärker gefährdet bei diesen Kollisionen sind ohnehin immer die vermutlich
       schwächeren Teilnehmer:innen: nicht nur Fußgänger:innen mehr als
       Radfahrer:innen, sondern auch Ältere mehr als Jüngere. Die demografischen
       Veränderungen erforderten deshalb zusätzliche Maßnahmen, so Brockmann. Wenn
       die Bevölkerung immer älter werde und Verkehrsmittel insgesamt schwerer und
       leiser, steige das Risiko schwerer Unfälle. Verkehrsplaner:innen
       müssten das stärker berücksichtigen.
       
       Der UDV zufolge spielen sich die meisten Kollisionen in Fußgängerzonen und
       an Haltestellen ab – auf den jeweiligen Radverkehrsflächen. Dabei gilt: Je
       schmaler die Radwege, desto wahrscheinlicher werden Unfälle. Und
       Zweirichtungsradwege sind offenbar keine gute Lösung, hier kollidieren
       Fußgänger:innen und Radler:innen besonders häufig. Brockmann schlug
       deshalb vor, Radwege zu vermeiden, die in beide Richtungen befahren werden
       können. Generell könne eine striktere Trennung helfen. Fußgängerzonen
       sollten Fußgänger:innen vorbehalten bleiben.
       
       Einen ganz wesentlichen Punkt sehen die Expert:innen aber darin, dass
       die Innenstädte auf den Autoverkehr ausgerichtet sind. Grundsätzlich gebe
       es immer noch viel häufiger schwere Unfälle, wenn Kraftfahrzeuge beteiligt
       seien. Unterschätzt würden aber vor allem parkende Autos. Es gebe ein
       „markantes Unfallgeschehen“, wenn die Seitenstreifen mit Fahrzeugen
       zugestellt sind, so Brockmann. Denn diese versperrten [4][mit ihren ständig
       größer werdenden Modellen] sowohl Fußgänger:innen als auch
       Radfahrer:innen die Sicht beim Wechsel zwischen Fuß- und Radwegen oder
       beim Überqueren von Straßen. Eine Verkehrsplanung, die das Miteinander von
       Fußgänger:innen und Fahrradfahrer:innen verbessern will, dürfe
       deshalb das Auto nicht außer Acht lassen.
       
       19 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.udv.de/udv/themen/unfaelle-mit-fussgaengern-und-radfahrern-75522
 (DIR) [2] /Unfaelle-von-Radfahrern-durch-Fussgaenger/!5855255
 (DIR) [3] /Autor-ueber-die-Kultur-des-Fahrradfahrens/!5952686
 (DIR) [4] /IAA-Automesse-in-Muenchen/!5955112
       
       ## AUTOREN
       
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