# taz.de -- Jugendaustausch mit Israel: Programme vorerst gestoppt
       
       > Israel ist für Schüler:innen und junge Menschen ein beliebtes Ziel.
       > Trotz der Lage vor Ort sagen Fachleute: Die Programme sind krisenfest.
       
 (IMG) Bild: Nach dem Angriff der Hamas liegt ein Koffer auf dem Gelände des Nova-Festivals
       
       BERLIN taz | Der [1][Angriff der Terrormiliz Hamas auf Israel] ist auch
       eine Zäsur für den Jugendaustausch zwischen Israel und Deutschland. In den
       vergangenen Jahren, insbesondere vor der Coronapandemie, war Israel ein
       beliebtes Zielland für junge Menschen aus Deutschland. Vor allem für
       diejenigen, die für einen Schüleraustausch und Begegnungsreisen oder als
       Freiwilligendienstleistende ins Ausland gingen. Im Gegenzug kamen viele
       junge Israelis nach Deutschland.
       
       Fachleute schätzen, dass bis 2019 jährlich mindestens 10.000 junge Menschen
       aus den beiden Ländern Austauschreisen unternommen haben. Der Großteil
       davon waren Teilnehmer*innen von außerschulischen Jugendbegegnungen:
       Etwa 7.000 Personen – rund die Hälfte aus Deutschland, die andere aus
       Israel – im Alter von 14 bis 27 Jahren haben jedes Jahr an Programmen
       teilgenommen, die vom [2][„Koordinierungszentrum deutsch-israelischer
       Jugendaustausch“ (ConAct)] im Auftrag des Bundesfamilienministeriums
       gefördert wurden.
       
       Hinzu kommen Kooperationen zwischen deutschen und israelischen Schulen. Der
       Pädagogische Austauschdienst (PAD) förderte über sein [3][Programm
       „Schulpartnerschaften mit Israel“] vor Corona jährlich etwa 65 Schulen aus
       Israel, die ihre Partnerschulen in Deutschland besuchten. Daran nahmen im
       Schnitt rund 1.100 israelische Schüler*innen teil. Weil diese Besuche
       auf Gegenseitigkeit beruhen, dürften etwa ebenso viele Schüler*innen pro
       Jahr aus Deutschland nach Israel gereist sein.
       
       ## Reisewarnung für Israel und Palästinensergebiete
       
       Damit zählt Israel beim Schüleraustausch zu den beliebtesten Zielländern
       außerhalb Europas: Nur zwischen den USA und Deutschland finden mehr vom
       Auswärtigen Amt geförderte Austauschreisen statt. Für ein so kleines Land
       wie Israel ist das eine beachtliche Zahl – sie zeigt zudem, dass
       Deutschland unter israelischen Schüler*innen hoch im Kurs steht.
       
       Seit dem Überfall der Hamas am 7. Oktober sind die Begegnungen, die sich
       gerade erst von den Pandemiejahren erholten, zum Erliegen gekommen. Das
       Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für Israel und die palästinensischen
       Gebiete herausgeben; das israelische Bildungsministerium hat alle
       Auslandsreisen von Schülergruppen bis auf Weiteres ausgesetzt.
       
       Wie es nun weitergeht, hängt von den politischen Entwicklungen ab.
       Allerdings habe sich der deutsch-israelische Jugendaustausch in der
       Vergangenheit als „ziemlich krisenfest“ erwiesen, sagt Christine Mähler,
       Leiterin von ConAct. Auch Simon Dirksen, der die PAD-Schulpartnerschaften
       mit Israel koordiniert, gibt sich verhalten optimistisch: Der Austausch sei
       vielen Lehrkräften ein persönliches Anliegen. „Zwar liegen schwierige
       Zeiten voraus, aber das dürfte der Motivation für die Begegnungen keinen
       Abbruch tun.“ Wann diese tatsächlich wieder stattfinden könnten, sei aber
       völlig offen, so Dirksen.
       
       ## An alternativen Formaten wird gearbeitet
       
       Sorge bereitet Dirksen und Mähler nicht nur die Lage in Israel: Es sei
       wichtig, das Augenmerk auch auf Deutschland zu richten, sagt Mähler:
       „[4][Israelis fühlen sich hier oft nicht sicher].“ Das sei ebenfalls ein
       großes Hindernis für die Jugendbegegnungen.
       
       Dass der Austausch bewahrt werden muss, steht für Christine Mähler außer
       Frage: „Es ist wichtig, junge Menschen aus beiden Ländern
       zusammenzubringen, weil wir eine Geschichte teilen, die maßgeblich Israel
       prägt – und uns auch.“ Die Jugendbegegnungen seien jedoch nicht allein von
       der Geschichte bestimmt.
       
       Die Gruppen beschäftigten sich im Vorfeld ihrer Reisen zwar mit der
       deutschen NS-Vergangenheit und Israels Entstehungsgeschichte. Im Fokus der
       Begegnungen stünden dann aber oft Themen, die jungen Menschen heute am
       Herzen liegen: Nachhaltigkeit, Diversität, Gerechtigkeit und die Freude an
       der Begegnung.
       
       Angesichts der Eskalation in Nahost werde bereits an alternativen
       Begegnungsformaten gearbeitet, berichtet Mähler: etwa Treffen in
       Drittländern und Onlineseminare. Sie ist sich sicher: „Sobald die
       unmittelbare Kriegsgefahr gebannt ist, wird auch der Austausch in den dann
       möglichen Formaten wieder losgehen.“
       
       25 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
 (DIR) [2] https://www.conact-org.de/
 (DIR) [3] https://www.kmk-pad.org/programme/schulpartnerschaften-mit-israel.html
 (DIR) [4] /Juedisches-Leben-in-Deutschland/!5964942
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hanno Fleckenstein
       
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