# taz.de -- AfD-Besuch beim NDR: Keine Gastfreundschaft für Rechte
       
       > AfD-Mitglieder wollen den NDR besuchen und sich durchs Haus führen
       > lassen. Und die NDR-Leitung? Stimmt zu. Das ist ein völlig falsches
       > Signal.
       
 (IMG) Bild: Björn Höcke spricht viel lieber mit rechten Medien als mit den Öffentlich-Rechtlichen
       
       Keine andere Partei im Bundestag und in den Landesparlamenten greift die
       Medien so pauschal und so massiv an wie die [1][AfD]. „Lügen“- oder
       „Systempresse“ gehört zu ihrem Jargon. Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk
       (ÖRR) möchte die vermeintliche Alternative nicht nur endlich die Finanzen
       streichen, sie will am liebsten auch die gesamte Struktur auflösen.
       
       In Hamburg möchten sich die Feinde des ÖRR am Freitag dennoch [2][beim
       Norddeutschen Rundfunk (NDR)] in Lokstedt als Besucher durchs Haus führen
       lassen. Die NDR-Leitung sah darin kein Problem, der Personalrat dagegen
       schon. Er fordert die Ausladung der Partei.
       
       Eine gebotene Maßnahme gegen eine bedrohliche Partei. Der Geschäftsführer
       der AfD-Bürgerschaftsfraktion hatte beim NDR um zwei Besuchstermine für die
       Mitglieder der Fraktion und der Desiderius-Erasmus-Stiftung gebeten.
       Dieser Bitte kam der NDR nach, da der Sender zu „seiner Verantwortung“
       stünde, im „Austausch mit allen Teilen der Gesellschaft“ zu stehen. Daher
       müsse die Anfrage genauso wie die von allen anderen in der Bürgerschaft
       vertreten Partei gehandelt werden, erklärte die Pressesprecherin Lara
       Louwien.
       
       Der NDR ist nicht das einzige Medium, das just ausblendet, [3][dass die AfD
       nicht wie andere Parteien ist]. Die SPD, CDU, CSU, FDP, auch die Grünen und
       die Linke dürften nicht selten mit der Berichterstattung über ihre Politik
       unzufrieden sein. Doch sie laden deswegen nicht gleich die Presse aus oder
       verheimlichen Parteitermine vor ihnen.
       
       Die AfD Thüringen um den Fraktions- und Landesvorsitzenden Björn Höcke hat
       gerade dem ARD-Politikmagazin „Monitor“ die Akkreditierung für den
       anstehenden Landesparteitag verweigert. Denn „von einer journalistischen
       Berichterstattung“ könne „überhaupt nicht mehr“ die „Rede sein“. Kurz: Eine
       kritische Berichterstattung ist nicht erwünscht.
       
       ## Keine Lust auf Kritik
       
       Jene, die stets das freie Wort fordern, eine Meinungs- und Cancel-Kultur
       beklagen, wollen keine freie Presse, die selbst bestimmt, wie sie berichtet
       und bewertet. Die AfD Hamburg möchte moderater erscheinen als die Kollegen
       aus Thüringen. Da wird bei einer Veranstaltung zu Medien im Jahr 2016
       einfach ein Fragezeichen im Titel gesetzt: „Manipulationen: Was ist dran am
       Lügenpresse-Vorwurf?“
       
       Dass der Referent, Dieter Stein von der neurechten Wochenzeitung Junge
       Freiheit, zu [4][moderaten Tönen mahnte] und sich gegen den Begriff
       „Lügenpresse“ aussprach, gefiel dem Publikum aber gar nicht. Es verweigerte
       dem wohl nicht radikal genug argumentierenden Stein erst einmal den
       Applaus. Aus der Fraktion wird dagegen auch mal bei Presseanfragen indirekt
       mit Konsequenzen gedroht. AfD, ganz normal.
       
       Vor dieser Normalität warnt jetzt der NDR-Personalrat und erinnert daran,
       dass „Journalist*innen und Produktionsmitarbeitende“ bei Veranstaltungen
       der AfD „verbal und auch körperlich angegriffen werden“. Zu Recht weist er
       darauf hin, dass feste oder freie Beschäftigte, die schon Angriffe
       erlebten, nun auf Personen treffen könnten, die an Übergriffen beteiligt
       waren oder billigten. Er warnt außerdem davor, dass durch den Besuch
       Redaktion und Beschäftigte geoutet werden könnten.
       
       Die Debatten um den Besuch stieß das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ an.
       Das Bündnis betonte, dass die AfD mittlerweile in zwei Bundesländern als
       gesichert rechtsextremistisch eingestuft wurde. Dieses Argument offenbart
       das Dilemma. Die AfD muss dringend bundesweit einheitlich klassifiziert
       werden als das, was sie ist: eine rechtsextremistische Partei, die
       Menschenrechte und die Verfassung verachtet. Diesen Feinden – warnte schon
       1931 ohne Erfolg Kurt Tucholsky – dürfen keine „Rosen auf den Weg gestreut“
       werden.
       
       17 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Umfrage-sieht-AfD-Hoch-in-Thueringen/!5968136
 (DIR) [2] /Ehemaliger-Bild-Chef-gegen-NDR/!5955986
 (DIR) [3] /Kontroverse-in-Niedersachsen/!5969464
 (DIR) [4] https://www.deutschlandfunk.de/junge-freiheit-chef-dieter-stein-zu-viele-linke-100.html
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Björn Höcke
 (DIR) GNS
 (DIR) Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
 (DIR) Schwerpunkt „Lügenpresse“
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Verschwörungsmythen und Corona
 (DIR) Umfragewerte
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Europawahl-Kandidat der FDP in Meck-Pomm: Rechtsaußen statt liberal
       
       Paul Bressel wird in Mecklenburg-Vorpommern Spitzenkandidat der FDP bei der
       Europawahl. Seine politischen Positionen decken sich mit denen der AfD.
       
 (DIR) Rechter Fernsehsender Auf1: Doch keine „Medienrevolution“
       
       Der Sender Auf1 verbreitet Verschwörungsmythen und rechte Hetze. In
       Deutschland darf er das aber nicht länger über Satellit.
       
 (DIR) Umfrage sieht AfD-Hoch in Thüringen: Die Prognose deutet nach rechts
       
       In Thüringen liegt die AfD laut einer aktuellen Umfrage vorn. Derweil muss
       sich die CDU in dem Bundesland weiter mit Maaßen herumschlagen.