# taz.de -- Spannungen in Sambia nehmen zu: Politik „ohne Macheten“?
       
       > Expräsident Edgar Lungu verkündet die Rückkehr in Sambias Politik. Seine
       > Partei zerfleischt sich gerade, die Regierungspartei warnt ihn vor
       > Gewalt.
       
 (IMG) Bild: Bald zurück auf der politischen Bühne Sambias: Ex-Präsident Edgar Lungu, hier 2018 in New York
       
       LUSAKA taz | Die nächsten Wahlen in Sambia sind erst 2026 fällig, aber sie
       werfen schon ihre Schatten voraus. Expräsident Edgar Lungu von der
       linksgerichteten PF (Patriotic Front), der von 2015 bis 2021 regierte und
       dann die Wahlen gegen Haikande Hichilema von der wirtschaftsliberalen UPND
       (United Party for National Development) verlor, kehrt aus dem Ruhestand
       zurück auf die politische Bühne.
       
       Er werde seine zerrissene Partei einen und das Land vor dem Abgleiten in
       die Diktatur retten, verkündete der 66-jährige Lungu und ließ damit die
       politische Temperatur in Sambia abrupt steigen. Sambia kämpft mit den
       Folgen einer schweren [1][Wirtschaftskrise]. Erst im September starben zwei
       Geschäftsleute, als verarmte Menschen Maislager plünderten, angeblich mit
       Hilfe der Polizei.
       
       Noch ist die PF mit ihrer Wählerbasis in Sambias kriselndem Kupferrevier
       tief gespalten. Im Oktober wurden mehrere hohe Parteiführer und
       PF-Abgeordnete suspendiert, ein Parteitag verschoben und eine Frist von
       einem Monat gesetzt, um die Ergebnisse laufender Disziplinarverfahren dem
       Zentralkomitee vorzulegen. Der Posten des PF-Präsidenten ist seit Lungus
       Rücktritt vakant.
       
       Der Expräsident sieht sich und seine Familie seit Monaten als Opfer einer
       von [2][Präsident Hichilema] gesteuerten Kampagne. Es gab Drohungen, Lungu
       die ihm als ehemaligem Staatschef zustehenden Zuwendungen zu streichen.
       Zweimal wurde er in jüngster Zeit an Reisen ins Ausland gehindert, einmal
       zu einer „Friedenskonferenz“ in Südkorea und einmal zur medizinischen
       Behandlung in Südafrika. Gegen seine Ehefrau Esther Lungu wird wegen
       Korruption sowie Diebstahls von Autos und Landeigentumstiteln ermittelt.
       Der PF droht zudem der Entzug der Parteizulassung, weil sie wegen der
       Vakanz der Parteispitze den Behörden nicht wie vom Gesetz vorgeschrieben
       eine vollständige Liste ihrer Amtsträger vorlegen kann.
       
       ## Gewaltakte von Anhängern beider Fraktionen
       
       „Ich stehe dazu bereit, alle denkbaren Konsequenzen zu tragen“, rief Lungu
       vor jubelnden Anhängern in der Hauptstadt Lusaka am Wochenende, als er
       seine Rückkehr in die Politik ankündigte. „Ich weiß, dass es Konsequenzen
       gibt, und ich werde mich ihnen stellen.“
       
       Die PF-Interimsführung nennt Lungu schon wieder Parteipräsident.
       Interimspräsident Given Lubinda wird zugleich von einer Fraktion unter
       Miles Sampa herausgefordert. Die Lubinda-Fraktion stellt die Sampa-Fraktion
       als Produkt einer Unterwanderung durch die regierende UPND dar. Im
       September gab es bereits [3][Gewaltakte] zwischen Anhängern beider
       Fraktionen an der PF-Parteizentrale in Lusaka.
       
       Als die Pressekonferenz von Edgar Lungu zur Verkündung seiner politischen
       Rückkehr am vergangenen Sonntag angekündigt wurde, marschierte an der
       Parteizentrale die Polizei auf. Die Lubinda-Fraktion sagte, auf ihre
       Anhänger sei scharf geschossen worden. Sampa erklärte sich zum Präsidenten
       einer „neuen“ PF und sagte: „Die neue PF distanziert sich von Schlägern und
       Hooligans auf unseren Straßen.“
       
       Wie Edgar Lungu diese Partei wieder zusammenführen soll, muss sich noch
       zeigen. Er hat Sambias gesamte Opposition dazu aufgerufen, Sambia vor der
       „Abschaffung des Rechtsstaats“ durch Hichilema und die UPND zu retten.
       
       Die UPND ihrerseits sagte, sie „begrüßt“ Lungus Beschluss, in die Politik
       zurückzukehren. Seit seinem Rücktritt 2021 habe sich Sambia zum Positiven
       verändert. Eine Sprecherin erklärte: „Wir beten und hoffen, dass Herr Lungu
       lernen wird, sich innerhalb des geltenden friedlichen politischen Umfelds
       zu bewegen, ohne Macheten und Gewalt.“
       
       2 Nov 2023
       
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