# taz.de -- Amazon versechsfacht Lobbyausgaben: 3,6 Millionen für gutes Image
       
       > Amazon hat seine Lobbyausgaben in Brüssel in den vergangenen 10 Jahren
       > versechsfacht. Lobbycontrol wirft dem US-Onlinehändler Intransparenz vor.
       
 (IMG) Bild: Gut verpackt und intransparent: Amazons Lobbyarbeit
       
       BERLIN taz | Amazon hat seine Lobbyarbeit in Europa systematisch und massiv
       verstärkt. Das ergab eine Recherche der lobbykritischen Organisation
       Lobbycontrol. So sollen sich etwa die Lobbyausgaben von Amazon bei den
       EU-Institutionen in Brüssel von 450.000 Euro in 2013 auf 2,75 Millionen
       Euro in 2022 versechsfacht haben.
       
       Auch in den für den Versandhändler besonders wichtigen EU-Mitgliedsstaaten
       habe Amazon seine Lobbyarbeit verstärkt. Zusammengerechnet soll der Konzern
       in Berlin und Paris im Jahr 2022 etwa 3,6 Millionen Euro für Lobbyarbeit
       ausgegeben haben, also mehr als in Brüssel. Alleine 2,41 Millionen Euro
       davon seien nach Deutschland geflossen. „Amazon fühlt sich bedroht und
       investiert besonders in seine Lobbyarbeit in Deutschland und Frankreich,
       den wichtigsten Absatzmärkten in Europa“, sagt Max Bank von Lobbycontrol.
       
       Damit steht der US-Konzern nicht allein. Bereits im September hatte
       Lobbycontrol in einer Studie zusammen mit Corporate Europe Observatory
       festgestellt, dass Tech-Konzerne in den vergangenen Jahren [1][ihre
       Lobbymacht in Brüssel] deutlich verstärkt haben. Die Branche steigerte
       demnach ihre Ausgaben für Lobbyarbeit in Brüssel um 16,5 Prozent – von 97
       in 2021 auf 113 Millionen Euro in diesem Jahr. Damit liege die
       Tech-Industrie im Vergleich zu anderen Sparten wie der Auto- oder der
       Finanzbranche an der Spitze.
       
       Der in Deutschland wegen der Bezahlung seiner Mitarbeiter*innen in den
       Logistikzentren in der Kritik stehende Konzern sei [2][„besorgt] um seinen
       schlechten Ruf“, sagt Lobbycontrol. Deshalb habe er auch seine Verbindungen
       zu Denkfabriken in Brüssel immer weiter ausgebaut. Mit ganzen 17 dieser
       Thinktanks soll Amazon in Brüssel zusammenarbeiten. 2021 sollen es nur zwei
       gewesen sein. [3][Denkfabriken können verschiedene Rollen einnehmen].
       Einige von ihnen haben die Funktion, bestimmte ideologische Linien zu
       vertreten und politische Debatten zu beeinflussen.
       
       ## Zusammenarbeit mit zwei Denkfabriken nicht offengelegt
       
       Lobbycontrol wirft Amazon dabei Intransparenz vor. „Die Unterstützung von
       zwei Denkfabriken, Center for European Policy Studies (CEPS) und Center for
       European Reform (CER), gibt der Konzern nicht in seinem
       Lobbyregister-Eintrag an“, [4][moniert Lobbycontrol].
       
       Die Organisation kündigte an, zusammen mit zwei anderen Vereinigungen „eine
       Beschwerde beim Lobbyregister-Sekretariat“ einzulegen. Lobbyregister sind
       Datenbanken, in denen Unternehmen oder Verbände, die Lobbyismus betreiben,
       mit Daten über ihre Aktivitäten erfasst sind. Seit 2011 haben das
       EU-Parlament und die Europäische Kommission ein gemeinsames
       Transparenz-Register.
       
       „Diese massive und teilweise intransparente Lobbyarbeit bedroht den
       demokratischen Prozess“, sagt Margarida Silva von [5][SOMO, einer
       niederländischen Forschungs- und Netzwerkorganisation], die sich mit
       nachhaltiger Entwicklung beschäftigt.
       
       Um einseitigem Lobbying vorzubeugen, forderte Silva die Politik auf, „die
       Stimmen schwacher Interessen wie kleiner und mittelständischer Unternehmen,
       Gewerkschaften und Verbraucherschützer proaktiv“ einzuholen.
       
       Eine Sprecherin von Amazon teilte der taz auf Anfrage mit, dass das
       Unternehmen seinen „Eintrag im EU-Transparenzregister regelmäßig im
       Einklang mit den Leitlinien“ aktualisiere. Darüber hinaus betonte sie, der
       Konzern setze sich „für eine Reihe von Themen ein, die für unsere
       Kund:innen, Verkäufer:innen und die verschiedenen Geschäftsbereiche, in
       denen wir tätig sind, wichtig sind“. Das bedeute, „dass wir mit
       Organisationen wie Handelsverbänden und Think Tanks zusammenarbeiten und
       mit Beamten der europäischen Institutionen kommunizieren“.
       
       24 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ausgaben-fuer-EU-Lobbyismus-steigen/!5958975
 (DIR) [2] /Gutachten-zum-Amazon-Konzern/!5971776
 (DIR) [3] /Neue-Denkfabrik-fuer-Klimaschutz/!5972402
 (DIR) [4] https://www.lobbycontrol.de/
 (DIR) [5] https://www.somo.nl/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Franziska Betz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Amazon
 (DIR) Lobbyismus
 (DIR) Transnationale Konzerne
 (DIR) Konzerne
 (DIR) Transparenz
 (DIR) Europäische Union
 (DIR) Lobbyismus
 (DIR) Amazon
 (DIR) Amazon
 (DIR) Schwerpunkt Künstliche Intelligenz
 (DIR) Digitale Medien
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Einflussnahme auf Gesetze: Versicherer lobbyieren am meisten
       
       Die Finanzbranche wirkt massiv auf die Politik ein. Die NGO Finanzwende
       fordert, dass der Einfluss von Lobbyisten auf Gesetze sichtbar wird.
       
 (DIR) Ausbeutung bei Amazon: Menschen sind keine Maschinen
       
       Hassan muss derzeit täglich rund 270 Amazon-Pakete ausliefern. Er arbeitet
       für ein Subunternehmen, das häufig Arbeitnehmerrechte missachtet.
       
 (DIR) Macht der Konzerne: Macht kaputt, was euch kaputt macht
       
       Immer mehr Länder bringen eine Zerschlagung von Tech-Konzernen ins Spiel.
       Damit entsteht eine Chance, die genutzt werden sollte.
       
 (DIR) Ausgaben für EU-Lobbyismus steigen: Big Tech zahlt mehr für Einfluss
       
       Techkonzerne geben deutlich mehr in Brüssel aus: Vor allem die Giganten der
       Branche lassen sich ihren Lobbyismus auf EU-Ebene mehr kosten.
       
 (DIR) Neue EU-Plattformregulierung in Kraft: Kein Kollaps, kein Hinterfragen
       
       Schön und gut, die neuen Selbstverpflichtungen für X, Facebook, TikTok und
       Co. Aber eigentlich wurde hier eine große Chance vertan.