# taz.de -- Nachruf auf Pogues-Sänger Shane MacGowan: „Du bist das Licht“
       
       > Shane MacGowan, Gründer der irisch-englischen Band The Pogues, ist
       > gestorben. Ein Nachruf auf eine Legende des 80er-Folkpunk.
       
 (IMG) Bild: Shane MacGowan bei einem Konzert auf dem Montreux Jazz Festival 1995
       
       Sitzen zwei Tenöre am Krankenbett eines Sagenhelden. So beginnt „The Sick
       Bed of Cúchulainn“, ein Pogues-Song, geschrieben von Sänger Shane
       MacGowan. Er gehört zu den bekanntesten Songs der englisch-irischen
       Folkpunkband The Pogues. Tatsächlich setzt MacGowan darin Cú Chulainn,
       einer Figur aus der keltischen Mythologie, die Sänger John McCormack und
       Richard Tauber zur Seite.
       
       Einen Schluck später geht Cú Chulainn auf Europatour. Und die hat es in
       sich. In Frankfurt bepisst sich der Held, in Köln holt er sich die Syph.
       Dann zieht er in den Spanischen Bürgerkrieg. In einem Bordell spendiert ihm
       Frank Ryan, IRA-Mitglied, einen Whiskey.
       
       So gestärkt geht es in den antifaschistischen Kampf: „And you decked some
       fucking blackshirt who was cursing all the Yids.“ Yids, Juden. Zwei
       Strophen weiter singt Cú Chulainn für „Blacks and Paks and Jocks“, singt
       für Schwarze, Pakistani und Schotten. Bereinigte Sprache war MacGowans
       Sache nicht. Er war so blasphemisch, wie es nur tief Glaubende sind.
       
       „The Sick Bed of Cuchulainn“ eröffnet 1985 „Rum Sodomy & The Lash“, das
       populärste Album der Pogues. Der Song bricht die Mixtur der Musik auf drei
       Minuten herunter, die Strophen sind balladesk, der Refrain
       halsbrecherischer Punk.
       
       ## Rebellisches Folk-Revival
       
       Die Pogues-Rezeptur aus Folk und Schmutzrock erstieg aus der Asche der
       Nips, der Nipple Erectors, einer Band der Punkkünstlerin Shanne Bradley mit
       dem jungen Shane MacGowan am Mikrofon – und, bereits punkuntypisch,
       Mundharmonika.
       
       Anfang der 1980er, von platter Rockmusik gelangweilt, läuten Bradley mit
       The Men They Couldn’t Hang und MacGowan mit den Pogues ein rebellisches
       Folk-Revival ein.
       
       In den Neunzigern schied der Alkohol MacGowan und die Band. Es gab wenig
       wundervolle Momente, trotz der Duette mit Nick Cave und Veröffentlichungen
       mit The Popes. 2021 erinnerte Cat Power auf dem „Covers“-Album an den
       Mythen Umwobenen.
       
       Am 30. November ist Shane MacGowan mit 65 Jahren nach langer Krankheit
       gestorben. Seine Frau Victoria Mary Clarke zitierte zum Abschied aus „A
       Rainy Night in Soho“ und nennt ihn: „the light that I hold before me and
       the measure of my dreams“.
       
       1 Dec 2023
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Robert Mießner
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Folk
 (DIR) Punk
 (DIR) Irland
 (DIR) Nachruf
 (DIR) Musik
 (DIR) Heavy Metal
 (DIR) Wuppertal
 (DIR) Pop
 (DIR) Dokumentarfilm
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Die Metal-Szene der DDR: Mit Dezibel und Funkenflug
       
       Für Fans war es eine Flucht aus dem Alltag, düster war nicht nur die Musik.
       Das Museum in der Kulturbrauerei erinnert an „Heavy Metal in der DDR“.
       
 (DIR) Wuppertaler Kulturzentrum „börse“: Gottseidank nicht in England
       
       „Die börse“ in Wuppertal ist die Wiege der westdeutschen Punkszene. Nun
       feiert das Kulturzentrum ein ganzes Jahr Jubiläum. Zeit für einen
       Ortsbesuch.
       
 (DIR) Neues Album „Covers“ von Cat Power: Spiel nie zweimal denselben Song
       
       Cat Power hat ein neues Album mit Coverversionen herausgebracht. Ihre
       Bluesstimme transzendiert die Originale: dunkel, mit metallischer Kante.
       
 (DIR) Doku über Pogues-Sänger MacGowan: Bier, Zähne und Schalk
       
       Julien Temple porträtiert mit „Shane“ den ehemaligen Sänger der
       Folkpunkband The Pogues. Dies gelingt ihm ungeschönt und ohne Verklärung.