# taz.de -- Bericht über humanitäre Brennpunkte: Wo 2024 die Hölle wird
       
       > Das Hilfswerk IRC hat recherchiert, in welchen Ländern sich die Lage der
       > Menschen am meisten verschlechtert. Konflikt und Klimawandel fallen
       > zusammen.
       
 (IMG) Bild: Die Sudanesin Amani Abdullah ist auf der Flucht vor den RSF
       
       BERLIN epd/taz | In Sudan, den palästinensischen Gebieten und in Südsudan
       wird sich die Lage der Bevölkerung nach Befürchtungen der
       US-Hilfsorganisation [1][International Rescue Committee (IRC)] im kommenden
       Jahr weltweit am stärksten verschlimmern. In insgesamt 20 Ländern, in denen
       mit einer starken Verschlechterung der Lage zu rechnen ist, lebten etwa
       zehn Prozent der Weltbevölkerung, auf sie entfielen aber rund 86 Prozent
       der knapp 300 Millionen Menschen weltweit mit humanitärem Hilfsbedarf,
       erklärte das IRC am Donnerstag bei der Vorstellung seiner „Emergency
       Watchlist 2024“. Acht Länder unter den ersten zehn auf der Liste liegen in
       Afrika.
       
       An erster Stelle nennt das IRC [2][Sudan], wo seit April die Armee und die
       paramilitärische Miliz RSF (Rapid Support Forces) einen blutigen Machtkampf
       austragen und Millionen von Menschen in die Flucht getrieben wurden. „Die
       großflächige urbane Kriegsführung, die Gefahr, dass sich die Kämpfe auf
       andere Regionen ausbreiten, und eine geringe internationale Aufmerksamkeit
       können dazu führen, dass sich die Lage 2024 noch dramatisch
       verschlechtert“, heißt es in dem Bericht.
       
       Der [3][Gazastreifen] gelte zum Jahreswechsel weltweit als der
       gefährlichste Ort für die Zivilbevölkerung, erklärt das IRC zur Nummer zwei
       der Watchlist, den palästinensischen Gebieten. 2024 würden im Gazastreifen
       und im Westjordanland drei Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe
       angewiesen sein. Es werde erwartet, dass der Bedarf vor allem angesichts
       des drohenden Zusammenbruchs des Gesundheitssystems im Gazastreifen, wo
       rund 2,3 Millionen Menschen leben, weiter steige.
       
       [4][Südsudan], die Nummer Drei, leide massiv unter den Auswirkungen des
       Konflikts in Sudan und des Klimawandels, heißt es. Für das nächste Jahr
       würden dort erneut Überschwemmungen erwartet, ausgelöst durch das
       Extremwetterphänomen El Niño. Der Krieg drohe, die fragile Wirtschaft des
       Landes weiter zu destabilisieren.
       
       Unter den ersten zehn Ländern auf der Watchlist folgen auf den Plätzen Vier
       bis Sechs Burkina Faso, Myanmar und Mali, danach Somalia, Niger, Äthiopien
       und die Demokratische Republik Kongo. Weitere zehn Länder werden ohne
       Ranking genannt: Afghanistan, Ecuador, Haiti, Jemen, Nigeria, Syrien,
       Tschad, Ukraine und die Zentralafrikanische Republik.
       
       Der IRC-Bericht betont drei beunruhigende Trends, die das kommende Jahr
       prägen dürften: Bewaffnete Konflikte und Klimawandel fielen zunehmend
       örtlich und zeitlich zusammen; Zivilisten seien zunehmend zwischen
       staatlichen und nichtstaatlichen Gewaltakteuren gefangen; und regionale
       Mächte sowie Großmächte würden Konflikte eher befeuern als lösen, wie man
       etwa in Sudan sehe. „Selbst wenn sie zu vermitteln versuchen, erweisen sich
       ihre Bemühungen als wirkungslos.“
       
       Die Schlagzeilen würden aus gutem Grund von der Krise im Gazastreifen
       beherrscht, erklärte IRC-Präsident David Miliband, ehemals britischer
       Labour-Außenminister. „Aber die Liste erinnert uns auch daran, dass auch
       andere Teile der Welt in Flammen stehen, und zwar aus strukturellen
       Gründen, die mit Konflikten, dem Klimawandel und der Wirtschaftslage
       zusammenhängen“, sagte er. „Wir müssen es schaffen, mehr als eine Krise auf
       einmal zu bewältigen.“
       
       14 Dec 2023
       
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