# taz.de -- Poncha auf Madeira: Frisch, fruchtig, flauschig
       
       > Bleibt mir doch mit den Jahreswechselgesundheitsattitüden fern. Trinkt
       > lieber einen Poncha – und ihr habt den Geschmack von Meer im Mund.
       
 (IMG) Bild: Poncha Flaschen in Funchal, Madeira: Was ist schon gegen gesunde Zitronen und Orangen zu sagen?
       
       Es ist wieder soweit: Nach den Feiertagen kommen allerlei Leute mit
       allerlei Moral. Das Jahreswechselmantra geht ungefähr so: Wer Alkohol
       trinkt, ruiniert seine Gesundheit, vernebelt sein Gehirn und ist überhaupt
       durch und durch ein Assi. Neulich veröffentlichte ein [1][großes Hamburger
       Wochenmagazin sogar einen Test], der einem orakelt, wie es um den eigenen
       Trinkgenuss so bestellt ist.
       
       Zuerst dachte ich, ach Leute, lasst mich doch mit so was in Ruhe, es ist
       Weihnachten, Silvester, Feierlaune, was soll denn jetzt diese
       Gesundheitsduselei. Und überhaupt: Nach der [2][fetten Weihnachtsgans, vier
       Klößen, einer Schüssel Rotkohl] und einem Kilo Tiramisu wird man ja wohl
       noch einen Schnaps trinken dürfen.
       
       Aber dann ließ ich mich doch hinreißen und klickte den online-Fragebogen
       an. Ich verrate das Ergebnis gleich mal vorweg: Ich landete in der
       [3][Gruppe „riskanter Konsum“]. Und befinde mich damit in dem kleinen Kreis
       von nicht einmal 14 Prozent der Frauen in Deutschland zwischen 50 und 59
       Jahren, die ähnlich viel – oder wenig – trinken. Der Test unterscheidet
       zwischen Frauen und Männern, und ja, Männer dürfen mehr trinken, bevor
       ihnen der Test Alkoholmissbrauch attestiert.
       
       Mein „riskanter Konsum“ bestand aus [4][2 Gläsern Glühwein, 4 Gläsern
       Crémant und 1 Schnaps] – verteilt über 7 Tage. Um es noch einmal deutlich
       zu sagen: sieben Tage.
       
       Es mag wissenschaftlich ja korrekt sein, was der [5][Epidemiologische
       Suchtsurvey,] der dem Alkoholrechner seine wissenschaftlichen Daten
       einflößt, da herausgefunden hat. Ich bestreite auch gar nicht, dass [6][zu
       viel Alkohol das Leben versaut]. Aber muss ich mir das jeden Tag selbst ins
       Ohr flüstern? Muss ich wie ein Knäckebrot ohne alles durchs Leben gehen, um
       mich vor Übergewicht, Krebs, Demenz und Leberzirrhose zu schützen?
       
       ## Mein Körper und mein Geist erfreuen sich bester Gesundheit
       
       Ich kann versichern, dass sich mein Körper und mein Geist bester Gesundheit
       erfreuen: Ersterer ist, soweit ich das beurteilen kann, recht fit,
       jedenfalls kann er [7][wandern im Gebirge], joggen im Park, zwei Stunden
       lang trainieren in der Muckibude. Zweiterer sorgt dafür, dass ich das hier
       schreiben und morgen auch noch lesen kann. Okay, manchmal vergesse ich den
       Geburtstag meiner Schwester, aber das hat andere Gründe. Für die es, um
       über sie hinwegzukommen, manchmal einen Schnaps braucht.
       
       Apropos Schnaps. Ich hätte da noch was im Angebot: [8][Poncha.] Das ist
       Nationalgetränk auf Madeira und wird aus Zuckerrohrschnaps, Honig, frischen
       Zitronen oder auch frischen Orangen mit einem speziellen Quirl gemixt. Was
       ist schon gegen gesunde Zitronen und Orangen zu sagen? Jedenfalls sollte,
       wer auf der portugiesischen Insel Urlaub macht, unbedingt Poncha probieren.
       Er schmeckt frisch, fruchtig, flauschig.
       
       Die Madeirer:innen trinken ihn ohne Eis. Aber mit Eis, das ist mein
       Geheimtipp, schmeckt er doppelt so gut, weil ein bisschen auch nach
       Atlantik. Mit Eis knallt er auch erst später. Mehr als zwei Poncha kann man
       ohnehin nicht trinken – es sei denn, man verzichtet auf den Heimweg. Ah,
       ich seh’ ihn schon, den protestantischen Zeigefinger des Epidemiologischen
       Suchtsurveys: Sagen wir doch, Alkohol ballert dir die Birne weg.
       
       Is’ ja schon gut. Und ich kann versichern: Ich habe nicht nur den Weg ins
       Hotelbett gefunden, ich war auch pünktlich am Flughafen. Und ich habe –
       Achtung – jeden Tag einen Poncha getrunken.
       
       29 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.spiegel.de/gesundheit/alkohol-trinken-sie-mehr-als-der-durchschnitt-a-699f900d-6ae0-4dc7-81fd-1b5885e900f0?d=1703515536&sara_ref=re-in-app-pu-standard&sara_ref=re-so-app-sh
 (DIR) [2] /Weihnachten-als-Gast/!5977891
 (DIR) [3] /Alkoholatlas-2022/!5881916
 (DIR) [4] /Eierpunsch-auf-dem-Weihnachtsmarkt/!5898265
 (DIR) [5] https://www.aerzteblatt.de/archiv/226329/Konsum-psychoaktiver-Substanzen-in-Deutschland
 (DIR) [6] https://www.who.int/europe/de/news/item/28-12-2022-no-level-of-alcohol-consumption-is-safe-for-our-health
 (DIR) [7] /Klimawandel-in-den-Alpen/!5957670
 (DIR) [8] https://www.boarding-time.de/kulinarisches/rezepte-madeira/poncha-da-madeira-orangen-rum-cocktail/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schmollack
       
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