# taz.de -- Silvester in Deutschland: Friedliche Böllerei ins neue Jahr
       
       > Größere Ausschreitungen bleiben an Silvester aus, auch in Berlin bleibt
       > es eher ruhig. Dennoch gibt es dort rund 300 Festnahmen und 15 verletzte
       > Polizisten.
       
 (IMG) Bild: Die meiste Zeit blieb es friedlich in Neukölln
       
       BERLIN dpa | – In Deutschland hat das Jahr 2024 ohne größere Vorkommnisse
       begonnen. Millionen Menschen begrüßten das neue Jahr friedlich. Die
       befürchteten Ausschreitungen in Berlin blieben weitgehend aus. Allerdings
       musste die Polizei zu zahlreichen Einsätzen ausrücken. In Koblenz starb ein
       18-Jähriger bei der Explosion eines Feuerwerkskörpers.
       
       Im gesamten Berliner Stadtgebiet sei es immer wieder zu Beschuss mit
       Böllern und Raketen auf Polizei und Feuerwehr und auch von Menschen
       untereinander gekommen, sagte eine Sprecherin der Polizei. Besondere
       örtliche Schwerpunkte habe es dabei nicht gegeben. Gegen 3.00 Uhr meldete
       die Polizei rund 300 vorläufige Festnahmen. Oft ging es um gefährliche
       Böllerei mit illegalem Feuerwerk. Mindestens 15 Polizisten seien verletzt
       worden.
       
       Insgesamt [1][waren fast 5000 Polizisten in der Nacht im Dienst], um
       ähnliche Krawalle und Ausschreitungen wie im vergangenen Jahr zu
       verhindern: 3500 Polizisten aus mehreren Bundesländern waren auf den
       Straßen im Einsatz. Besonders in Silvester-Brennpunkten früherer Jahre in
       Neukölln, Mitte oder Schöneberg hatte sich die Polizei sichtbar auf Straßen
       postiert. Dazu kamen 1000 Polizisten etwa in Wachen sowie 500
       Bundespolizisten an den Bahnhöfen. Das war das größte Polizeiaufgebot in
       einer Silvesternacht.
       
       In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und
       Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, [2][besonders
       betroffen war Berlin]. In diesem Jahr war die Polizei zusätzlich besorgt
       wegen [3][des Gaza-Kriegs nach dem Terroranschlag] der islamistischen Hamas
       auf Israel und der Reaktionen in manchen Teilen der Bevölkerung.
       
       ## Angriffe auf Polizei
       
       In Neukölln wurden Verdächtige gefasst, die Molotow-Cocktails gebastelt
       hatten. Außerdem seien dort mehrfach Autos beschossen worden, auch Polizei-
       und Rettungsfahrzeuge, meldete die Polizei. „In der Hermannstraße schießen
       Personen mit Raketen auf unsere Einsatzkräfte.“ Im Stadtteil Gropiusstadt
       wurde demnach ein geparkter Polizei-Einsatzwagen durch die Explosion einer
       Kugelbombe stark beschädigt. In der Sonnenallee – früher einer der
       Silvester-Hotspots gefährlicher illegaler Böller – blieb es eher ruhig.
       
       Eine pro-palästinensische Demonstration am Silvesterabend wurde verboten.
       An einer Demonstration am Nachmittag nahmen 2000 Menschen teil. Am Abend
       wurde die angekündigte Böller-Verbotszone in der Sonnenallee aufgebaut.
       Trotz des Demonstrations-Verbots zum Thema Krieg in Gaza versammelten sich
       vor Mitternacht Menschen, die Polizei griff ein und verhinderte eine
       größere Versammlung.
       
       ## Wegner: Nacht der Repression, wenn nötig
       
       Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte am frühen Abend
       ein hartes Vorgehen der Polizei bei Randale angekündigt. Man habe in den
       letzten Monaten viel für die Prävention getan, sagte Wegner bei einem
       Besuch einer Polizeiwache in Neukölln. „Und heute ist die Nacht, wenn's
       denn notwendig ist, die Nacht der Repression, wo der Rechtsstaat sich
       versuchen wird durchzusetzen. Und ich bin mir auch sicher, dass er sich
       durchsetzen wird.“
       
       ## Mehr Verdächtige in Gewahrsam nach Kölner Terroralarm
       
       In Köln wurde der Jahreswechsel am Kölner Dom nach einem Terroralarm unter
       hohen Sicherheitsmaßnahmen gefeiert. Dabei lief vorerst alles weitgehend
       ruhig ab. „Ein paar Böllerwerfer, einige Ingewahrsamnahmen, nichts
       Ungewöhnliches“, sagte ein Polizeisprecher gegen 1.30 Uhr. Auf der
       Domplatte und dem Bahnhofsvorplatz sei es weitgehend friedlich zugegangen.
       Groß war die Sorge vor einem Zwischenfall. Ein Anschlag habe mit einem Auto
       verübt werden sollen, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns.
       Es habe sich herausgestellt, dass der schon an Heiligabend in Gewahrsam
       genommene Tadschike Teil eines größeren Netzwerkes sei, das sich auch auf
       andere Bundesländer und andere europäische Staaten erstrecke.
       
       Unter massivem Polizeischutz zelebrierte Kardinal Rainer Maria Woelki dann
       am Abend die gut besuchte Silvester-Messe. Rund um die Kathedrale blieb es
       nach Polizeiangaben am Abend zunächst ruhig. „Ich danke unseren
       Sicherheitskräften, die schon in den Tagen vor Weihnachten damit begonnen
       haben, diese Kathedrale zu schützen und auch uns zu schützen, damit wir
       Gottesdienst feiern können und das Grundrecht der freien Religionsausübung
       auch in unserem Land weiter gewährleistet bleibt“, sagte Woelki zu Beginn
       der Messe.
       
       ## Schwere Unfälle mit privatem Feuerwerk
       
       Trotz aller Warnungen kam es auch wieder zu schweren Unfällen mit
       Feuerwerk. In Koblenz endete das in einem Fall sogar tödlich: Ein
       18-Jähriger starb am Sonntagabend beim Zünden eines Böllers, wie die
       Polizei mitteilte. Der junge Mann sei trotz Reanimation an den Folgen der
       Explosion gestorben. Die Ermittlungen zu den Umständen dauerten an. Die
       Polizei wollte zunächst keine weiteren Angaben zu dem Vorfall im Stadtteil
       Rübenach machen. Die Polizei rief abermals zum vorsichtigen Umgang mit
       Feuerwerkskörpern auf.
       
       1 Jan 2024
       
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