# taz.de -- Religion in Benin: Tourismus statt Glaube
       
       > Bei den Voodoo-Tagen geht es vor allem um volle Hotels und Restaurants.
       > Über die Götterwelt der indigenen Religion erfahren Gäste hingegen wenig.
       
 (IMG) Bild: „Vodounsi“ beim Nationalen Voodoo Festival in Ouidah, Benin, 10.01.2028
       
       COTOUNOU taz | Die Plakate in leuchtendem Rot hängen überall und kündigen
       Konzerte, Tänze und Umzüge an. Stattfinden werden diese im Rahmen der
       erstmals organisierten „Vodun Days“. Vor allem im Süden Benins und dort in
       der historischen Stadt Ouidah soll gleich an zwei Tagen – dem 9. und 10.
       Januar – [1][der alten Religion Voodoo] gedacht werden. Vor allem aber soll
       die Veranstaltung für volle Restaurants und Hotels sorgen. Denn so groß wie
       in diesem Jahr wurde der 10. Januar, der offizielle Feiertag für indigene
       Religionen, noch nie gefeiert.
       
       Dass Voodoo Tourist:innen, die vornehmlich aus Europa, den USA und der
       Karibik anreisen, anlockt, hat die Regierung schon längst erkannt. Schon
       bei Reden zum Festakt im vergangenen Jahr am Strand von Ouidah priesen
       Regierungsvertreter:innen das enorme Potenzial.
       
       Passend dazu quetschten sich in die Zelte Hunderte ausländische
       Besucher:innen mit Kameras, Smartphones und Drohnen. Die ungewöhnlichen
       und beeindruckenden Kostüme, Masken, Instrumente und selbst gefertigte
       Figuren sind hervorragende Fotomotive.
       
       Voodoo umgibt außerdem der Hauch von Exotischem und ist gleichzeitig mit
       zahlreichen Vorurteilen belastet. Dazu beigetragen haben Hollywood-Filme,
       die mit Nadeln zerstochene Püppchen und Zombies zeigen.
       
       ## Interessanter Einblick
       
       Die Tage rund um den 10. Januar bieten deshalb durchaus einen interessanten
       Einblick. Tatsächlich erfährt man jedoch so gut wie gar nichts über die
       Götterwelt und die einzelnen Gottheiten, die alle sehr unterschiedliche
       Aufgaben und Vorlieben haben.
       
       Und das ist auch die große Kritik: Die alte Religion, die knapp 12 Prozent
       der fast 14 Millionen Einwohner:innen offiziell praktizieren, wird zu
       einem Spektakel. Aus Dörfern, wo kleine Zeremonien ohne Gäste von außerhalb
       stattfinden, heißt es da gerne verächtlich: „Wer will denn noch nach
       Ouidah? Das ist doch bloß etwas für Touristen.“ Die neue Homepage
       unterstreicht das. Schon ein Zeltplatz kostet umgerechnet 15 Euro für eine
       Nacht, was rund ein Fünftel des beninischen Mindestlohns ist. Erstmals gibt
       es jetzt auch einen VIP-Pass.
       
       Mitunter wenig Begeisterung können allerdings auch die Anhänger:innen
       anderer Religionen für die Tourist:innenveranstaltung des Jahres
       aufbringen. Eine Rückbesinnung auf alte Traditionen und Kultur sowie der
       Abbau von Klischees hin oder her: Benin ist ein laizistischer Staat, in dem
       sich mehr als 75 Prozent der Bevölkerung zum Christentum oder Islam
       bekennen.
       
       Das Zusammenleben gilt – von dem einen oder anderen spöttischen Kommentar
       abgesehen – als vorbildlich. In der internationalen Darstellung würde es
       allerdings [2][als „Wiege des Voodoo“] wahrgenommen. Schon vergangenes Jahr
       musste Jean-Michel Abimbola, Minister für Tourismus und Kultur, deshalb
       betonen, der Staat würde die Würde von Gläubigen aller Religionen
       respektieren. Dazu gehöre eben auch Voodoo.
       
       10 Jan 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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