# taz.de -- Rechtsextreme Chats in der Schule: Schüler:innen auf „Rassenfahrt“
       
       > An der Helene-Lange-Schule in Hannover teilen Schüler:innen
       > rechtsradikale Inhalte in einer Chat-Gruppe. Der Schulleiter bestellt die
       > Verfasser:innen ein.
       
 (IMG) Bild: Auf „Rassenfahrt“ mit dem Rechtsausleger? AfD-Politiker Björn Höcke als Wunschlehrkraft
       
       Wie umgehen mit rechtsextremen Inhalten in Chatgruppen von Schüler:innen?
       Diese Frage stellt sich einmal mehr wegen eines Chats des zwölften
       Jahrgangs der Helene-Lange-Schule in Hannover. Dort wurde aus der
       anstehenden Klassenfahrt eine „Rassenfahrt“, als begleitende Lehrkraft
       „[1][Herr Dr. Höcke]“ und als Koordinatorin „Frau Dr. Med. Weidel“
       angegeben.
       
       Bereits im Oktober vergangenen Jahres soll es in dem Jahrgang immer wieder
       zu „rechten Vorfällen und Äußerungen“ gekommen sein. Das kritisieren einige
       Schüler:innen, von denen sich einer zuletzt an die Schulleitung des
       Gymnasiums wandte. In den Chats wurde auch der Führer der SA
       (Sturmabteilung), [2][Ernst Röhm], als „Direktor“ angegeben und „für
       Deutschland, das Schwert und das Schild“ geschwärmt. Auf mehrere
       Beschwerden soll die Schulleitung aber nicht reagiert haben, kritisieren
       Schüler:innen gegenüber der taz.
       
       Auf Nachfrage reagiert die Schulleitung nicht direkt und verweist an das
       regionale Landesamt für Schule und Bildung. „Wir können bestätigen, dass
       Äußerungen in dem genannten Tenor in einem Chatverlauf einer
       Whatsapp-Gruppe von Schülerinnen und Schülern des 12. Jahrgangs kurz vor
       den Weihnachtsferien an die Schulleitung herangetragen wurden“, sagt eine
       Sprecherin.
       
       Hinzu habe der Schulleiter „unmittelbar, nachdem er über den Chatverlauf
       informiert wurde, mit den Verfassern der Nachrichten gesprochen“. Er habe
       ihnen „sehr deutlich gemacht, dass solche Äußerungen nicht geduldet werden
       – auch nicht in reinen Schüler- und Schülerinnen-WhatsApp-Gruppen“. Des
       Weiteren seien schulinterne sowie strafrechtliche Konsequenzen aufgezeigt
       worden.
       
       ## Rechtsextreme finden Zuspruch
       
       Vergleichbare Fälle wurden in den vergangenen Jahren vermehrt öffentlich.
       In Niedersachsen etwa hatte 2021 ein Schüler des Lessing-Gymnasiums Uelzen
       beim Homeschooling als Profilbild eine Reichsfahne mit dem Schriftzug „150
       Jahre Reichsgründung“ genutzt. Gerade bei Schüler:innen stellt sich die
       Frage nach der Motivation: Soll das bloß eine Provokation sein oder besteht
       eine politische Positionierung?
       
       Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden längst [3][fortschreitende
       rechtsextreme Ressentiments] wahrgenommen. Die Vergleichsstudie „[4][Mehr
       Demokratie wagen]“ zu Schüler*innen aus Hamburg, Nordrhein-Westfalen und
       Thüringen offenbarte 2021, dass rechtsextreme Einstellungen „nicht nur ein
       Problem in bestimmten Schularten, etwa in den Regel- und Realschulen“
       seien.
       
       Dieser Zuspruch zeigte sich auch beim Bildungsprojekt „Juniorwahl“. Vor
       einer simulierten Wahl setzen sich die Schüler:innen einen Monat lang
       intensiv mit der Thematik „Demokratie und Wahlen“ auseinander. 2022
       erreichte die AfD bei der Juniorwahl in Niedersachsen 10,5 Prozent.
       
       Und bei einer Wahl im vergangenen Jahr erhielt die AfD in manchen
       bayrischen Regionen die meisten Stimmen der Jugendlichen. Diese Ergebnisse
       scheinen sich in tatsächlichen Wahlen widerzuspiegeln. In Bayern stimmten
       bei der Landtagswahl 16 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für die AfD, in
       Hessen wählten gar 18 Prozent der Alterskohorte die vermeintliche
       Alternative.
       
       Dieser Entwicklung arbeitet die Helene-Lange-Schule aber entgegen. „Die
       Schulleitung sowie das gesamte Kollegium setzten sich schon lange mit der
       Thematik auseinander“, hebt die Sprecherin des regionalen Landesamtes
       hervor.
       
       An der Schule gebe „es neben der unterrichtlichen Beschäftigung des Themas
       Nationalsozialismus inklusive der Einordnung aktueller Ereignisse in den
       geschichtlichen Kontext eine langjährige Kooperation mit der Gedenkstätte
       Ahlem“. Eine „AG gegen Rassismus“ soll sich gründen, thematische
       Elternabende würden angeboten.
       
       20 Jan 2024
       
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 (DIR) Andreas Speit
       
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