# taz.de -- Beteiligung an Brennelementefabrik: Kreml-Kritiker warnt vor Rosatom
       
       > Am Mittwoch hat die Anti-AKW-Bewegung den Abbruch des
       > Genehmigungsverfahrens für die Brennelementefabrik in Lingen gefordert.
       > Sie warnt vor Spionage.
       
 (IMG) Bild: Schon lange im Visier der Anti-AKW-Bewegung: Protest vor der Lingener Brennelementefabrik 2022
       
       HANNOVER taz | Wie nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in
       Deutschland tatsächlich noch die Mitwirkung Russlands in der hiesigen
       Atomwirtschaft ins Auge gefasst werden könne, versteht Julian Bothe von der
       Umweltorganisation „Ausgestrahlt“ überhaupt nicht. „Der [1][russische
       Konzern Rosatom] stellt ein Risiko für die deutschen und europäischen
       Atompläne da und gefährdet das bestehende Atomrecht“, sagte Bothe am
       Mittwoch.
       
       Da hatte in Hannover ein Bündnis mehrerer Anti-Atomenergie-Gruppen erneut
       vor einer Beteiligung des russischen Staatskonzerns Rosatom an der
       Brennelementefabrik in Lingen gewarnt. Es fordert den Abbruch des laufenden
       Genehmigungsverfahrens für den mit der Beteiligung einhergehenden Umbau der
       Fabrik.
       
       Im Emsland will die Advanced Nuclear Fuels GmbH (ANF) die Produktion von
       nuklearen Brennelementen ausbauen: So sollen künftig auch Brennelemente für
       osteuropäische Atomkraftwerke sowjetischer Bauart gefertigt werden, um
       Kraftwerke in Osteuropa damit zu beliefern. Jedoch hat sich die ANF, ein
       Tochterunternehmen des französischen Atomkonzerns Framatom, dafür [2][mit
       Rosatom einen vielleicht kompetenten, allerdings fragwürdigen Partner]
       ausgesucht.
       
       Die Antragsunterlagen für das Projekt liegen derzeit öffentlich aus, bis
       Anfang März sind noch Einwendungen möglich. Genehmigen muss den Antrag am
       Ende das niedersächsische Umweltministerium. Darin, kritisiert Bothe, werde
       aber nicht erwähnt, dass Rosatom künftig mitwirken soll. „Ohne diese
       Informationen wird das gesamte Verfahren zur Farce“, sagte Bothe.
       
       ## Verstrickt in den Überfall auf die Ukraine
       
       Sollte die Genehmigung kommen, würden nach Ansicht der
       Anti-Atomenergie-Gruppen um Ausgestrahlt künftig [3][russische Fachkräfte
       von Rosatom nach Lingen versetzt werden], um dort den Betrieb zu
       überwachen: „Es drohten Spionage und Sabotage, und das in einer
       Atomfabrik“, sagte Alexander Vent vom [4][Bündnis
       Atomkraftgegner*innen im Emsland] (Agiel). Das Bündnis fordert daher,
       das Genehmigungsverfahren abzubrechen, bis alle relevanten Informationen
       auf dem Tisch liegen.
       
       Dass der Einstieg Rosatoms in Lingen überhaupt infrage kommt, liegt daran,
       dass die Atomenergie vom europäischen Energieembargo gegen Russland
       ausgenommen ist.
       
       Dass aber dem russischen Staatskonzern nicht zu trauen sei, untermauerte am
       Mittwoch der im Exil lebende Kreml- und [5][Atomwaffen-Kritiker Vladimir
       Slivyak]. Der [6][Träger des Alternativen Nobelpreises 2021] betonte die
       Rolle von Rosatom und seiner Tochterfirma TVEL beim Überfall auf die
       Ukraine, etwa hinsichtlich der Aneignung des ukrainischen AKWs in
       Saporischschja. Rosatom sei weniger ein Unternehmen für die
       Energiegewinnung, sondern „mehr ein Konzern, der Kriegsverbrechen
       ermöglicht“.
       
       Slivyak nahm dabei auch die Bundesregierung in die Pflicht: Auch sie müsse
       dafür Sorge tragen, dass es nicht zum Einstieg Rosatoms kommt. Denn auch
       wenn das niedersächsische Umweltministerium für die Genehmigung zuständig
       ist, hatte bereits das Bundesumweltministerium angekündigt, vor Abschluss
       des Genehmigungsverfahrens eine eigene Prüfung auf Bundesebene
       durchzuführen. Die müsse, so Slivyak, eindeutig ausfallen – gegen jegliche
       Zusammenarbeit mit Rosatom.
       
       18 Jan 2024
       
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