# taz.de -- Keine leichte Zeit
       
       Es waren die neuen Kriege, die jüngst zeigten, wie belastet das Verhältnis
       zwischen Afrika und dem Westen ist. Nach Russlands Überfall auf die Ukraine
       hofften die USA und die EU, die Länder südlich des Mittelmeeres würden sich
       an ihre Seite stellen und Putins Aggression einhellig verurteilen. Doch
       längst nicht alle taten dies.
       
       Dann kam der Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dessen
       Offensive in Gaza. Südafrika verklagt Israel wegen Völkermord vor dem
       Internationalen Strafgerichtshof, und auch vielen anderen Ländern des
       Globalen Südens fehlt jedes Verständnis für Israels Vorgehen in Gaza. Den
       Westen sehen sie dabei als blind für das Leid der Palästinenser:innen.
       Vielen Menschen im Süden der Welt scheint klar: Der Westen misst mit
       zweierlei Maß, ist gleichgültig gegenüber ihrem Schmerz. Der 2023 wieder
       aufgeflammte Krieg im Sudan, die Wetterkatastrophen und Hungersnöte in
       Ostafrika – viele fragen sich: interessiert es die Menschen hier, wenn dort
       Millionen vom Tod bedroht sind? Die antikoloniale Stimmung in Afrika wird
       so befeuert. Auch der Konflikt um die Covid-Impfstoffe während der Pandemie
       hatte das Verhältnis zum Westen beschädigt. Die Folgen sind nun deutlich.
       Auf den Westen will man sich heute bei der Bekämpfung des Dschihad – einem
       der drängendsten Probleme im Sahel – oft nicht mehr verlassen. Russland
       scheint nicht nur den neuen Putsch-Regierungen ein geeigneterer Partner.
       Die Wagner-Gruppe bietet vermeintlich militärische Hilfe, ohne den Ballast
       einer kolonialen Vergangenheit. Davon frei ist auch China. Es tauscht
       Infrastruktur gegen den Zugriff auf Rohstoffe und den Zugang zu Märkten –
       und wird in Afrika so immer stärker. 
       
       Die Europäer wollen dasselbe, aber noch mehr: neben Migrationskontrolle
       auch „Good Governance“. Doch vielen Afrikaner:innen scheint es
       verlogen, wenn die EU-Diplomatie heute die Moral hochhält – und die
       Menschen aus Afrika gleichzeitig vor ihrer Haustür ertrinken lässt. 
       
       Es ist keine leichte Zeit für das Verhältnis der beiden Kontinente, die
       Nachbarn sind und eine gemeinsame Geschichte teilen. Haben sie auch eine
       gemeinsame Zukunft? Und wie könnte die aussehen? 
       
       Europa hat harte Interessen, und es kann Afrika dort helfen, wo der
       Kontinent Unterstützung nötig hat. Doch dabei steht es in einer sich
       verschärfenden Konkurrenz zu China, Russland, der Türkei, den Golfstaaten,
       die heute mehr denn je ihrerseits Zugang und Einfluss suchen. 
       
       Was denken die Menschen in Afrika über diesen Wettbewerb globaler Mächte?
       Und: Was wollen die Afrikaner:innen selber? Darüber haben sich die
       Teilnehmer:innen des 4. taz Panter Afrika Workshops Gedanken gemacht.
       Entstanden ist dabei das 56-seitige „Transkontinental“-Magazin aus dem Sie
       hier Auszüge lesen. 
       
       Wir wünschen eine interessante Lektüre! 
       
       Christian Jakob & Ole Schulz
       
       18 Jan 2024
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
 (DIR) Ole Schulz
       
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