# taz.de -- +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hisbollah beschießt Israel
       
       > Die Schiitenmiliz verlautbart, mit den Luftattacken auf die gezielte
       > Tötung eines Hamas-Führers in Beirut zu reagieren. Die UNO hält den
       > Gazastreifen für „unbewohnbar“.
       
 (IMG) Bild: Hassan Nasrallah, Generalsekretär der pro-iranischen Hisbollah, wendet sich in einer im Fernsehen übertragenen Rede an seine Anhänger. Die israelische Armee und die Hisbollah haben sich nach eigenen Angaben wieder gegenseitig angegriffen
       
       ## Hisbollah schießt Dutzende Raketen auf Israel ab
       
       Die Schiitenmiliz Hisbollah hat am Freitag nach eigenen Angaben insgesamt
       62 Raketen vom Libanon aus auf Israel abgeschossen. Das waren mehr als an
       vergangenen Tagen seit Beginn des Gaza-Kriegs Anfang Oktober. Ziel des
       Angriffs sei eine Militärbasis bei dem Ort Meron in Nordisrael gewesen,
       fügte die mit dem Iran und der islamistischen Hamas im Gazastreifen
       verbündete Miliz hinzu.
       
       Bei dem Angriff handele es sich um eine „erste Reaktion“ auf die Tötung des
       zweithöchsten Anführers der islamistischen Hamas im Ausland, Saleh
       al-Aruri, am Dienstag in Beirut, betonte die Hisbollah. Die Hisbollah sieht
       Israel hinter der Tat. Allerdings beschießt die Miliz das Land schon seit
       Beginn des Gaza-Krieges mit dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober
       fast täglich vom Libanon aus.
       
       Die israelische Armee bestätigte den Angriff bei Meron und sprach von rund
       40 Geschossen, die beim Anflug auf Israel identifiziert worden seien. Einer
       der Abschussorte im Libanon sei unter Feuer genommen worden. Aus
       libanesischen Sicherheitskreisen hieß es, auch das christliche Dorf Rmesch
       im Südlibanon sei von Israel aus heftig beschossen worden. Kampfflugzeuge
       würden zudem die Orte Hula und Jarun beschießen.
       
       Die Lage im Grenzgebiet sei sehr angespannt, hieß es aus libanesischen
       Sicherheitskreisen weiter. Die UN-Beobachtermission Unifil habe die
       zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Soldaten der sogenannten Interimstruppe
       der Vereinten Nationen im Libanon, die seit 1978 das Grenzgebiet zwischen
       Israel und dem Libanon überwacht, müssten Schutzwesten und Helme tragen
       sowie sich in der Nähe von Bunkern aufhalten. Über mögliche Opfer auf
       beiden Seiten der Grenze wurde zunächst nichts mitgeteilt.
       
       Israel fordert für die Sicherheit seiner Bürger im Norden des Landes, dass
       sich die Hisbollah-Miliz von der Grenze zurückzieht, und hat gedroht, dass
       es dafür notfalls auch militärische Mittel einsetzen könnte, falls
       diplomatische Bemühungen nicht zum Erfolg führen sollten. (dpa)
       
       ## Israel setzt Angriffe auf Gazastreifen fort
       
       Israel hat am Samstag seine Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fortgesetzt.
       Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP berichteten von israelischen
       Angriffen auf die Stadt Rafah in den frühen Morgenstunden. In der Stadt
       haben hunderttausende Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israel und
       der islamistischen Hamas gesucht. Israels Armeesprecher Daniel Hagari sagte
       am späten Freitagabend, die Truppen würden weiterhin „in allen Teilen des
       Gazastreifens kämpfen, im Norden, Zentrum und Süden“.
       
       Nach Angaben der Armee bombardierte ein Kampfjet in der Nacht das Gebiet
       von Bureidsch im Zentrum des Gazastreifens. Dabei sei eine „bewaffnete
       Terrorzelle“ getötet worden. Zuvor habe es einen versuchten Angriff auf
       einen israelischen Panzer gegeben. In der Stadt Chan Junis seien mehrere
       palästinensische Kämpfer getötet worden, hieß es weiter.
       
       Im Norden des Gazastreifens hätten Soldaten zudem Tunnel unter dem Blue
       Beach Hotel aufgespürt. Diese seien „von Terroristen als Unterschlupf
       genutzt“ worden, „um Anschläge zu planen und auszuführen“, erklärte die
       Armee weiter. (afp)
       
       UNO: Gazastreifen „unbewohnbar“ 
       
       UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte am Freitag, ein Großteil des
       Gazastreifens liege in Trümmern und sei „unbewohnbar geworden“. Das
       UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte, Kämpfe, Unterernährung und mangelnde
       gesundheitliche Versorgung hätten einen „tödlichen Kreislauf“ geschaffen,
       der im Gazastreifen „mehr als 1,1 Millionen Kinder bedroht“.
       
       Hagari zufolge sind die israelischen Streitkräfte nahe der Grenze zum
       Libanon „in sehr hoher Bereitschaft“, nachdem die Nummer zwei der Hamas bei
       einem Angriff in Beirut getötet worden war. Israel hat nicht die
       Verantwortung für den Angriff übernommen. Ein Vertreter der US-Verteidigung
       sagte der AFP jedoch, Israel habe den Angriff ausgeführt. (afp)
       
       ## NGO: „Beispiellose Zunahme“ wilder israelischer Siedlungen
       
       Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen
       Hamas im Gazastreifen hat es Aktivisten zufolge im Westjordanland eine
       „beispiellose Zunahme“ israelischer Siedlungen gegeben. Laut einem Bericht
       der israelischen Nichtregierungsorganisation Peace Now wurden seit dem 7.
       Oktober neun sogenannte Außenposten in dem Palästinensergebiet errichtet.
       Neben diesem „Rekord“ habe Peace Now auch eine „Rekordzahl“ von „18 neuen
       gepflasterten oder von Siedlern autorisierten Straßen“ gezählt.
       
       Im seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland leben neben rund drei
       Millionen Palästinensern auch etwa 490.000 Israelis in Siedlungen, die von
       der UNO als völkerrechtswidrig eingestuft werden, von Israel aber anerkannt
       werden. Die wilden Siedlungen widersprechen internationalem Recht und sind
       auch aus israelischer Sicht illegal.
       
       In dem von Peace Now am Donnerstag veröffentlichten Bericht hieß es zudem,
       einige Siedler versuchten zunehmend, die Palästinenser „zu
       marginalisieren“. „Die drei Kriegsmonate in Gaza werden von Siedlern
       instrumentalisiert, um am Boden Fakten zu schaffen und so die Kontrolle
       über weite Gebiete in Bereich C zu übernehmen“, erklärte Peace Now. Dabei
       handelt es sich um Gebiete im Westjordanland, die unter ziviler und
       militärischer Kontrolle Israels stehen und in denen sich die Siedlungen
       konzentrieren. (afp)
       
       ## Israel will Südafrikas Völkermord-Klage abwenden
       
       Israel will im Gaza-Krieg einem Medienbericht zufolge internationalen Druck
       gegen [1][Südafrikas Völkermord-Klage vor dem Internationalen Gerichtshof]
       in Den Haag aufbauen. Ziel sei es, eine einstweilige Verfügung des Gerichts
       zur sofortigen Kampfeinstellung abzuwenden, meldete das Nachrichtenportal
       „Axios“ in der Nacht zum Samstag unter Berufung auf die Kopie eines
       Telegramms des israelischen Außenministeriums an seine Botschaften im
       Ausland. Darin würden die Botschaften angewiesen, örtliche Diplomaten und
       Politiker zu einer Erklärung gegen Südafrikas Klage zu bewegen. Nächste
       Woche sind Anhörungen zur Klage vor dem Gerichtshof geplant.
       
       Gut drei Monate nach dem Beginn des Kriegs im Gazastreifen gegen die
       islamistische Hamas muss sich Israel erstmals vor einem internationalen
       Gericht für den andauernden Militäreinsatz verantworten. Südafrika hatte
       Israel vor dem höchsten UN-Gericht verklagt und des Völkermords
       beschuldigt. Die Anhörungen dazu hat der Gerichtshof für den 11. und 12.
       Januar angesetzt. Die Urteile des UN-Gerichts sind in der Regel bindend.
       Allerdings besitzen die Richter keine Machtmittel, um einen Staat zur
       Umsetzung zu zwingen. (dpa)
       
       6 Jan 2024
       
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