# taz.de -- Gewerkschafter über VHS-Lehrkräfte: „Sie gehen sogar krank zur Arbeit“
       
       > In Hamburg demonstrieren am Montag Volkshochschul-Lehrkräfte für ihre
       > soziale Absicherung. Andere Städte tun da mehr, sagt Gewerkschafter
       > Detlef Zunker.
       
 (IMG) Bild: Was soziale Absicherung bedeutet, ist Thema in Integrationskursen. Hier unterstützen Teilnehmende die Forderung ihrer Lehrkräfte
       
       taz: Herr Zunker, warum gehen Hamburgs Volkshochschullehrkräfte heute auf
       die Straße? 
       
       Detlef Zunker: Weil die arbeitnehmerähnlichen Honorarkräfte unter ihnen
       endlich eine [1][soziale Absicherung] brauchen. Hamburg hatte sich
       vorgenommen, die „Stadt der guten Arbeit“ zu sein. Dann muss sie das
       Prinzip in den Bereichen, die sie beeinflussen kann, auch gewährleisten.
       
       Was heißt „arbeitnehmerähnlich“? 
       
       Das sind Honorarkräfte, die mehr als die Hälfte ihres Einkommens von der
       [2][Volkshochschule] beziehen. Für sie zahlt Hamburg zwar inzwischen ein
       Urlaubsentgelt. Aber nicht die Kosten der sozialen Absicherung. Das machen
       Städte wie Berlin, Bremen, Frankfurt am Main und Kiel anders. Die
       beteiligen sich zur Hälfte an der sozialen Absicherung. Das wollen die
       Hamburger Kursleitenden auch. Hamburg hat hohe Steuereinnahmen und ist eins
       von fünf Ländern, die in den Länderfinanzausgleich zahlen. [3][Dafür muss
       Geld übrig sein].
       
       Wie hoch ist denn das Honorar? 
       
       Jene, die Kurse für das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration geben,
       bekommen 42,23 Euro die Stunde, die anderen, die die freien Kurse geben, 35
       Euro. Davon müssen sie Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung zu
       100 Prozent tragen.
       
       Und wie hoch sind die Abzüge davon? 
       
       Fast 40 Prozent vom Honorar. Würde sich Hamburg an diesen Kosten
       beteiligen, wären das zehn Euro mehr pro Honorarstunde. Auch noch wichtig
       ist ein Ausfallhonorar bei Krankheit. Wir hatten hier eine Kollegin,
       alleinerziehend, die brach zusammen und musste ins Krankenhaus. Die Ärzte
       sagten, sie soll mehrere Tage zur Beobachtung bleiben. Aber sie sagte: „Ich
       kann mir das nicht leisten. Ich geh Montag wieder arbeiten.“ Schlimm ist so
       was. In Berlin würde Ausfallhonorar gezahlt.
       
       Welche Kurse geben arbeitnehmerähnliche Kräfte? 
       
       Es sind überwiegend Integrations- und Sprachkurse. Das Absurde ist: Die
       Lehrkräfte bringen ihren Teilnehmern in den Kursen bei, was soziale
       Absicherung ist, und haben selber keine.
       
       Wohin geht die Demo? 
       
       Wir gehen erst zum Fraktionsbüro der Grünen in der Altstadt und danach zur
       SPD am Jungfernstieg. Das Geld müsste aus dem Budget der Schulbehörde
       kommen. Wir waren auch schon zum Gespräch bei der neuen Senatorin Ksenija
       Bekeris und haben das Thema dort schon mal angesprochen.
       
       Warum demonstrieren Sie gerade jetzt? 
       
       Wir wollen, dass das 2025 im Haushalt berücksichtigt wird. Außerdem gehen
       mit uns die Beschäftigten der privaten Träger auf die Straße, die sehr
       schlechte Bedingungen haben. Die Ampel hatte im Koalitionsvertrag ein
       Tariftreuegesetz vereinbart, das diesen Beschäftigten helfen würde. Nur
       kann die Ampel sich jetzt nicht einigen. Wir fordern, dass der Hamburger
       Senat das Thema über eine Bundesratsinitiative wieder ins Gespräch bringt.
       
       29 Jan 2024
       
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