# taz.de -- Honorarkräfte von Spielmobilen: Pädagogen zweiter Klasse
       
       > Honorarkräfte von Hamburger Spielmobilen erhalten nur halb so viel Geld
       > wie Kollegen an Schulen. Das finden sie ungerecht und starten eine
       > Petition.
       
 (IMG) Bild: Der Andrang aufs Spielmobil ist gewachsen, seitdem mehr Geflüchtete kommen
       
       HAMBURG taz | „Diese Woche bauen wir einen Jonglier-Parcours auf. Das haben
       sich die Kinder gewünscht“, berichtet Timo Knorr. Und vielleicht basteln
       sie die Woche drauf Bälle dafür, mit Reis und Ballons. Der 30-Jährige ist
       Fotojournalist und nebenher Honorarkraft bei einem „Spielmobil“ der
       „Falkenflitzer“. 18 Unterkünfte für Geflüchtete fahren die vier bunten
       Wagen Woche für Woche in Hamburgs Süden an und bieten [1][Kindern, die dort
       leben], eine schöne Ablenkung.
       
       Doch die Honorarkräfte der [2][Hamburger Spielmobile] sind unzufrieden und
       haben sich deshalb in einer Gruppe organisiert. Denn anders als
       Honorarkräfte an Ganztagsschulen, die pro Zeitstunde 27,04 Euro verdienen,
       bezahlt die Stadt ihnen nur 14,72 Euro. Laut [3][einer Tabelle der Stadt]
       gelten sie nämlich nur als Hilfskräfte.
       
       „Wir sind mehr als nur Packhilfen“, heißt es nun [4][in einer Petition] an
       die Sozialbehörde, die 57 Honorarkräfte unterzeichnet haben. „Unsere Arbeit
       in den Unterkünften ist mindestens genauso anspruchsvoll und notwendig“,
       heißt es dort. Sie sei als Beitrag „Erforderlich“ und „mehr wert“. Auch
       wegen der steigenden Lebenshaltungskosten gehöre die Bezahlung „dringend“
       erhöht.
       
       Neben den „[5][Falkenflitzern]“ sind in Hamburg noch die „[6][Spieltiger]“
       und „[7][Mobile Spielaktion]“ mit Aktionen in Unterkünften vor Ort, bei
       denen sich Kinder viel bewegen und ausprobieren. Die Angebote gibt es seit
       den frühen 1990er-Jahren.
       
       ## Spielmobil-Teams zu dritt mit 100 Kindern
       
       Früher hätte man bei einem Einsatz etwa 30 Kinder angetroffen, erinnert
       sich Tom Hartmann, Hauptamtlicher bei den Falkenflitzern. Doch das habe
       sich mit dem Anstieg der Geflüchtetenzahlen verändert. „Heute muss man mit
       sehr großen Kindergruppen zurechtkommen. Es kommen 50 bis 100 Kinder, und
       wir sind nur zu dritt.“ Das müsse angemessen bezahlt werden.
       
       In den Teams unterstützen meist zwei Honorarkräfte die Hauptamtlichen.
       Sowohl der „Falkenflitzer“ als auch der „Spieltiger“ berichten, dass ihnen
       etliche Honorarkräfte fehlen. Laut der Petition brechen viele diese Arbeit
       ab, weil sie mehr Geld verdienen müssen.
       
       „Das ist fatal, weil wir die Kinder kennenlernen und eine Beziehung
       aufbauen“, sagt Knorr. „Wir schlichten auch mal Streit und sind im engen
       Kontakt mit Eltern.“ Die Hauptamtlichen gäben zwar die Richtung vor. „Aber
       wir sind gleichgestellt in der Arbeit mit den Kindern und reflektieren
       viel.“ Und sie übernähmen pädagogische Aufgaben wie eben die Planung des
       Jonglierangebots.
       
       Hinzu komme, dass die Kinder in Folge ihrer Flucht oft Traumatisches erlebt
       hätten und dies auch die Honorarkräfte nicht kalt lasse. „Was wir auf der
       Arbeit erleben, nehmen wir mit nach Hause und müssen es verarbeiten“,
       schreiben die Petenten. Auch das gehöre berücksichtigt.
       
       ## Behörde überlegt noch
       
       In der Hamburger Sozialbehörde ist die Petition bekannt. Knorr und
       Mitstreiter wie Alexander Benthin hatten ihr Anliegen jüngst in einer
       Behördengruppe vorgetragen, ohne dass man ihnen allzu große Hoffnungen
       gemacht hätte, da die Stadt sparen müsse. Sprecher Wolfgang Arnhold erklärt
       den Unterschied zwischen Schul- und Spielmobil-Honoraren so, dass bei
       Letzteren die Honorarkräfte anders zugeordnet würden. Es handele sich um
       eine „helfende Tätigkeit“ und es werde „keine sozialpädagogische
       Mindestqualifikation verlangt“.
       
       Diese sei bei den Schul-Honorarkräften aber auch nicht gefordert, halten
       Knorr und Benthin dagegen. Teils hätten die Honorarkräfte schon an Schulen
       gearbeitet. „Diese Arbeit machen beruflich erfahrene Leute aus
       Überzeugung“, sagt Benthin, der als Musiker an Musikschulen unterrichtet
       und zugleich im Rahmen des Spielmobils Kindern Schlagzeug und Gitarre
       nahebringt.
       
       Ist also die Unterscheidung nicht aufrecht zu erhalten? Immerhin gibt es im
       [8][Landesjugendhilfeausschuss], wo das Thema kürzlich auch zur Sprache
       kam, Sympathie für die Forderung. Und die Behörde sagt zur Frage, ob das
       Honorar erhöht wird: „Eine Entscheidung hierüber wurde noch nicht
       getroffen.“
       
       9 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Unterricht-fuer-gefluechtete-Kinder/!5927422
 (DIR) [2] https://www.hamburg.de/treffpunkte-kinder-jugendliche/4356312/spielmobile/
 (DIR) [3] https://www.ljr-hh.de/fileadmin/user_upload/service-materialien/Honorarliste_gueltig_ab_1._Oktober_2021.pdf
 (DIR) [4] https://www.openpetition.de/petition/online/erfoerderlich-unser-beitrag-zur-spielmobilarbeit-ist-wichtig-und-mehr-wert
 (DIR) [5] https://www.falkenflitzer.de/in-Wohnunterk%C3%BCnften
 (DIR) [6] https://www.spieltiger.de/
 (DIR) [7] https://trockendock-hamburg.de/einrichtungen/mobile-spielaktion/
 (DIR) [8] https://www.hamburg.de/sozialbehoerde/landesjugendhilfeausschuss/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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