# taz.de -- Fehlschläge beim Golf: Die Cracks können's auch nicht
       
       > Der kürzeste Golfwitz lautet: „Ich kann’s jetzt.“ Warum wir armseligen
       > Amateure uns bisweilen über die Missgeschicke der Profis freuen können.
       
 (IMG) Bild: Chisato Iwai checkt die gedachte Puttline
       
       Der kürzeste Golfwitz geht so: „Ich kann’s jetzt.“ So albern das klingen
       mag, so viel Wahrheit steckt darin. Immer wenn man auf einer Runde meint,
       [1][jetzt bin ich im Schwung, also im Flow], jetzt läuft es fast wie von
       selbst, wird der Ball sehr bald wieder völlig anders fliegen als gedacht.
       Verzogen, vergurkt, verhackt, ab ins Irgendwo.
       
       „Warum lern ich das nie …?!“ ist die genervte Folgefrage. Der Frust
       provoziert den nächsten misslungenen Schlag. Und schon hat die
       Abwärtsspirale begonnen. Ein tröstender Mitspieler wird vielleicht sagen:
       „Na, wenn wir es perfekt könnten, wären wir nicht hier, sondern bei den
       Profis unterwegs.“
       
       Nun sind auf den Profitouren auch die Perfektionisten nicht immer perfekt
       unterwegs. Etwa Shad Tuten aus Augusta, Georgia, der sich nach Abschluss
       der letzten Qualifikationsrunde der Challenge Turniere als 30. der
       Gesamtwertung ab 2024 in die große PGA-Tour aufgestiegen wähnte, die erste
       Liga im US-Golf. Platz 30 reicht als letzter für die Tourkarte, die
       Karrieren starten und sehr viele Dollars bedeuten kann.
       
       Aber Tuten hatte einen winzigen Fehler gemacht. Er hatte seinen verdreckten
       Ball aufgehoben, gereinigt und an die markierte Stelle wieder zurückgelegt,
       so weit korrekt. Aber der Ball bewegte sich ein wenig. Das darf nicht. Also
       nahm ihn Tuten, den Regeln verpflichtet, erneut auf. Und legte ihn
       unbedacht vielleicht einen Zentimeter daneben hin. Verboten! Es muss die
       exakt gleiche Stelle sein! Tuten hatte davon nullkommanull Vorteil, aber
       ein Video dokumentierte den Flüchtigkeitsfehler. Und weil Golf der heiligen
       Gerechtigkeit willen gnadenlos ist, gab es zwei Strafschläge. Tuten wurde
       32. Keine Tourkarte! Die bekam der Lucky Profiteur Rafael Campos aus Puerto
       Rico.
       
       ## Putt-Desaster und Worst Shots der Profis
       
       Oder der Kalifornier Paul Goydos. Er stand neulich kurz vor dem
       Turniersieg. Zwei Löcher vor Schluss hatte er einen Schlag Vorsprung. An
       Loch 17 hatte er noch einen Putt von weniger als sechs Metern vor sich.
       Sechs Meter sind für Profis fast bombensicher für maximal zwei Schläge.
       
       Was folgte, nennt eine Website „[2][das größte Putt-Desaster der jüngeren
       Golfgeschichte]“: Goydos schob einen nach dem anderen vorbei. Der 5. war
       erst drin. Der fünfte! Der arme Versager wurde Dritter.
       
       Im berühmten irischen K Club hatte der Spanier Santiago Tarrio seinen
       Ball in den Fluss Liffey geschlagen, gut 100 Meter vor dem Grün.
       Strafschlag, nicht schön, aber das kommt auch bei den Besten vor. Doch
       Tarrio versenkte ohne erkennbare Not drei weitere Bälle im Wasser, ehe er
       endlich, jeweils ein Strafschlag dazu, mit dem zehnten Schlag auf dem Grün
       landete. Er schaffte eine 12 auf der Score-Karte, statt einer 4 oder 5.
       
       Auf Youtube kann man die [3][„Worst Shots“ der Profis] finden. Sie trösten
       uns armselige Amateure ein wenig. Da sehen wir Bälle in tiefe Büsche und
       weite Wälder fliegen. Auch die Besten sind dabei, etwa Rory McIlroy, wie
       er ins tiefe Gras wütet und der Ball kaum einen Meter weiterspringt. Gerade
       erst hat Jordan Spieth einen Putt aus weniger als einem Meter
       danebengeschoben.
       
       Shane Lowry hatte einen steilen Putt bergauf, der Ball blieb zu kurz,
       drehte lachend eine Kurve – und rollte weiter zurück, als er vorher lag.
       Der Engländer Richard Finch rutschte beim Schlag weg, fiel einen Hang
       hinunter und blieb bis zur Hüfte im Wasser stehen. Aber, immerhin, der Ball
       war aufs Grün geflogen.
       
       Oder der Niederländer Joost Luiten. Er hatte in Dubai seinen Abschlag
       verrissen und warf wütend seinen Driver weg. Der flog in den nahestehenden
       Baum – und blieb oben. Luiten warf einen anderen Schläger hoch, um den
       Driver runterzuholen; der verfing sich auch. Und einen dritten, dito. Mit
       reichlich Flüchen und drei Schlägern weniger machte er sich auf in die
       Restrunde.
       
       Die Cracks, die können es manchmal auch nicht. Die Armen haben nicht mal
       Mitspieler, die sagen: Ach, wenn wir es könnten, wären wir längst bei den
       Profis unterwegs.
       
       23 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Golf-in-Gatow/!5951179
 (DIR) [2] https://bleacherreport.com/articles/1160892-10-most-humiliating-missed-putts-in-golf-history
 (DIR) [3] https://www.youtube.com/watch?v=gY1ey-CFSTM
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernd Müllender
       
       ## TAGS
       
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