# taz.de -- Hacklstecken und Besenstiel: Der Kaiser als Golfer
       
       > Franz Beckenbauer wollte nicht nur den großen Lederball beherrschen. Sein
       > Handicap war bemerkenswert gut, aber sein Golfturnier steht vor dem Aus.
       
 (IMG) Bild: Franz Beckenbauer bei seinem eigenen Turnier, dem Kaiser Cup 2010 in Bad Griesbach
       
       Längst sind alle [1][Lobreden] auf den [2][lichternen Fußballmonarchen]
       verfasst, inklusive der [3][Schattenwürfe]. Franz Beckenbauers Leidenschaft
       fürs Golfspiel war kaum Thema. Dass es sehr schlecht um ihn stand, war
       schon im vergangenen Sommer abzusehen. Erstmals nach 33 Jahren fiel der
       „Kaiser Cup“ aus, sein Charity-Turnier in Bad Griesbach. Er könne nicht
       kommen, wegen der Gesundheit. Und sogar: Das Turnier werde eingestellt.
       Kein Golf?! Ein untrügliches Alarmsignal.
       
       Beckenbauer war ein sehr guter Golfer, Ende der 90er Jahre hatte er ein
       beachtliches Handicap 7. Das heißt, er konnte einen Platz mit 72
       Normschlägen für Profis um die 80 herum spielen, gelegentlich auch
       darunter. „Es gibt nichts Schöneres, als einen Golfball 200 Meter geradeaus
       zu schlagen“, beschied er einmal. 200 Meter: Das gelang mit einem Fußball
       selbst ihm nie.
       
       Der Franz-Beckenbauer-Course im „Quellness & Golf Resort Bad Griesbach“
       ist, wie der Autor dieser Zeilen einmal selbst erleben musste, ein höllisch
       schweres Geläuf. So fies, als wolle der Kaiser (oder der Platzarchitekt,
       Bayernspezl [4][Bernhard Langer]) allen zeigen: Leute, ohne Ansätze von
       Genialität an Holz und an Eisen werdet ihr in diesem Qualness-Resort
       gnadenlos scheitern. Happige 110 Euro kostet hier das Greenfee, das ist
       etwa doppelt so viel wie sonst üblich. Dafür ist die Spielgebühr aber,
       ziemlich ungewöhnlich, als Tagespreis angesetzt. Das heißt: Man kann sich
       auch zwei Runden lang in Beckenbauers Aura foltern und ärgern. Ja mei.
       
       Zum Golf kam Beckenbauer 1982 über seine Ex [5][Diana Sandmann]. Er hatte
       beim HSV angeheuert und begleitete sie zum Golfclub Hoisdorf. „Gib mal her,
       den Hacklstecken“, habe er gesagt. Über seinen ersten Versuch sagte
       Sandmann später: „Er hielt den Schläger wie einen Besenstiel. Aber er
       feuerte den Ball Richtung Unendlichkeit.“ Der Trainer habe gestaunt: „Wer
       hat denn diesen fantastischen Schuss losgelassen?“ Klar, was der Franz
       anfasst, wird zu Gold. So war das immer. Selbst Besenstiele.
       
       ## Der Jähzorn des Kaisers
       
       Insbesondere in seinen ersten Jahren auf den grünen Nichtfußballplätzen war
       Beckenbauer überdurchschnittlich obsessiv und schnell richtig gut. Kein
       Wunder bei seinem überragenden Ballgefühl? Es war wohl umgekehrt: Der
       Franz, hieß es, spiele deswegen so gern Golf, weil er den kleinen Ball eben
       nicht so selbstverständlich gebändigt bekommt wie den großen. Da werde er
       grantig und eben besonders ehrgeizig.
       
       Was Beckenbauer später bestätigte: Den ersten Versuch in Hoisdorf 1982 habe
       er in Wahrheit nämlich vergeigt. „Da liegt ein Ball, und ich hau vorbei!
       Ich hab gedacht: Du als Ballgenie kommst mit diesem kleinen Ball nicht
       zurecht? Wo nicht einmal einer versucht, ihn dir wegzunehmen wie beim
       Fußball!“
       
       Wehe, es lief später mal nicht. Den jähzornigen Franz gab es auch beim
       Golf. Einmal soll er (Quelle: Oliver Kahn) aus Wut über einen verrissenen
       Schlag sein Bag samt aller Schläger in einem See versenkt haben.
       Beckenbauer dementierte; nur ab und an mal einen Schläger, ja mei, den habe
       er schon mal wutentbrannt durch die Gegend gefeuert. 2008 gelang ihm im
       Salzburger Golfclub Altentann ein Hole in One.
       
       Schon der junge Beckenbauer hatte sich zur [6][Wiedergeburt] geäußert. Er
       glaube daran, franzelte er einmal, und wolle am liebsten als Frau den
       nächsten Durchlauf auf Erden machen. Im Golf wäre das eine Proette, so
       heißen Profispielerinnen statt männlich Pro. Oder kommt er doch irgendwann
       als Reinkarnation von Jack Nicklaus zurück oder als Kaiser Woods? Mit dem
       Tiger spielte er mal eine Runde in Sankt Leon-Rot, sein größtes
       Golferlebnis, wie er sagte.
       
       Noch edler wäre indes, auch ohne Golf, eine Wiedergeburt als Olli Dittrich,
       also als sein eigenes Double. Das wäre in der Geschichte des
       Reinkarnationismus sicher ein Novum. Und so kaiserlich angemessen wie ein
       Hole in Zero.
       
       29 Jan 2024
       
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