# taz.de -- Leih-E-Scooter in Hamburg: Abstellflächen statt Wildwuchs
       
       > Mehr Abstellflächen für E-Scooter sollen in Hamburg den Stadtverkehr
       > befrieden. Kontrolliert wird das richtige Abstellen von den
       > E-Scooter-Anbietern.
       
 (IMG) Bild: Mancherorts sieht man die Straße vor lauter Scootern nicht mehr
       
       HAMBURG taz | Seit knapp fünf Jahren gibt es in Hamburg Leih-E-Scooter.
       11,3 Millionen Mal sind Menschen damit vergangenes Jahr gefahren – viel
       [1][häufiger als mit Stadträdern]. Genutzt werden sie meist für kurze
       Strecken. Durchschnittlich fahren die Nutzer:innen damit zwei Kilometer.
       
       Anders als das städtische Angebot an Leihfahrrädern ist die Ausleihe und
       Rückgabe von E-Scootern nicht auf festgelegte Stationen begrenzt. Die Fahrt
       kann, vereinzelte Sperrzonen ausgenommen, im gesamten Geschäftsgebiet des
       jeweiligen Anbieters beendet werden.
       
       Das Free-Floating-Sharing ist für Nutzer:innen komfortabel, sorgt bei
       Anwohner:innen, Fußgänger:innen und mobilitätseingeschränkten Menschen
       jedoch für [2][Ärger], wenn E-Scooter mitten auf dem Gehweg abgestellt
       werden oder als Stolperfallen auf dem Boden liegen. Eine [3][Beschränkung
       der Nutzung] des öffentlichen Raumes für private E-Scooter-Anbieter ist
       jetzt jedoch auch in Hamburg absehbar.
       
       Mehr als 5.300 Behinderungen durch abgestellte E-Scooter auf Geh- und
       Radwegen wurden 2022 in Hamburg registriert. Zusätzlich gefährdeten
       geparkte E-Scooter auf Geh- und Radwegen in 1.200 Fällen andere
       Verkehrsteilnehmer:innen. Für falsch geparkte E-Scooter kann das
       Ordnungsamt Bußgelder verhängen, die von den Anbietern an die Kund:innen
       weitergeleitet werden.
       
       ## Stadtreinigungs-Team gegen Rollerchaos
       
       Um dem Rollerchaos Herr zu werden, kümmerte sich ein extra für diesen
       Einsatz abgestelltes Team der Stadtreinigung in einem Pilotprojekt von
       Oktober 2022 bis Januar 2023 um das Umparken der falsch abgestellten
       Leihroller. Da die Stadt und die Betreiber sich nicht über die
       Kostenverteilung einigen konnten, lief das Projekt nach nur vier Monaten
       wieder aus.
       
       Einen kostengünstigeren Lösungsansatz fordern nun die Abgeordneten der
       Regierungsfraktionen von SPD und Grünen in einem Antrag, der am 31. Januar
       in der Bürgerschaft zur Debatte stand. Für die Leihroller, so der Plan,
       soll es mehr speziell gekennzeichnete Abstellflächen geben, die ähnlich wie
       die Stationen der Hamburger Stadträder an S- und U-Bahnhöfen,
       Bushaltestellen und HVV-Switch-Punkten eingerichtet werden sollen.
       
       Dass die E-Scooter tatsächlich auf den eingerichteten Parkplätzen
       abgestellt werden, kontrollieren die Anbieter per GPS: In sogenannten
       No-Parking-Zonen, dem unmittelbaren Bereich um die Stellflächen, kann die
       Ausleihe nicht beendet werden.
       
       In Hamburg existieren bereits 34 solcher gekennzeichneten Abstellflächen
       für E-Scooter, die Kapazität liegt bei etwa 10–20 Fahrzeugen pro Station.
       „Die Abstellflächen werden nach Eindruck von Anbietern, Behörde und Polizei
       sehr gut angenommen“, teilt die SPD-Fraktion im Hinblick auf den Antrag
       mit.
       
       Die von SPD und Grünen vorgeschlagene Ausweitung des
       Abstellflächen-Konzepts soll auch berücksichtigen, in welchen Quartieren
       bislang die meisten Konflikte mit geparkten E-Scootern registriert wurden.
       An diesen Stellen soll das Free-Floating-Sharing durch die Einführung von
       Sperrzonen und Parkflächen beschränkt werden.
       
       ## Zunehmende Regulierung
       
       Auch in anderen Städten werden E-Scooter zunehmend reguliert. Erst im
       September 2023 hat Paris als Ergebnis einer Volksabstimmung [4][alle
       Leihroller-Anbieter aus dem öffentlichen Straßenraum verbannt]. Kopenhagen
       hat die Auflagen für Anbieter verschärft, Köln und Berlin setzten ebenfalls
       auf Abstellflächen in der Innenstadt.
       
       Für eine ökologische Verkehrswende sind E-Scooter in Großstädten mit gut
       ausgebautem öffentlichem Nahverkehrsnetz (ÖPNV) ohnehin eher
       kontraproduktiv. Dem Umweltbundesamt zufolge ersetzt nur jede 20.
       Rollerfahrt eine Fahrt mit dem Auto. Alle anderen Rollerfahrten ersetzten
       Fuß- und Radverkehr oder Fahrten mit dem ÖPNV.
       
       Der Free-Floating-Bereich ist bisher ein entscheidendes Argument zur
       Nutzung von E-Scootern gegenüber anderen Mobilitätsangeboten. Von den neuen
       Parkflächen könnte auch das Stadtrad als günstigere und umweltfreundliche
       Alternative indirekt profitieren.
       
       Geplant ist, die Anzahl der Leihstationen für das Stadtrad auf 350 und die
       Anzahl der Räder auf 4.500 Stück zu erhöhen.
       
       2 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Niklas Berger
       
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