# taz.de -- +++ Nachrichten zum Nahost-Krieg +++: Sanktionen gegen Siedler
       
       > Die USA haben Sanktionen gegen vier Siedler des Westjordanlands verhängt.
       > Israel erklärt, „10.000 Terroristen“ im Gazastreifen getötet zu haben.
       
 (IMG) Bild: Gewalt und Gegengewalt – im Februar 2023 gab es im Westjordanland schwere Ausschreitungen
       
       ## USA sanktionieren gewalttätige jüdische Siedler im Westjordanland
       
       Die US-Regierung hat unterdessen Sanktionen gegen vier jüdische Siedler
       verhängt, denen vorgeworfen wird, sich im Westjordanland an [1][Gewalttaten
       gegen palästinensische Zivilisten] beteiligt zu haben. Das
       US-Finanzministerium veröffentlichte am Donnerstag (Ortszeit) die Namen der
       vier Israelis, denen auch Einschüchterungsversuche und Zerstörung von
       Eigentum vorgeworfen werden.
       
       US-Präsident Biden habe wiederholt seine Besorgnis über die Zunahme der
       Gewalt durch Extremisten ausgedrückt, hatte zuvor ein Regierungsvertreter
       in Washington gesagt. Diese Handlungen seien eine ernsthafte Bedrohung für
       den Frieden und die Sicherheitsstabilität im Westjordanland, in Israel und
       im Nahen Osten.
       
       Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerte sich am
       Donnerstagabend zurückhaltend zu den Sanktionen. „Israel ergreift gegen
       jeden, der irgendwo das Gesetz bricht, entsprechende Maßnahmen“, zitierten
       ihn israelische Medien. Daher seien „außergewöhnliche Maßnahmen nicht
       erforderlich“. Bei der „absoluten Mehrheit“ der Siedler im Westjordanland
       handele es sich um gesetzestreue Bürger, von denen viele in den
       Streitkräften dienten, um Israel zu verteidigen, sagte Netanjahu laut
       seinem Büro. (dpa)
       
       ## Israel: 10.000 „Hamas-Terroristen“ im Gazastreifen getötet
       
       Inmitten der [2][Gespräche über eine mögliche neue Feuerpause] haben die
       israelische Armee und die islamistische Palästinenserorganisation Hamas
       ihre Kämpfe im Gazastreifen fortgesetzt. Augenzeugen berichteten von
       israelischen Angriffen im Süden und im Zentrum des Gazastreifens in der
       Nacht zum Freitag. Betroffen war unter anderem die Stadt Chan Junis, auf
       die sich der israelische Militäreinsatz in den vergangenen Wochen
       konzentriert hat.
       
       Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant sagte am Donnerstag bei
       einem Besuch von Truppen im Gazastreifen, inzwischen seien „10.000
       Terroristen“ der Hamas getötet worden. Weitere 10.000 Hamas-Kämpfer seien
       verletzt und deswegen kampfunfähig. Gallant sprach von einem „harten Schlag
       gegen ihre Fähigkeiten“.
       
       „Dieser Krieg verlangt nationale Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit,
       und wir müssen durchhalten, bis wir unsere Missionen abgeschlossen haben“,
       sagte der Verteidigungsminister weiter. (afp)
       
       ## Verhandlungen über Feuerpause
       
       Derweil laufen die Bemühungen für eine zweite Feuerpause, die zu einer
       Freilassung weiterer Geiseln in Gewalt der Hamas führen soll. Der
       Vermittler Katar erklärte am Donnerstag zwar, die Hamas habe „positiv“ auf
       einen entsprechenden Vorschlag reagiert. Aus Hamas-Kreisen hingegen
       verlautete, dass es noch keinen Konsens gebe. Die Erklärung Katars sei
       voreilig und falsch.
       
       Vertreter der USA, Israels, Katars und Ägyptens hatten am Wochenende in
       Paris über ein Abkommen beraten, das im Gegenzug für eine Feuerpause die
       Freilassung von israelischen Geiseln aus der Gewalt der Hamas im
       Gazastreifen vorsieht. Außerdem sollen palästinensischen Inhaftierten aus
       israelischen Gefängnissen freikommen und große Mengen Hilfsgüter in den
       Gazastreifen gebracht werden. (afp)
       
       ## US-Verteidigungsminister: Gefährlicher Moment im Nahen Osten
       
       US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach nach dem Tod von zwei
       Soldatinnen und einem Soldaten bei einem Drohnenangriff proiranischer
       Milizen in Jordanien am Donnerstag von einem „gefährlichen Moment“.
       US-Präsident Joe Biden werde Angriffe auf amerikanische Truppen „nicht
       dulden, und ich werde das auch nicht tun“. Man wolle zwar einen größeren
       Konflikt in der Region vermeiden. Die Verantwortlichen der Angriffe werde
       man aber zur Rechenschaft ziehen, sagte Austin. Er kündigte eine
       mehrstufige Reaktion an.
       
       Die US-Regierung machte [3][die Gruppe „Islamischer Widerstand im Irak“ für
       den Anschlag verantwortlich], die sich zuvor auch dazu bekannt hatte. Es
       handelt sich um eine Art Dachgruppe für proiranische Milizen im Irak, die
       seit dem 7. Oktober gemeinsam unter diesem Namen auftreten. Es sei offen,
       wie viel der Iran zuvor über den Angriff gewusst habe, sagte Austin. Der
       Iran finanziere aber diese Gruppen und bilde sie auch teilweise aus. Ohne
       diese Art der Unterstützung würde es derartige Angriffe auf US-Stützpunkte
       nicht geben, sagte Austin. Er machte aber klar: „Wir befinden uns nicht im
       Krieg mit dem Iran.“ (dpa)
       
       ## 🐾 Nahost – Kann es eine Lösung geben?
       
       Die israelische Regierung will die Hamas vernichten. Welche Konsequenzen
       hat das für das Zusammenleben? Das diskutieren taz-Redakteur*innen [4][im
       Podcast „Bundestalk“].
       
       ## Stößt Israels Armee nach Rafah vor?
       
       Im Gaza-Krieg beabsichtigt die israelische Armee laut der Zeitung „Times of
       Israel“, ihre Kämpfe gegen die Hamas auf [5][Rafah im südlichsten Teil des
       Gebiets] auszuweiten. Das Militär werde auch die Hamas-Brigade in Rafah
       erreichen und zerschlagen, so wie derzeit mit den Hamas-Bataillonen im
       Gebiet der südlichen Stadt Chan Junis verfahren werde, zitierte die Zeitung
       am Donnerstagabend den israelischen Verteidigungsminister Yoav Galant. In
       Rafah und Umgebung sollen sich inzwischen mehr als 1,3 Millionen Menschen
       aufhalten. Das ist mehr als die Hälfte der insgesamt rund 2,2 Millionen
       Einwohner des Gazastreifens. Die palästinensischen Zivilisten suchen dort
       auf äußerst engem Raum Schutz vor den Kämpfen.
       
       Fast vier Monate nach dem Terrorüberfall der Hamas auf den Süden Israels
       ist Israels Armee tief in den Gazastreifen eingerückt, um die Hamas zu
       zerschlagen. Das südliche Ende des abgeriegelten Küstengebiets, das mit der
       geteilten Stadt Rafah und dem gleichnamigen Grenzübergang an Ägypten
       grenzt, ist aber bislang außer Reichweite der Bodentruppen. Die US-Zeitung
       „Wall Street Journal“ hatte vor drei Wochen unter Berufung auf namentlich
       nicht genannte israelische und ägyptische Quellen berichtet, israelische
       Offizielle hätten Ägypten über eine geplante Militäroperation entlang der
       Gaza-Seite der Grenze informiert.
       
       Austin und Galant sprachen am Donnerstag über Israels Übergang von den
       bislang massiven Bombardierungen im Gazastreifen hin zu Einsätzen mit
       geringerer Intensität, wie das Pentagon in Washington mitteilte. Dies
       fordern die USA seit Längerem. Austin habe dabei bekräftigt, wie wichtig es
       sei, eine ununterbrochene Bereitstellung humanitärer Hilfe für das
       Küstengebiet zu gewährleisten. Auch hätten sich beide Verteidigungsminister
       über die Unterstützung für eine diplomatische Lösung an der
       israelisch-libanesischen Grenze sowie Stabilität im Westjordanland
       ausgetauscht, hieß es. Zwischen der vom Iran unterstützten libanesischen
       Hisbollah-Miliz und der israelischen Armee kommt es im Grenzgebiet beider
       Länder immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. (dpa)
       
       ## UNRWA: Hilfsgelder könnten Ende Februar ausgehen
       
       In Bezug auf die [6][Anschuldigungen gegen einzelne Mitarbeiter des
       UN-Hilfswerks UNRWA], an den Terrorakten der Hamas vom 7. Oktober in Israel
       beteiligt gewesen zu sein, sagte der israelische Verteidigungsminister Yoav
       Galant am Donnerstag zu einer UN-Delegation: „Gelder aus Ländern der ganzen
       Welt wurden über UNRWA geleitet und zur Stärkung der Terrorinfrastruktur
       und zur Bezahlung von Terroristen verwendet.“ Die Organisation habe ihre
       Legitimität verloren. Mehrere westliche Länder wie Deutschland und die USA
       haben wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an UNRWA
       eingestellt.
       
       „Es ist schwer sich vorzustellen, dass die Menschen im Gazastreifen diese
       Krise ohne UNRWA überleben“, warnte UNRWA-Chef Philippe Lazzarini. Sollte
       die Finanzierung nicht wieder aufgenommen werden, werde man
       höchstwahrscheinlich gezwungen sein, die Arbeit nicht nur in Gaza, sondern
       auch in der gesamten Region Ende Februar einzustellen. (dpa)
       
       ## 🐾 Harsche Kritik an UNRWA-Arbeit: There is no „no alternative“
       
       Wenn das Ende des UNRWA-Mandats gefordert wird, heißt es oft, es gebe keine
       Alternative zum Hilfswerk für Geflüchtete. [7][Unser Autor Florian Markl
       sieht das anders.]
       
       2 Feb 2024
       
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