# taz.de -- Katastrophe in Gaza-Stadt: Die Warnungen endlich ernst nehmen
       
       > Israelische Soldaten schossen bei einem Massenansturm auf eine
       > Hilfslieferung. Der Fall zeigt: Der Hunger ist real, Gaza braucht einen
       > Waffenstillstand.
       
 (IMG) Bild: Palästinenser in Gaza erleiden extremen Hunger
       
       Dutzende, wahrscheinlich mehr als hundert Tote an einem Tag. Eigentlich,
       man muss es so sagen, ist das nichts Besonderes im Gazakrieg. Dennoch hat
       das, was Donnerstag geschah, eine neue Qualität. Tausende
       Palästinenser*innen trafen auf eine israelische Militäreinheit,
       nachdem sich [1][eine Massendynamik um einen Lkw-Hilfskonvoi] entwickelt
       hatte. Die Soldat*innen fühlten sich bedroht, sie schossen.
       
       Zwar ist nicht egal, was genau geschah. Sollten die Soldat*innen auf
       unschuldige Zivilist*innen geschossen haben, könnte das ein
       Kriegsverbrechen darstellen. Israel gibt allerdings an, nur wenige Menschen
       seien erschossen worden, aus Notwehr. Die meisten der Opfer seien
       totgetrampelt oder von den Lkws überrollt worden.
       
       Doch unabhängig vom genauen Ablauf steht fest: Dass es überhaupt zu einem
       Massenansturm verzweifelter Menschen auf einen Hilfskonvoi kam, zeigt, wie
       ernst die Warnungen sämtlicher großer Hilfswerke zu nehmen sind. Seit
       Wochen warnen sie vor dem Hungertod der Menschen, ja sogar vor einer echten
       Hungersnot in Nord-Gaza, wo die Tragödie vom Donnerstag stattfand. Mehr als
       eine halbe Million Menschen leiden bereits unter „katastrophalem Hunger“,
       der höchsten Stufe [2][auf der IPC-Skala] zur Messung von
       Ernährungsunsicherheit.
       
       Seit Wochen klagen sie, dass es kaum noch möglich ist, Hilfe zu leisten –
       und zwar wegen genau dieser unkontrollierbaren Menschenmengen, Chaos bei
       der Essensverteilung, Überfällen auf Hilfskonvois und Plünderungen. All das
       ist nicht neu. Das Welternährungsprogramm musste [3][seine Hilfe für
       Nord-Gaza daher komplett einstellen]. Es war nur eine Frage der Zeit, bis
       etwas schiefläuft.
       
       ## Die Organisationen hatten recht
       
       Den Hilfsorganisationen gegenüber scheint eine gewisse Skepsis zu bestehen,
       nach dem Motto: Na ja, sie warnen vor Chaos und Hunger, aber wer weiß, ob
       sie nicht wieder übertreiben in ihrer einseitig propalästinensischen
       Haltung. Nein, das tun sie offenbar nicht.
       
       Israels Krieg mag ausschließlich der Hamas gelten, die ihn mit ihrem
       genozidalen Massaker vom 7. Oktober ausgelöst hat. Aber das Militär
       zerstört nun regelrecht den Gazastreifen, es zerstört die Infrastruktur, es
       zerstört die Wirtschaft, und es zerstört die Menschen, physisch und
       psychisch – und das nachhaltig.
       
       Die Menschen in Gaza können nur überleben, wenn ihnen geholfen wird. Damit
       sie Hilfe im großen Stil erreichen kann, braucht es eine längere humanitäre
       Feuerpause – und zwar sofort. Unabhängig davon braucht es einen weiteren
       Geisel-Gefangenen-Austausch, der dann endlich den Weg zu [4][einem
       permanenten Waffenstillstand] ebnet. Für jetzt gilt: Hört auf die
       Hilfsorganisationen! Sie wissen, wovon sie reden. Mehr als warnen können
       sie nicht.
       
       1 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Militaereinsatz-in-Gaza-Stadt/!5995530
 (DIR) [2] https://www.ipcinfo.org/
 (DIR) [3] /Humanitaere-Lage-in-Gaza/!5990659
 (DIR) [4] /Netanjahu-und-die-Zweistaatenloesung/!5993144
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
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