# taz.de -- „Ein Pirat sticht auch ins rote Meer“?: Danke für nichts, Piraten
       
       > Abwertende Sprüche gegen Menstruierende vor allem von Männern sind an der
       > Tagesordnung. Sie bewegen sich auf dem Level von pubertierenden Jungs.
       
 (IMG) Bild: Alle vier bis sechs Wochen geht’s aufs Neue los
       
       Sprüche, die sich mit dem Innenleben von [1][Menstruierenden] oder
       Prämenstruierenden beschäftigen, gibt es zuhauf. Verständnis enthalten
       diese allerdings nicht – eher Schuldzuweisungen, Pathologisierungen und
       Gaslighting.
       
       Ein echter Pirat sticht auch ins Rote Meer. Wo fängt man da jetzt an?
       Vielleicht damit, wie gewaltvoll dieser Satz ist. Die primäre Bedeutung von
       Stechen lautet: einen spitzen Gegenstand wie eine Nadel in einen anderen
       Gegenstand treiben. Aus einem Liebes- oder Leidenschaftsakt zweier Menschen
       wird – wieder mal – ein gewaltvoller Akt, mit einer aktiv und einer passiv
       teilnehmenden Person.
       
       Dem stechenden Piraten, der auch vor dem Roten Meer nicht zurückschreckt,
       und der menstruierenden Person, deren Wille oder Nichtwille irrelevant
       scheint. Menschen, die das zwölfte Lebensjahr vollendet haben und weiterhin
       von sich als Pirat sprechen, scheinen mir ohnehin gänzlich andere Sorgen zu
       haben als die, ob ihr Objekt der Begierde gerade menstruiert.
       
       ## „Was bist du so hysterisch? Bekommst du deine Tage?“
       
       Jetzt muss man sich mal vorstellen, dass es Zeiten gab, in denen die
       Annahme vorherrschte, sogenanntes [2][hysterisches Verhalten] entstehe,
       weil die Gebärmutter nicht in den „Genuss“ von Sperma komme. Daraufhin
       lande diese den gesamten Körper nach Sperma absuchende, heillos verwirrte
       Gebärmutter im Kopf.
       
       Ah ja. Wo fängt man da jetzt an? Am besten damit, auf diesen Spruch das
       nächste Mal zu entgegnen: „Du, ich hab grad gar keinen Kopf für dich, meine
       Gebärmutter will alle Aufmerksamkeit.“
       
       „Wieso bist du so zickig? Bekommst du deine Tage?“ Wo fängt man da jetzt
       an? Am besten damit, einfach zu mähen. Keinen Rasen, sondern wie eine
       Ziege.
       
       ## „Bekommst du SCHON WIEDER deine Tage?“
       
       Wo fängt man da jetzt an? Am besten mit einem Wikipedia-Link, der über den
       [3][Menstruationszyklus] aufklärt. Denn ja, erstaunlich, aber wahr: alle
       vier bis sechs Wochen geht’s aufs Neue los mit dem Bluten und den Schmerzen
       und den, das Blut ankündigenden, Symptomen. Was eine Überraschung! SCHON
       WIEDER! Könnte man sich auch einfach dran gewöhnen und statt unverschämter,
       ungläubiger Sprüche Mitleid, Snacks und sogenannte Hygieneartikel
       offerieren.
       
       „Meine Cousine macht jetzt richtig viel Sport und verzichtet auf Zucker,
       bevor sie ihre Periode bekommt, seitdem ist sie viel ausgeglichener.“
       
       Wo fängt man da jetzt an? Am besten damit, darauf aufmerksam zu machen, ein
       erwachsener, der Bedienung des Internets fähiger Mensch zu sein, der
       durchaus schon von diesen Geheimtipps gehört hat. „Wenn das jeden Monat so
       ist, müsstest du dich eigentlich mal dran gewöhnt haben. Kann ja nicht
       sein, dass etwas so Natürliches dein ganzes Sein verändert. Du musst
       lernen, deine Gefühle in dieser Zeit besser zu kontrollieren.“ Wo fängt man
       da jetzt an? Am besten damit, die Kontrolle komplett zu verlieren. Scheint
       ja davor noch nicht der Fall gewesen zu sein, sonst hätte sich so ein
       Spruch nicht rausgetraut.
       
       Der schlimmste Spruch, den ich je zu hören bekam, war: „Ich schlafe doch
       jetzt nicht mit dir, du blutest wie eine abgestochene Sau.“ Wo fängt man da
       jetzt an? Am besten mit Trennung. Als hätte ich je wieder Lust, mit einem
       Menschen zu schlafen, der so über mich, der so über Menschen spricht.
       
       8 Mar 2024
       
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