# taz.de -- Hilfsgüter für den Gazastreifen: Ignoranz auf allen Seiten
       
       > Israel, die Hamas und Ägypten nehmen sich wenig, wenn es darum geht, der
       > Zivilbevölkerung zu helfen. Jede Partei sorgt sich um die eigenen
       > Interessen.
       
 (IMG) Bild: Wertvolles Gut: Ein palästinensischer Junge birgt einen Sack Mehl aus einem zerbombten Haus in Rafah
       
       Die humanitäre Situation in Gaza spitzt sich weiter zu. Hilfsorganisationen
       warnen vor Säuglings- und Müttersterblichkeit, Krankheitsausbrüchen und
       Hunger. Derweil laufen die Hilfslieferungen weiterhin schleppend. Gute, vor
       allem zeitnahe Lösungen sind nicht in Sicht. Dass der [1][Zivilbevölkerung
       in Gaza] noch immer viel zu wenig geholfen wird, liegt an allen
       Konfliktbeteiligten. Ihre Ziele sind ihnen wichtiger als der Schutz von
       Zivilisten.
       
       Israel erschwert die Hilfslieferungen über Land. Die verständlicherweise
       geforderten Inspektionen nehmen zu viel Zeit in Anspruch. [2][Eine
       Recherche von CNN] zeigte außerdem, welch absurde Güter teils nicht
       passieren dürfen: Wasserfilter, Schlafsäcke, Datteln. Israel will Druck auf
       die Hamas aufbauen und die im Norden des Gazastreifens Verbliebenen weiter
       in den Süden zwingen oder die Menschen sogar zur Ausreise nach Ägypten
       bewegen.
       
       Damit verstößt Israel gegen Auflagen des Internationalen Gerichtshofs,
       angemessene Hilfslieferungen zu ermöglichen. Die Hamas wiederum hätte in
       der Vorwoche die Chance gehabt, einem [3][Geisel-Deal und damit einer
       temporären Waffenruhe] zuzustimmen. Werden die Geiseln freigelassen, würde
       die Blockade der Geiselangehörigen am Grenzübergang Kerem Schalom zwischen
       Israel und dem Gazastreifen wohl enden und der internationale Druck auf
       Israel, mehr Hilfen zuzulassen, weiter steigen.
       
       Gegen diesen ersten Schritt in Richtung Ende der humanitären Katastrophe
       haben sich die Islamisten bewusst entschieden. Und während die USA ein
       Schiff losschicken, um dann in etwa zwei Monaten mittels eines temporären
       Hafens humanitäre Hilfsgüter zu liefern, könnten sie ihre enge Beziehung zu
       Israel nutzen, um verstärkt Druck aufzubauen.
       
       Selbst wenn sich Verhandlungen als unergiebig erwiesen, sind die
       Möglichkeiten der USA nicht ausgeschöpft: von einer temporären
       Unterbrechung der Waffenlieferungen bis zu Sanktionen gegen das
       Führungspersonal der für die Hilfslieferungen zuständigen Behörde Cogat.
       Immer wieder wird zudem über die [4][Korruption des ägyptischen
       Grenzregimes] berichtet.
       
       5.000 US-Dollar soll die Passage der Grenze eines Lkws mit Hilfsgütern
       kosten. Korrupte Grenzer werden als Kriegsgewinnler reich – auf Kosten der
       Palästinenser, die ihnen angeblich so am Herzen liegen. Die Feigheit und
       das Ignorieren des Leids der palästinensischen Zivilbevölkerung, die sich
       alle gegenseitig vorwerfen, trifft auf alle Akteure in unterschiedlichem
       Maße zu. Dabei sollte der Schutz von Menschenleben wichtiger sein als
       politisches Feilschen.
       
       10 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Humanitaere-Lage-im-Gazastreifen/!5994413
 (DIR) [2] https://edition.cnn.com/2024/03/01/middleeast/gaza-aid-israel-restrictions-investigation-intl-cmd/index.html
 (DIR) [3] /Klage-gegen-die-Fuehrung-der-Hamas/!5992453
 (DIR) [4] /Korruption-an-der-Grenze-zu-Gaza/!5987634
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lisa Schneider
       
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