# taz.de -- EU-Migrations-Deal mit Ägypten: Millionen für Grenzgewalt
       
       > Mit ihrem Migrations-Deal mit Ägypten exportiert die EU ihre Grausamkeit
       > in einen Drittstaat – und das nicht zum ersten Mal.
       
 (IMG) Bild: Deal mit al-Sisi in Kairo
       
       Erst letzte Woche beobachteten wir aus unserem Flugzeug, wie libysche
       Milizen versuchten, ein Schnellboot von Ärzte ohne Grenzen im Mittelmeer zu
       kapern. Piraterie? Ja. Aber eben auch: europäische Grenzpolitik. Denn diese
       libysche Miliz, die im Mittelmeer auf Menschen schießt und Boote von NGOs
       zu entführen versucht, agierte von einem Boot, geschenkt von der
       italienischen Regierung. Und sie wird durch die EU finanziell unterstützt.
       
       Ebenso unterstützt wird die tunesische Regierung, deren Präsident seit
       seinem Amtsbeginn langsam, aber sicher jegliche demokratischen Strukturen
       auflöst. Ihr versprach die EU Hunderte Millionen Euro – [1][im Gegenzug für
       Grenzgewalt]. Die Todeszahlen auf dem Mittelmeer waren 2023 so hoch wie
       seit 2017 nicht mehr. An der tunesisch-libyschen Grenze starben unter den
       Augen der Öffentlichkeit Dutzende Menschen in der Wüste und fast 80.000
       wurden durch die tunesische Küstenwache zurück nach Tunesien entführt.
       
       Wir beobachten jeden Tag die konkreten Auswirkungen der zahlreichen
       Externalisierungsabkommen der EU. Abkommen, die unsere Außengrenzen in Orte
       der Verbrechen gegen die Menschlichkeit verwandeln.
       
       Der [2][neueste Deal] mit dem ägyptischen Diktator al-Sisi wird dabei keine
       Ausnahme sein. 200 Millionen Euro wurden ihm versprochen, wenn er die
       ägyptisch-libysche Grenze und die Mittelmeerküste für flüchtende Menschen
       verriegelt. Neben weiteren Milliardenzahlungen für die wirtschaftliche
       Stabilität des Landes. Ganz abgesehen davon, dass die ägyptische Regierung
       seit 2017 sowieso schon 60 Millionen Euro aus dem 'Emergency Trust Fund for
       Africa’ bekommt, um Personen an ihrer [3][Flucht] zu hindern.
       
       Nur: Menschen haben sich historisch betrachtet schon immer Migrationswege
       erkämpft. Deshalb wird auch Ursula von der Leyen verstehen müssen, dass der
       einzige Weg, um das Sterben im Mittelmeer zu beenden, sichere und legale
       Fluchtwege sind. Auf ihrer politischen Agenda scheinen jedoch ganz andere
       Überlegungen eine Rolle zu spielen.
       
       22 Mar 2024
       
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