# taz.de -- Geburtenrate ist gesunken: Zu viele Krisen > Gegen den Geburtenrückgang ließe sich viel tun. Die Politik hat mit > Elterngeld und Kitaausbau zwar viel angestoßen, muss jetzt aber > nachlegen. (IMG) Bild: Die Geburtenrate ist auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen Manche [1][Boomer] würden sicher gern Großeltern werden. Aber ihre Kinder, die heutigen jungen Menschen, verweigern sich. Im Herbst 2023 bekamen Frauen in Deutschland dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zufolge durchschnittlich 1,36 Kinder. So wenig wie seit 14 Jahren nicht mehr. Seitdem fragen sich Expert:innen (und auch manche Boomer), was mit den jungen Frauen und Männern los ist? Haben die keinen Bock auf Verantwortung? Wollen lieber ewig Party machen? Oder treibt sie eine Angst um, die sich aus den vergangenen Krisenjahren mit [2][Erderhitzung], Corona, Wirtschaftskrise und [3][Kriegen] speist? Das sind Gefahren und Einschnitte ins Leben und in den Alltag, [4][die Boomer] in dieser Intensität nicht kennen. Dabei sind die Älteren nicht krisenunerfahren. Nicht wenige von ihnen wollten vor 30 und 40 Jahren selbst keine Kinder „in diese Welt setzen“. Die Gründe damals waren ähnliche, Umweltzerstörung, Kriege, eine unsichere Zukunft. Die aktuellen Ängste der Jungen sind also nicht so weit weg von den früheren Ängsten der Alten. Mit dem Unterschied, dass soziale und berufliche Instabilität, [5][Klimakrise], Wohnungsmangel, kurz: Unsicherheiten, wohin man schaut, heute stärker ausgeprägt scheinen als in den Boomer-Jugendjahren. All das versuchen Demograf:innen und Soziolog:innen zu verstehen. Ob der aktuelle „Babyknick“ die geeigneten Antworten liefert, ist fraglich. Denn der untersuchte Zeitraum ist viel zu kurz, um daraus eine haltbare These und sogar einen Trend abzuleiten. Selbst manche Boomer, die der Zukunft damals abgeschworen hatten, bekamen früher oder später doch Kinder. ## Die richtigen Weichen sind gestellt Das muss zwar jetzt nicht so sein, jüngere Menschen erlebten in den vergangenen Jahren eine zu dichte Krisenabfolge. Aber wer weiß schon heute, ob sie sich davon nicht erholen – und ihre Lebensplanung ändern? In Umfragen geben junge Menschen jedenfalls an, sehr gern Kinder haben zu wollen, manche sind sich sicher, sogar mehr als ein Kind bekommen zu wollen. Dabei kann ihnen geholfen werden. Die Familienpolitik in Deutschland hat mit dem Elterngeld, den Vätermonaten und dem Kita-Ausbau vor Jahren die richtigen Weichen gestellt. Wer in der intensiven Familienphase finanziell abgesichert ist, sich die Betreuungsarbeit gerecht aufteilen und mit einem [6][Kita-Platz] rechnen kann, ist eher geneigt, Ja zum Kind zu sagen. Kämen jetzt noch die Familienstartzeit und mehr Teilzeit für Väter hinzu, mehr Aufstiegsmöglichkeiten und Führungspositionen für Mütter, eine bessere Bezahlung in den prekären „Frauenberufen“ und ein Wohnungsbauprogramm, das den Namen verdient, wäre das ein wichtiges Signal an junge Menschen. 22 Mar 2024 ## LINKS (DIR) [1] /Buch-ueber-die-Boomer/!5987755 (DIR) [2] /Weltwetterorganisation-warnt/!5996317 (DIR) [3] /Tiefgefrorene-Ukrainedebatte/!5997400 (DIR) [4] /Fragen-fuer-die-Feiertage/!5979159 (DIR) [5] /Klimabilanz-2023/!5998471 (DIR) [6] /Ungleichheit-in-der-Kita/!5971394 ## AUTOREN (DIR) Simone Schmollack ## TAGS (DIR) Kinder (DIR) Eltern (DIR) Ängste (DIR) Krieg (DIR) Covid-19 (DIR) Kitaausbau (DIR) Elterngeld (DIR) Care-Arbeit (DIR) Väter (DIR) Patriarchat (DIR) GNS (DIR) künstliche Befruchtung (DIR) Demografischer Wandel (DIR) Geburtenrate (DIR) Privatschulen ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Familienreport 2024 vorgestellt: Der Gender Care Gap bleibt Viele Familien wünschen sich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, doch die Realität bleibt schwierig, wie der neue Familienreport zeigt. (DIR) Künstliche Befruchtung: Diskriminierung bei Kinderwunsch Ungleiche Behandlung: Von zwölf Bundesländern, die künstliche Befruchtungen fördern, unterstützen nur sechs Länder auch homosexuelle Paare. (DIR) Demografie, Rente und Fachkräftemangel: Im Jahr 2035 sehen wir alt aus Wieso wird jetzt über die Rente mit 70 diskutiert? Und wo sind all die Fachkräfte hin? Ein demografischer Ausblick gibt die Antwort auf diese Fragen. (DIR) Geburten in Pandemie: Bye Bye Babyboom Viele hatten auf einen durch die Coronapandemie ausgelösten Babyboom spekuliert. Doch neue Zahlen zeigen, dass es anders kam. (DIR) Privatschulen mit mehr Anmeldungen: Wer kann, zahlt viel für Bildung Eltern schicken ihre Kinder immer häufiger auf Privatschulen. Das zeigt eine Erhebung des Statistischen Bundesamts.