# taz.de -- Machtwechsel nach Wahl in Senegal: Glückwünsche und Versprechen
       
       > Nach seinem Wahlsieg hat sich Oppositionskandidat Faye erstmals geäußert.
       > Er will den Reichtum in Senegal besser verteilen und den Staat
       > reformieren.
       
 (IMG) Bild: Senegals neuer Präsident Bassirou Diomaye Faye beim Abschluss seines Wahlkampfes am Freitag in Mbour
       
       COTONOU taz | Auch ohne amtliches Wahlergebnis wird in Senegal längst
       gefeiert. Bassirou Diomaye Faye hat Geschichte geschrieben. [1][Mit 44
       Jahren wird er der jüngste – und fünfte – Präsident des westafrikanischen
       Landes mit 18 Millionen Einwohner:innen.] Als „Kandidat für den
       Systemwechsel“ war Faye offensichtlich nicht bloß ein Hauptstadtphänomen,
       sondern hat überall satte Mehrheiten geholt.
       
       Bemerkenswert ist auch, dass der Machtwechsel mit einem so klaren Ergebnis
       gelungen ist. Jedenfalls hat Ex-Premierminister Amadou Ba von der
       Regierungskoalition Benno Bokk Yakaar (BBY) des scheidenden Präsidenten
       Macky Sall ihm bereits am Montag zum Sieg im ersten Wahlgang, also mit
       absoluter Stimmenmehrheit, gratuliert. Das schaffte vor zwölf Jahren Macky
       Sall nicht, als er Abdoulaye Wade ablöste.
       
       Mittlerweile hat auch Sall seinem Nachfolger gratuliert. Sein Erfolg sei
       ein „Sieg der senegalesischen Demokratie“, schrieb er auf der Plattform X.
       Westafrikanische Staatschefs schickten ebenso Glückwünsche wie Frankreichs
       Präsident Emmanuel Macron, der nur zwei Jahre älter ist als Bassirou
       Diomaye Faye.
       
       Senegals Wahlsieger hat sich am Montagabend erstmals öffentlich geäußert
       und sofort deutlich gemacht, dass er auf Versöhnung setzt. Die bezeichnet
       er als eins seiner Ziele und betont gleich am Anfang seiner Rede, dass alle
       Kandidat:innen der senegalesischen Tradition gefolgt seien und dem
       Sieger gratuliert hätten. Dann kündigt er an, demütig und transparent
       regieren zu wollen. „Korruption soll auf allen Ebenen bekämpft werden.“ Das
       hat er auch im kurzen Wahlkampf betont – Faye war erst am 14. März aus der
       Haft freigekommen, gemeinsam mit seinem Parteichef Ousmane Sonko, der aber
       wegen einer rechtskräftigen Verurteilung nicht selbst antreten konnte.
       
       ## Senegals Demokratie drohte eine Krise
       
       Dann nennt Faye Pläne seines Lagers, die er bereits in den vergangenen
       Wochen thematisiert hat. Institutionen sollen umstrukturiert,
       Lebenshaltungskosten gesenkt werden. Faye will den Reichtum im Land besser
       verteilen. Wie genau er das machen will, führte er nicht aus. Im Gespräch
       ist nach senegalesischen Medienberichten ein nationaler „Solidaritätsfonds“
       zur Armutsbekämpfung, eine umfassende Reform der Justiz und eine
       Dezentralisierung der Verwaltung. Ministerien müssten jährliche
       Rechenschaftsberichte vorlegen und Leiter staatlicher Behörden und Betriebe
       müssten politische Neutralität wahren.
       
       Mit dieser Wahl wird auch möglich, was zuletzt stark angezweifelt worden
       war: Der scheidende Präsident Macky Sall kann sein Amt rechtzeitig zum
       Ablauf seines Amtszeit am 2. April an einen gewählten Nachfolger übergeben.
       [2][Erst im Februar hatte er die ursprünglich für den 25. Februar
       festgesetzten Wahlen auf Dezember verschieben lassen]; es folgten heftige
       Proteste, [3][das Verfassungsgericht annullierte den Beschluss]. Die Wahlen
       wurden dann auf den 24. März gelegt. Da jetzt keine Stichwahl mehr nötig
       erscheint, ist alles im Zeitplan.
       
       27 Mar 2024
       
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 (DIR) Katrin Gänsler
       
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