# taz.de -- Bandengewalt in Haiti: Noch keine internationale Mission
       
       > Haitis Regierungskrise hält an. Ohne eine neue Regierung wird auch die
       > Entsendung einer Polizeimission schwierig. Die UN warnen vor einer
       > Hungersnot.
       
 (IMG) Bild: Versorgungsmangel: Straßenszene aus Port-au-Prince, Haiti, 12. März
       
       NAIROBI/PORT-AU-PRINCE dpa | Nach der [1][Rücktrittsankündigung des
       haitianischen Regierungschefs] verzögert Kenia nach Medienberichten die
       zugesagte Entsendung von Polizisten in den Karibikstaat. Der Einsatz im
       Rahmen einer geplanten multinationalen Sicherheitsmission wird aus Sicht
       des Außenministeriums in Nairobi erst möglich sein, wenn Haiti wieder eine
       Regierung hat, wie unter anderem die [2][New York Times] und die
       kenianische Zeitung Daily Nation am Dienstag berichteten.
       
       Nach Gesprächen in Jamaika hatte die [3][karibische Staatengemeinschaft
       Caricom am Montag (Ortszeit) die Gründung eines haitianischen
       Übergangspräsidialrats angekündigt], der eine neue Interimsregierung
       bestimmen und den Weg hin zu Wahlen ebnen soll. Kurz darauf kündigte
       Interimspremierminister Ariel Henry an, zurückzutreten, sobald der Rat
       seinen Nachfolger bestimmt habe.
       
       Henry hatte die Regierungsgeschäfte kurz nach der Ermordung des Präsidenten
       Jovenel Moïse im Juli 2021 übernommen. Seitdem gab es keine Wahlen, das
       Land hat weder einen Präsidenten noch ein Parlament. Als Henry im Jahr 2022
       eine massive Erhöhung der Kraftstoffpreise ankündigte, kam es zu großen
       Protesten und Plünderungen.
       
       Laut den Vereinten Nationen kontrollieren brutal agierende Banden rund 80
       Prozent der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince. Die zwei mächtigsten
       Banden schlossen sich Ende Februar zusammen und forderten Henrys Rücktritt,
       während der Regierungschef auf einer Auslandsreise war. Von dieser ist er
       bis heute nicht zurückgekehrt – Henry soll sich zurzeit in Puerto Rico
       aufhalten. Die Reise hatte ihn unter anderem nach Kenia geführt, wo am 1.
       März beide Staaten die Entsendung von 1.000 kenianischen Polizeibeamten
       nach Haiti vereinbarten. Dabei hatte ein [4][kenianisches Gericht den
       Einsatz zuvor für verfassungswidrig erklärt].
       
       ## Eine der schwersten Lebensmittelkrisen der Welt
       
       Der UN-Sicherheitsrat hatte die Mission zur Unterstützung der haitianischen
       Polizei bereits im Oktober genehmigt. Kenia erklärte sich bereit, die
       Führung zu übernehmen. Auch Benin, die Bahamas, Bangladesch, Barbados und
       der Tschad sagten Einsatzkräfte zu. Beim Caricom-Treffen in Kingston
       erhöhte US-Außenminister Antony Blinken die finanzielle Hilfszusage der USA
       für die Mission um 100 Millionen auf 300 Millionen Dollar (rund 274
       Millionen Euro). Der US-Kongress gab jedoch bisher nur einen Teil davon
       frei. Nach Angaben eines UN-Sprechers vom Montag gingen zur Finanzierung
       des Einsatzes erst 10,8 Millionen Dollar ein.
       
       Der Sprecher teilte außerdem mit, der Plan zur Deckung des humanitären
       Bedarfs in Haiti, für den 674 Millionen US-Dollar benötigt würden, sei nur
       zu 2,6 Prozent finanziert. Fast die Hälfte der rund 11 Millionen Einwohner
       des Landes leidet nach Schätzung der Vereinten Nationen unter akutem
       Hunger. In Haiti herrsche eine der schwersten Lebensmittelkrisen der Welt,
       sagte der WFP-Landesdirektor in Haiti, Jean-Martin Bauer. „1,4 Millionen
       Haitianer sind einen Schritt von einer Hungersnot entfernt.“
       
       Die UN-Organisation befürchtet, dass die schon jetzt nicht ausreichenden
       Bemühungen um humanitäre Hilfe zum Erliegen kommen könnten, weil die
       schlechte Sicherheitslage den Zugang zu den Menschen behindere, aber auch
       wegen versiegender finanzieller Mittel. Auch die Welthungerhilfe forderte
       die internationalen Geldgeber auf, die humanitären Mittel für Haiti
       aufzustocken.
       
       13 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Chaos-und-Gewalt-in-Haiti/!5997312
 (DIR) [2] https://www.nytimes.com/2024/03/12/world/americas/kenya-haiti-police-deployment.html
 (DIR) [3] /Krise-in-Haiti/!5997205
 (DIR) [4] /Vorerst-doch-keine-Haiti-Mission-der-UN/!5965850
       
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