# taz.de -- US-Repräsentantenhaus will Tiktok-Gesetz: Verbot wird wahrscheinlicher
       
       > Das US-Repräsentantenhaus hat am Mittwoch ein Gesetz verabschiedet, das
       > zum Verbot von Tiktok in den USA führen könnte. Ob der Senat zustimmt,
       > ist unklar.
       
 (IMG) Bild: Tiktok-Creators demonstrieren gegen ein Verbot ihrer Plattform vor dem Kapitol in Washington am 12. März
       
       WASHINGTON afp | Das US-Repräsentantenhaus hat ein Gesetz verabschiedet,
       das zum Verbot der populären Videoplattform Tiktok in den USA führen
       könnte. Die Abgeordneten stimmten an Mittwoch mit großer Mehrheit für die
       Vorlage, in der dem chinesischen Mutterunternehmen Bytedance mit einem
       Verbot der App in den Vereinigten Staaten gedroht wird, wenn es diese nicht
       innerhalb von 180 Tagen veräußert. Bytedance steht im Verdacht, der
       Kommunistischen Partei Chinas Zugriff auf Nutzerdaten zu ermöglichen.
       
       In einem seltenen Akt der parteiübergreifenden Geschlossenheit wird die
       Gesetzesinitiative gegen Tiktok im Repräsentantenhaus sowohl von den dort
       dominierenden oppositionellen Republikanern als auch von den Demokraten von
       Präsident Joe Biden unterstützt. Die Verabschiedung des Entwurfs durch die
       Kammer galt deshalb als gesichert.
       
       Hingegen ist die ebenfalls erforderliche Zustimmung durch den Senat – die
       andere Kongresskammer – ungewiss. Einige einflussreiche Senatoren haben
       sich gegen den Gesetzentwurf ausgesprochen. Auch der republikanische
       Ex-Präsident und voraussichtliche erneute Präsidentschaftskandidat Donald
       Trump stellte sich erst diese Woche gegen ein Tiktok-Verbot.
       
       Das Weiße Haus kündigte hingegen bereits an, dass Biden den Gesetzentwurf
       bei seiner Verabschiedung durch beide Kongresskammern abzeichnen und damit
       in Kraft setzen werde. Peking kritisierte das Gesetzesvorhaben am Mittwoch
       als „Mobbing-Verhalten“ und warnte in vager Form, dass dieses Vorgehen „den
       USA unvermeidlich noch Ärger bereiten“ würde.
       
       ## Bidens Debüt
       
       Das geplante Gesetz würde dem US-Präsidenten die Vollmacht verleihen, auch
       andere Apps als Bedrohung für die nationale Sicherheit einzustufen, wenn
       diese von einem Land kontrolliert werden, das von der US-Regierung als
       feindlich betrachtet wird.
       
       Die US-Bundesbehörden haben wegen der Datenschutzbedenken Tiktok von den
       Diensthandys verbannt. Frühere Initiativen für ein landesweites Verbot der
       App waren allerdings im Sande verlaufen.
       
       Auch hatte Biden erst vor vier Wochen sein eigenes Debüt auf der vor allem
       bei jungen Leuten überaus beliebten Plattform gegeben, die in den USA rund
       170 Millionen Nutzerinnen und Nutzer hat. In einem von Bidens Wahlkampfteam
       geposteten Video sprach der Präsident über den Wahlkampf und den „Super
       Bowl“, das Finale der US-Footballliga.
       
       Laut einem Bericht des Wall Street Journal sah Bytedance das Biden-Video
       als beruhigendes Zeichen dafür, dass Tiktok in den USA nicht bedroht sei –
       und war dann umso überraschter, als sich die Gesetzesinitiative im
       Repräsentantenhaus konkretisierte.
       
       Tiktok-Chef Shou Zi Chew reiste nach Washington und versuchte dort, in
       letzter Minute die Verabschiedung des Entwurfs zu verhindern. „Diese
       jüngste Gesetzgebung, die mit beispielloser Geschwindigkeit und ohne eine
       nützliche öffentliche Anhörung durchgejagt wird, bereitet ernsthafte
       verfassungsrechtliche Sorgen“, schrieb der Tiktok-Manager Michael Beckerman
       in einem von der Nachrichtenagentur AFP eingesehenen Brief an Vertreter des
       Repräsentantenhauses.
       
       ## Trumps 180-Grad-Wende
       
       Ein im vergangenen Jahr im US-Bundesstaat Montana verabschiedetes Gesetz
       zum Verbot von Tiktok war von einem Bundesgericht gestoppt worden, das
       darin eine mögliche Gefährdung der Meinungsfreiheit sah. Tiktok bestreitet
       auch jegliche Verbindungen zur chinesischen Regierung. Zudem versichert die
       Firma, sie habe sich so umstrukturiert, dass die Nutzerdaten in den USA
       blieben.
       
       [1][Trump vollzog unterdessen] in seiner Haltung zu Tiktok eine
       180-Grad-Wende. Während seiner Präsidentschaft hatte er sich dafür
       eingesetzt, Bytedance die Kontrolle über die App zu entziehen. Am Montag
       wandte er sich aber im Sender CNBC gegen ein Tiktok-Verbot mit dem
       Argument, dieses würde nur den US-Onlineriesen Meta und dessen Gründer Mark
       Zuckerberg stärken.
       
       Trump wirft Zuckerberg vor, ihm feindselig gesonnen zu sein. In dem
       Interview bezeichnete der Ex-Präsident Facebook als „Feind des Volkes“ –
       ein polemisches Etikett, das er häufig für ihm unliebsame Medien verwendet.
       Zugleich bestritt der Rechtspopulist, dass er seine Haltung zu Tiktok nur
       deshalb geändert habe, weil der Bytedance-Investor Jeff Yass seine
       Wahlkampagne mit Spenden unterstützt.
       
       Tiktok hat in den Nutzungszeiten längst Facebook und Instagram überholt.
       [2][Weltweit hat Tiktok mehr als eine Milliarde Nutzerinnen] und Nutzer.
       
       13 Mar 2024
       
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