# taz.de -- Frauen bei den türkischen Kommunalwahlen: Der große feministische Wurf?
       
       > Bei den Kommunalwahlen in der Türkei konnten sich überraschend viele
       > Frauen der CHP durchsetzen. Ein Zeichen für einen feministischen
       > Aufschwung?
       
 (IMG) Bild: Große Freude bei den AnhängerInnen der CHP in Ankara nach dem Wahlsieg
       
       Das Glück tanzte auf den Straßen der Türkei [1][am Abend des 31. März]. Mit
       der türkischen Fahne geschmückte Autos füllten die Straßen, Menschen
       spielten Pfeifen und Trommeln, zündeten Leuchtfackeln an, während
       kemalistische Hymnen ertönten – ganz so, als ob die Türkei die
       Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen hätte.
       
       Der Grund waren die vorläufigen Ergebnisse der Kommunalwahlen am selben
       Tag. Zum ersten Mal seit der Gründung der AKP 2001 schnitt die
       Oppositionspartei CHP besser ab. Die Wahlbeteiligung war mit knapp über 78
       Prozent niedriger als bei den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2023.
       Viele äußerten sich in den Wochen zuvor hoffnungslos auf Social Media,
       schienen nicht länger an die Macht ihrer Stimme zu glauben. Die Ergebnisse
       dürften ihnen ein wenig Hoffnung zurückgegeben haben.
       
       Auch Frauen [2][siegten am 31. März]. Elf Frauen wurden diesmal als (Ober-)
       Bürgermeisterinnen gewählt – vor den Wahlen gab es nur vier. Zudem gewannen
       Frauen in 61 kleineren Gemeinden. Die überwiegende Mehrheit sind
       Politikerinnen der CHP. Die Repräsentation ist also deutlich gestiegen,
       auch wenn sie immer noch nicht im demografischen Verhältnis steht. Aber ist
       das jetzt eine feministische Errungenschaft?
       
       Dass die Repräsentation von Frauen in Führungspositionen Gesellschaften
       positiv beeinflusst, ist wissenschaftliche Realität. Bei diesen
       Kommunalwahlen in der Türkei allerdings ging es ums Überleben. Die Lage der
       Wirtschaft ist katastrophal und die AKP spricht immer selbstverständlicher
       von der Scharia. Viele Menschen wählten die CHP nicht aus Überzeugung,
       sondern damit nicht die AKP gewinnt.
       
       Sich für das kleinere Übel entscheiden zu müssen, um auf die
       fundamentalsten Menschenrechte hoffen zu können oder sich Grundbedürfnisse
       wie Nahrung, sauberes Trinkwasser und ein Dach über dem Kopf leisten zu
       können, ist nicht unbedingt ein Sieg. Ein Blumentopf hätte diesmal
       [3][gegen die AKP gewinnen können]. Wie die AKP auf die Niederlage
       reagieren wird – ob sie daraus eine Lehre zieht oder den Menschen den Krieg
       erklärt –, ist noch eine offene Frage.
       
       2 Apr 2024
       
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 (DIR) Sibel Schick
       
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