# taz.de -- Masern im Flüchtlingszentrum Tegel: Tegeler Masernausbruch
       
       > Nachdem sich neun Bewohner des Ukraine-Ankunftszentrums mit Masern
       > angesteckt haben, wird geimpft. Zuvor fielen UkrainerInnen durch das
       > Raster.
       
 (IMG) Bild: Neun Bewohner des Ukraine-Ankunftszentrums haben sich mit Masern angesteckt – jetzt wird geimpft
       
       BERLIN taz | Im [1][Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel] wurden am Wochenende
       und Montag insgesamt neun Fälle von Masern nachgewiesen. Für viele Bewohner
       der Massenunterkunft führte das zu kurzzeitigen Quarantänemaßnahmen.
       
       Seit Montag 9 Uhr läuft auf Weisung des Gesundheitsamtes Reinickendorf eine
       Impfaktion. Allen Personen, die nach 1970 geboren wurden und die keinen
       Impfschutz nachweisen können, wird eine Masernimpfung angeboten. Laut
       Monika Hebbinghaus vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten LAF sei
       lediglich bei einer niedrigen zweistellligen Zahl der insgesamt 2.650
       BewohnerInnen die Impfung nicht möglich, etwa bei schwangeren Frauen. Diese
       Personen werden in Tegel separiert und besonders geschützt, sagt sie.
       
       MitarbeiterInnen des Ukraine-Ankunftszentrums sind nicht betroffen. Sie
       haben vor ihrer Arbeitsaufnahme einen Masern-Impfschutz nachweisen müssen,
       falls sie nicht vor 1970 geboren wurden und damit höchstwahrscheinlich in
       ihrer Kindheit eine Maserninfektion durchlebt hatten, die für einen
       lebenslangen Immunschutz sorgt.
       
       Der erste Masernfall und weitere Verdachtsfälle waren am Samstag
       nachgewiesen worden. Da hatte das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das das
       Ankunftszentrum betreibt, nach Darstellung von Monika Hebbinghaus aber
       lediglich Impfdosen für 669 Geflüchtete beschafft, die in den beiden
       betroffenen Wohnbereichen untergebracht waren.
       
       ## Masernfälle in Flüchtlingsheimen waren bis 2017 sehr häufig
       
       Masernfälle in Flüchtlingsheimen waren bis 2017 sehr häufig, denn die
       Krankheit ist hoch ansteckend, besonders wenn Menschen dicht gedrängt
       untergebracht sind. Impfungen galten nach dem Asylbewerberleistungsgesetz
       aber lange als [2][Vorsorgemaßnahmen, auf die AsylbewerberInnen keinen
       Anspruch hatten]. Erst wenn es die ersten Masernfälle gab, wurden
       BewohnerInnen durch das Gesundheitsamt geimpft.
       
       Das änderte sich 2017, als Berlin damit begann, einen mobilen Impfbus für
       Flüchtlingsheime einzusetzen. Die Zahl der Impfverweigerer unter
       Flüchtlingen ist verschwindend gering, so dass es hohe Impfraten gab und
       Masernausbrüche seitdem nicht mehr vorkamen. Seit 2020 sieht ein
       Infektionsschutzgesetz eine Masernimmunisierung für Asylbewerber,
       Flüchtlinge und Spätaussiedler in Gemeinschaftsunterkünften sogar zwingend
       vor.
       
       Während alle [3][Asylbewerber seitdem im Ankunftszentrum] in Reinickendorf
       gegen Masern geimpft werden, falls sie den Impfschutz nicht nachweisen
       können, geschieht das im Ukraine-Ankunftszentrum nicht. Monika Hebbinghaus:
       „Das haben wir bisher nicht so gesehen, weil die Ukrainer ja keine
       Asylbewerber sind. Aber wir ändern das jetzt.“
       
       Für Sina Stach vom Flüchtlingsrat ist das „verantwortungslos, denn dort
       wohnen die Menschen sehr gedrängt, und das betrifft auch Angehörige von
       vulnerablen Gruppen.“
       
       8 Apr 2024
       
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