# taz.de -- Soziale Ungleichheit in Deutschland: Fast 18 Millionen von Armut bedroht
       
       > Armut in Deutschland bleibt auf hohem Niveau. Mehr als jede*r Fünfte ist
       > gefährdet. Etwa 7 Prozent sind von erheblicher materieller Entbehrung
       > betroffen.
       
 (IMG) Bild: Über 20 Prozent der Gesellschaft sind von Armut bedroht, darunter viele Kinder
       
       WIESBADEN afp | Rund ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland ist
       weiterhin von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. 17,7 Millionen
       Betroffene gab es im vergangenen Jahr, teilte [1][das Statistische
       Bundesamt] am Mittwoch in Wiesbaden mit. Der Anteil an der Bevölkerung
       betrug 21,2 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr blieben die Zahlen nahezu
       unverändert. 2022 waren 17,5 Millionen Menschen oder 21,1 Prozent der
       Bevölkerung betroffen.
       
       Als von [2][Armut oder sozialer Ausgrenzung] bedroht gilt, wer ein
       Einkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze hat, dessen Haushalt von
       erheblichen materiellen und sozialen Entbehrungen betroffen ist oder wer in
       einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung lebt.
       
       Knapp 14,3 Prozent der Bevölkerung waren demnach 2023 armutsgefährdet. Ein
       Mensch gilt als armutsgefährdet, wenn er über weniger als 60 Prozent des
       mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. Im vergangenen Jahr lag
       die Schwelle für einen Alleinlebenden bei 1.310 Euro netto im Monat. Bei
       zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren lag er bei 2.751 Euro
       netto im Monat.
       
       6,9 Prozent der Bevölkerung waren [3][von erheblicher materieller und
       sozialer Entbehrung betroffen]. Konkret bedeutet das, dass die
       Lebensbedingungen der Betroffenen wegen des fehlenden Geldes deutlich
       eingeschränkt waren. Sie waren beispielsweise nicht in der Lage, ihre
       Rechnungen zu zahlen.
       
       9,8 Prozent der Bevölkerung unter 65 Jahren lebten in einem Haushalt mit
       sehr niedriger Erwerbsbeteiligung. Diese Situation liegt vor, wenn die
       Erwerbsbeteiligung der erwerbsfähigen Haushaltsmitglieder zwischen 18 und
       64 Jahren im Jahr vor der Erhebung weniger als 20 Prozent betrug.
       
       Für die EU lagen für 2023 nur wenige Daten aus anderen Ländern zum
       Vergleich vor. Von den bislang vorliegenden Ergebnissen war der Anteil der
       von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohter Menschen in Tschechien mit 12
       Prozent am niedrigsten. Vorläufiger Spitzenreiter war Bulgarien mit 30
       Prozent. 2022 lag Deutschland mit einem Anteil von 21,1 Prozent knapp unter
       dem EU-Schnitt von 21,6 Prozent.
       
       10 Apr 2024
       
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