# taz.de -- Halb so viele Pestizide: Özdemirs vage Pläne > Agrarminister Özdemir will weniger Gift auf Äckern. Umweltverbände halten > die Maßnahmen für zu unkonkret. Auch die Landwirte sind nicht glücklich. (IMG) Bild: Ein Landwirt spritzt seinen Getreidebestand mit einer Feldspritze gegen Fleckenkrankheit und Halmbruch BERLIN taz | Umweltverbände fordern in einem [1][offenen Brief] an Landwirtschaftminister Cem Özdemir konkrete Maßnahmen zur Reduktion des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft. Sie kritisieren das Diskussionspapier „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“, das vorher „Pestizid-Reduktionsprogramm“ hieß. Mit diesem will das Landwirtschaftsministerium verschiedene Akteure in die Reduktion von Pestiziden miteinbeziehen. Bis zum 3. Mai konnten etwa Umwelt- oder Bauernverbände Stellungnahmen zu dem Papier einreichen. Die darin formulierten Ziele des Landwirtschaftsministeriums, den Pestizideinsatz bis 2030 zu halbieren, unterstützen die Umweltverbände. Allerdings fehle es an „verbindlichen, erreichbaren und messbaren Maßnahmen“. Zu den 14 Verbänden, die den offenen Brief unterzeichneten, zählen unter anderem der BUND, der Nabu und der Bio-Anbauverband Demeter. „Der Pestizideinsatz ist seit Jahren andauernd zu hoch und das Artensterben in der Agrarlandschaft geht weiter“, betont Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND. Mit dem aktuellen Diskussionspapier rücke der Artenschutz in weite Ferne. Der Deutsche Naturschutzring, der Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen bezeichnet das Papier als „taktische Verzögerung“. Neben verbindlichen Zeitplänen brauche es auch eine Finanzierung der Pestizidreduktion. Die Verbände schlagen zum Beispiel eine Pestizidabgabe vor. Damit könnten Gelder für die Betriebe generiert werden, um sie bei der Umstellung zu unterstützen. Auch der Deutsche Bauernverband kritisiert das „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ – allerdings aus anderen Gründen. Er bezeichnet es als „Affront gegenüber der Landwirtschaft“. Bauernpräsident Joachim Rukwied erklärt: „Eine [2][pauschale Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln ist weder fachlich gerechtfertigt] noch praktisch umsetzbar. Als Grund nennt er unter anderem, dass „schlimmstenfalls die Versorgungssicherheit in Deutschland gefährdet“ werden könnte oder die Produktion ins Ausland verlagert würde. Die Umweltverbände argumentieren dagegen, dass chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel der Landwirtschaft langfristig mehr schaden als nutzen. „Sie beeinträchtigen Ökosysteme, sind mitverantwortlich für das Artensterben, schädigen Nützlinge“, heißt es in dem offenen Brief. Damit würden sie langfristig auch die Ernährungssicherheit und die [3][Zukunft der Landwirtschaft] gefährden. 6 May 2024 ## LINKS (DIR) [1] https://www.dnr.de/sites/default/files/2024-05/Offener_Brief__Zukunftsprogramm_Pflanzenschutz_240503.pdf (DIR) [2] /Pestizidverbote-und-mehr-Artenvielfalt/!5932864 (DIR) [3] /Agraroekonom-ueber-Proteste-in-Europa/!5989733 ## AUTOREN (DIR) Leonie Vogelsang ## TAGS (DIR) Landwirtschaftsministerium (DIR) Landwirtschaft (DIR) Schwerpunkt Pestizide (DIR) Schwerpunkt Artenschutz (DIR) Bauernverband (DIR) Cem Özdemir (DIR) Landwirtschaft (DIR) Landwirtschaft (DIR) Südtirol (DIR) Bauernprotest (DIR) Schwerpunkt Bayer AG ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Tierschutzgesetz der Ampelregierung: Mehr Rinderschutz in 10 Jahren Die schmerzhafte Anbindehaltung von Rindern soll verboten werden, aber nicht sehr bald. Ein Gesetzentwurf sieht weitreichende Ausnahmen vor. (DIR) Agrarsubventionen für Bauern: EU kippt zentrale Umweltauflagen Landwirte müssen nicht mehr Brachen einrichten. Minister Özdemir findet das okay. Dafür kassiert der Grüne Kritik aus den eigenen Reihen. (DIR) Apfelanbau in Südtirol: Pestizide bis hoch auf den Bergen Im italienischen Vinschgau wird viel Ackergift gespritzt, das auch die Natur trifft. Von dort stammen 10 Prozent der in Europa gegessenen Äpfel. (DIR) Nach Bauernprotesten: Pestizidgesetz der EU vom Tisch EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen zieht einen Vorschlag für ein Umweltschutzgesetz zurück. Ausschlaggebend war auch der Druck von Landwirten. (DIR) Umweltschützer drohen mit Klage: Juristen gehen gegen Glyphosat vor Die Deutsche Umwelthilfe und die Aurelia Stiftung legen Rechtsmittel ein gegen die Neuzulassung von Glyphosat. Das Pestizid schade der Artenvielfalt.