# taz.de -- Brand in Autonomen Jugendhaus: Rechte Attacke auf Jubiläumsfeier?
       
       > Teile des Autonome Jugendhauses in Bargteheide wurden durch ein Feuer
       > zerstört. In der Vergangenheit gab es mehrere Angriffe von
       > Rechtsextremen.
       
 (IMG) Bild: Vieles deutet auf einen Brandanschlag hin: Löscharbeiten im Garten des Autonomen Jugendhauses Bargteheide
       
       Das Sofa ist Asche, einzelne Holzträger sind stark verkohlt. Die Sitzhütte
       und ein Zaun am Autonomen Jugendhaus (AJH) im schleswig-holsteinischen
       Bargteheide wurde durch das Feuer zerstört. Die angebrannten Bäume auf dem
       Gelände bezeugen, dass die Flammen mehrere Meter hoch waren, sagt die
       Freiwillige Feuerwehr. Alles deutet auf einen Brandanschlag gegen das linke
       Zentrum hin.
       
       „Das regnerische Wetter hat wohl Schlimmeres verhindert“, sagt die Aktive
       aus dem Jugendhaus, die den Brand zuerst entdeckte. In der Nacht zu 26. Mai
       verübten bisher unbekannte Täter*innen den Anschlag. Der Zeitpunkt
       scheint nicht zufällig gewählt. Das [1][AJH] wurde in dieser Nacht 40 Jahre
       alt. Der Vorstand plant zusammen mit Jugendlichen vom 7. bis 9. Juni ein
       großes Sommerfest. Geplant sind Workshops und Graffiti-Flächen. Motto des
       Festivals: „Auch nach 40 Jahren kein Bock auf Nazis! No Racism! No Sexism!
       Just Dance!“
       
       Am Abend des Anschlages saßen gerade Aktive im Haus zusammen, um das
       Festival zu planen. „Vor dem Abschließen gingen diese wie üblich nochmals
       über das Gelände, um sicherzustellen, dass nichts vergessen wurde“, sagt
       ein Vorstandmitglied. Am nächsten Tag sei sofort aufgefallen, dass viele
       Gegenstände nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz standen. Eine
       Feuertonne, die am Vortag noch genutzt und anschließend gelöscht wurde, lag
       umgekippt nahe dem Brandort.
       
       Das Vorstandsmitglied sagt, dass sich die „mutmaßliche Brandstiftung in
       eine ganze Reihe vom Übergriffen auf das Jugendzentrum“ einreihen würde.
       Schon 2019 waren rechtsextreme Symbole und Parolen hinterlassen worden. In
       der Nacht zum 3. Februar dieses Jahres griffen etwa 15 Rechtsextreme das
       Zentrum an. Einige Tage nach einer Demonstration gegen Faschismus,
       Antisemitismus und [2][Rassismus] drangen sie gegen 21.30 Uhr auf das
       Gelände ein, belagerten den Containerkomplex, warfen Böller und griffen
       Personen an. Die Polizei nahm anfänglich keine Ermittlungen auf.
       
       Mangelnden Ermittlungswillen meint die Aktive nun erneut bemerkt zu haben.
       Nachdem sie den noch qualmenden und glühenden Brand am Sonntag gegen 13 Uhr
       entdeckt hatte, traf bald die Polizei ein. „Sie wirkten nicht sehr
       interessiert“, sagt sie der taz. Am Mittwoch habe die Kriminalpolizei aus
       Ahrensburg allerdings die Ermittlungen aufgenommen, berichtet das
       Vorstandsmitglied.
       
       Die Kommunalpolitik schenke dem AJH [3][keine große Aufmerksamkeit], meint
       die Aktive. Dabei gab es im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein [4][so
       viele rechtsextreme Gewalttaten wie noch nie]. Das sagt Felix Fischer von
       Zentrum für Betroffene rechter Gewalt – kurz Zebra. 2022 erfasste das
       Monitoring des Zebras 104 Vorfälle, 2023 waren es 136. 187 Menschen waren
       betroffen.
       
       „Der Anteil der betroffenen Kinder und Jugendlichen ist mit rund 20 Prozent
       weiterhin besorgniserregend hoch“, sagt Fischer. Der mutmaßliche
       Brandanschlag zeige eine „Kontinuität von Angriffen von rechts, bei denen
       Menschen, die sich für ein demokratisches, offenes Miteinander einsetzen,
       zur Zielscheibe werden“ ein, sagt auch eine Mitarbeiterin des Regionalen
       Beratungsteams Lübeck. Umso wichtiger ist Solidarität.
       
       1 Jun 2024
       
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